Fleisch-Ersatz: Die Sojabohnen mit dem Schweine-Anteil

Ein Start-up will Sojaprodukte genetisch so verändern, dass diese mehr nach Tier schmecken. Der Name ist Programm: Piggy Sooy.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 167 Kommentare lesen
Schwein
Lesezeit: 3 Min.

Viele Alternativen zu Fleisch werden aus Soja hergestellt, sei es nun klassischer Tofu oder vegetarisches Hack. Das Problem: Das Pflanzenprotein schmeckt sehr neutral. Möchte man also auch Fleischesser zum Umstieg bewegen, liegt es an den Würzstoffen, dem Geschmack von Fleisch nahezukommen. Das britische Start-up Moolec Science hat sich daher einen besonderen Weg überlegt: Es will Eiweiße von Schweinen gentechnisch direkt in Sojapflanzen integrieren, so dass die Sojabohnen "fleischiger" schmecken sollen.

Der leicht alberne Name des resultierenden Produkts: "Piggy Sooy". "Der Name unserer Plattform entstand während einer internen Teambesprechung", so Produktchef Henk Hoogenkamp gegenüber MIT Technology Review. "Er bezieht sich auf die Pflanze (Soja), aus der die tierischen Proteine (Schweinefleisch) gewonnen werden. Wir finden ihn ganz toll." Schon zuvor hatte Moolec mit Rindfleischproteinen experimentiert, die von veränderten Erbsenpflanzen generiert werden sollen. Mit diesem Vorgehen auf dem Weg zum Fleisch-Ersatz unterscheidet sich Moolec etwa von Start-ups, die Alternativen auf reinen Pflanzenproteinen anbieten, und solchen, die sich auf sogenanntes Laborfleisch spezialisiert haben, das in Nährlösungen in Bioreaktoren auf Basis von tierischen Zellen gezüchtet wird. Letzteres Verfahren gilt besonders bei der Herstellung der Nährlösung als energieintensiv.

Dass dabei Gentechnik zum Einsatz kommt, stört das Start-up nicht. "Lebensmittel, die gentechnisch veränderte Organismen enthalten, sind in der weltweiten Lebensmittelindustrie weit verbreitet", sagt Hoogenkamp. Das gelte auch für die EU. Allerdings ist aktuell noch unklar, ob die Firma eine Zulassung für den europäischen Markt erhalten würde. "Der Weg in der EU für Produkte wie die, die aus unserer Piggy-Sooy-Plattform hervorgehen werden, muss weiter geklärt werden." Erst kürzlich schlug die EU-Kommission eine Lockerung im Umgang mit gentechnisch veränderten Pflanzen in der Landwirtschaft vor, doch die soll für solche Pflanzen gelten, denen ausschließlich Gene der eigenen Art hinzugefügt wurden. Auf "Piggy Sooy" würde das nicht zutreffen.

Konkrete Details dazu, wie das gentechnisch veränderte Soja entsteht, verrät Moolec bislang nicht. Die Firma hat aber nach eigenen Angaben eine Pflanze erzielt, die Sojabohnen produziert, bei denen ein Viertel der löslichen Proteine aus Schweineproteinen besteht. Im Resultat haben die Bohnen eine zarte rosa Färbung im Innern. Dies liege an der genetischen Veränderung der Samen, so Hoogenkamp. Die Firma wollte aber gegenüber dem "New Scientist" allerdings nicht verraten, ob die hinzugefügten Gene ein Protein mit einer eisenhaltigen Häm-Gruppe wie Myoglobin kodieren. Dieses würde die Färbung und den Fleischgeschmack erklären.

(Bild: Moolec)

Auch zum Geschmack äußert sich Moolec noch nicht. "Wir können uns derzeit nicht zu diesem Thema äußern, da es sich um ein internes Entwicklungsprojekt handelt." Als Vermarktungsstrategie sieht die Firma den Verkauf der resultierenden Patente und Technologien an einen Dritten zu lizenzieren. Das können Unternehmen aus der Lebensmittel- oder Zutatenbranche sein, die dem aktuellen Trend zum sogenannten Molecular Farming folgen. Allerdings soll es nicht bei Schweine- und Rinderproteinen bleiben. Moolec, das an der US-Technologiebörse NASDAQ gelistet ist, sieht laut Hoogenkamp ein "breites Spektrum von Branchen, etwa die Pharma-, Kosmetik-, Diagnostik- und andere Lebensmittelindustrien".

(bsc)