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Forscher: YouTube wird seinen Empfehlungsalgorithmus noch zielgenauer machen

Sascha Mattke
Forscher: YouTube wird seinen Empfehlungsalgorithmus noch zielgenauer machen

(Bild: Ms. Tech / YouTube)

Gezielt vorgeschlagene Inhalte können zu einer Einengung des Blicks führen. Das ist politisch gesehen heikel, wird aber aus kommerziellen Gründen ausgebaut.

Empfehlungsalgorithmen wie der von YouTube haben großen Einfluss darauf, welche Inhalte im Internet konsumiert werden. Weil sie unter anderem auf den Präferenzen der einzelnen Nutzer basieren, können diese Systeme zu Einseitigkeit und Radikalisierung führen, was zunehmend kritisch gesehen wird. Trotzdem haben Forscher der YouTube-Muttergesellschaft Google jetzt ein Verfahren vorgestellt, dass die Empfehlungen noch treffsicherer machen soll. Das berichtet Technology Review online in "Noch mehr Filterblasen bei YouTube? [1]".

Für die YouTube-Seitenleiste mit empfohlenen Videos wird derzeit zunächst eine Shortlist von Videos erstellt, die zum Thema und anderen Merkmalen des gerade angesehenen Videos passen. Dann sortiert der Maschinenlernalgorithmus diese Liste nach den Präferenzen des jeweiligen Nutzers, wofür er alle Klicks, Likes und sonstigen Interaktionen auswertet.

Für die Zukunft zielen die Google-Forscher jetzt auf ein Problem dabei ab, das sie als "implizite Verzerrung" bezeichnen: Die Empfehlungen haben selbst Einfluss auf das Nutzerverhalten, sodass nicht immer klar ist, ob ein Video angeklickt wird, weil es wirklich interessant ist, oder nur wegen der Empfehlung dafür. Der neue Algorithmus, der bereits im Web getestet wurde, dagegen berücksichtigt die Position von Videos in der Empfehlungsleiste: Je höher sie stehen, desto geringer ist ihr Gewicht bei der Auswertung des Klicks darauf in der Empfehlungsmaschine.

Ob das neue System dauerhaft eingesetzt werden soll, ist dem Aufsatz [2] nicht zu entnehmen. Guillaume Chaslot, ein früherer YouTube-Entwickler, der heute die Website AlgoTransparency.org betreibt, ist nach eigener Aussage aber "ziemlich sicher", dass es bald dazu kommen wird: "Die Forscher schreiben, dass es die Betrachtungszeit um 0,24 Prozent erhöht. In Dollars berechnet könnten das zig Millionen sein."

Lesen Sie dazu auch:

Mehr dazu bei Technology Review online:

(sma [7])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-4543717

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/hintergrund/Noch-mehr-Filterblasen-bei-YouTube-4543700.html
[2] https://dl.acm.org/citation.cfm?id=3346997
[3] https://www.heise.de/news/YouTube-Studio-verbessert-die-Verwaltung-von-Kommentaren-4541592.html
[4] https://www.heise.de/news/YouTube-diskriminiert-LGBTQ-Videos-aus-Versehen-4543567.html
[5] https://www.heise.de/news/YouTube-macht-Rueckzieher-beim-Verifizierungsprogramm-4535794.html
[6] https://www.heise.de/hintergrund/Noch-mehr-Filterblasen-bei-YouTube-4543700.html
[7] mailto:s.mattke@gmail.com