Google Wifi im Test: Bedienung klasse, Durchsatz ok

Seite 2: WLAN-Merkmale

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Alle aktuellen Verteilsysteme arbeiten mit zwei schnellen WLAN-Modulen, die Clients auf den beiden Funkbändern 2,4 und 5 GHz gleichzeitig über zwei MIMO-Streams versorgen (IEEE 802.11n mit maximal 300 MBit/s brutto und 11ac mit 867 MBit/s). Dabei läuft über diese Module meist auch der Backbone, sodass ein Node dafür etwas von der Kapazität abknappst, die sonst den Clients zur Verfügung steht. Bessere WLAN-Verteiler wie Netgear Orbi und Linksys Velop haben hingegen ein für den Backbone reserviertes drittes 5-GHz-Funkmodul. In Netgears teuerster Orbi-Variante RBK50 arbeitet das sogar mit doppelter Geschwindigkeit (vier Streams, 1733 MBit/s). Google Wifi gehört indes zur Sparkategorie mit nur zwei Funkmodulen, was einen Teil der Preisdifferenz erklärt.

Im 5-GHz-Band, das deutlich höhere Funkdatenraten als das 2,4-GHz-Band ermöglicht, arbeitet Google Wifi mangels DFS (Radarschutztechnik) nur auf den unteren Kanälen 36 bis 48. Dadurch drohen gegenseitige Störungen mit Nachbar-WLANs, die ebenfalls auf diesen Kanälen funken, sodass alle weniger Durchsatz bekommen. Google begründet das fehlende DFS mit den beim Kanalwechsel im 5-GHz-Band fälligen Wartezeiten (60 Sekunden oberhalb Kanal 48, bei den Wetterradar-Kanälen 120–128 sogar 10 Minuten), die zu störenden Unterbrechungen führen können. Gleichwohl sollten Clients dann von selbst auf das weiterlaufende 2,4-GHz-WLAN von Google Wifi umschalten. Google untersucht, wie sich die Unterbrechungen minimieren lassen und will DFS eventuell nachreichen.

Im WLAN-Test gegen ein Aspire-V3-Notebook als Client schlug sich Google Wifi ganz passabel: Wir maßen über 20 Meter durch Wände je nach Ausrichtung von Node und Notebook zwischen guten 55 und sehr guten 95 MBit/s im 2,4-GHz-Band. Bei 5 GHz war es ähnlich schnell (52 bis 105 MBit/s), was aber nur als zufriedenstellend durchgeht, weil hier einiges mehr möglich wäre. Die bisher von c't getesteten WLAN-Verteiler Netgear Orbi (RBK50) und Linksys Velop bedienen ihre Clients ebenfalls mit nur 2-Stream-WLAN und liefern daher in dieser Situation einen ähnlichen Durchsatz.

Wegen der deutlichen Ausrichtungsabhängigkeit von Google Wifi lohnt sich der Versuch, die Ausleuchtung der Wohnung durch Drehen zu optimieren. Nach unseren Ergebnissen strahlen die Nodes nach vorn etwas besser ab.

Der WLAN-Chip IPQ4019 in den Nodes beherrscht auch Multi-User-MIMO, um mehrere, ebenfalls MU-MIMO-fähige Clients im 5-GHz-Band tatsächlich gleichzeitig mit Daten zu versorgen. Damit steigt der Summendurchsatz der Funkzelle, was mehr Bandbreite für alle ergibt. Laut dem Chiphersteller Qualcomm soll man selbst beim schmalen 2-Stream-WLAN von Google Wifi im Optimalfall 40 Prozent mehr Durchsatz bekommen. Doch anscheinend hat Google MU-MIMO nicht aktiviert, denn mit zwei Single-Stream-Adaptern Linksys WUSB6100M konnten wir keinen Gewinn feststellen.

Google-Wifi-App (6 Bilder)

Die Google-Wifi-App zeigt in der Zusammenfassung nicht nur, ob alle Nodes online sind und wie flott die Internetverbindung beim letzten Test war. Hier gibts auch Tipps zu Funktionen und Support.

Ein Repeater-Node kann die Verbindung per Ethernet-Kabel an einen stationären Client weitergeben, zum Beispiel an einen PC oder eine Settopbox. Über 20 Meter maßen wir mit Google Wifi 55 bis 113 MBit/s. Schon hier können die teureren Konkurrenten sich absetzen: Velop schaffte das Doppelte (115 bis 223 MBit/s) und Orbi legte noch eine Schippe drauf (304 bis 321 MBit/s).

Stand das wieder drahtlos gekoppelte Notebook zusätzliche 6 Meter weiter und durch Wände vom Repeater entfernt, stellte sich bei Google Wifi ein Durchsatz von 68 MBit/s (2,4 GHz) beziehungsweise 50 MBit/s (5 GHz) ein. Der Client bekam im Test also stets genug Datenrate, um auch einen VDSL-50-Anschluss ausreizen zu können.

Doch in dieser Situation zeigt Orbi, was ein separater Backbone bringt: Wir maßen damit vor einigen Monaten im gleichen Setup 139 MBit/s netto, also mehr als doppelt so viel wie Google Wifi lieferte, wenn der Client im 5-GHz-Band angebunden war. Damit kann man also auch Downlink-Raten von VDSL-Vectoring- oder schnellen Kabel-Anschlüssen über die größere Distanz ausschöpfen.

Die Leistungsaufnahme der Google-Wifi-Nodes war mit 3,3 Watt (ein Ethernet-Port belegt) erfreulich niedrig. Ein Google-Wifi-System mit zwei Nodes (zusammen 6,3 Watt) wird also bei Dauerbetrieb und 30 Cent/kWh rund 17 Euro Stromkosten im Jahr verursachen. Die Statusleuchte in der Gehäusetaille lässt sich übrigens bis zum Erlöschen dimmen.

Bei den Konkurrenten muss man sich wegen des dritten Funkmoduls auf höhere Stromkosten einstellen: Ein Velop-System zog im c't-Test rund 10 Watt, Orbi RBK50 noch ein Quäntchen mehr (12 Watt), aber dafür bekommt man auch mehr WLAN-Performance.

WAN-seitig unterstützt Google Wifi DHCP, statische Adressen und PPPoE. Mit üblichen Internetanschlüssen kommt es klar, nicht aber beispielsweise mit dem VDSL der Deutschen Telekom, wenn dieses noch mit VLAN-Tagging arbeitet.

Wer nicht auf IPv6 verzichten mag und eigenen DNS-Servern mehr vertraut als dem Google-DNS-Dienst, der richtet sich das in den erweiterten Netzwerkeinstellungen passend ein.

Im DHCP-Betrieb schlug der Router-Node Daten mit Gigabit-Ethernet-Wirespeed um (940 MBit/s), bei PPPoE war es etwas weniger (500/446 MBit/s Down/Upstream). Seine NAT-Performance reicht also auch für die nächste Generation von Internetanschlüssen. Der interne IPv4-Adressbereich ließ sich nicht ändern, der Router-Node arbeitet immer mit 192.168.86.x/24.

In der Geräteübersicht der App kann man bestimmten Clients Vorrang gewähren (QoS), ihnen per DHCP-Reservierung immer dieselbe interne Adresse zuweisen lassen und auch Portweiterleitungen anlegen. Letzteres geht zurzeit allerdings nur für IPv4-Verkehr. Zwar beherrscht Google Wifi schon IPv6, doch muss man das Protokoll manuell aktivieren. IPv6-Hosts ließen sich anschließend aus dem Internet anpingen. Das kann man als kleinen Sicherheitsmakel werten, wenn man Hosts vor dem bösen Internet verbergen will. Aber Windows 10 antwortet im Werkszustand nicht auf IPv6-Pings und auf anderen PC-Betriebssystemen kann man Ping-Antworten abschalten (Stealth Mode).

An IPv6-Freigaben arbeitet Google noch. Auch gehen DNS-Anfragen über IPv6 zurzeit nur mit Googles DNS-Servern, doch auch das soll sich mit einer kommenden Firmware ändern. Google hat in den acht Monaten seit Erscheinen des Systems in den USA immerhin sechs Updates veröffentlicht.

Google Wifi legt auf Wunsch ein Gast-WLAN an, das vom internen Netz getrennt ist. Ferner kann man etwa den Internetzugang der Sprösslinge im "Familien-WLAN" zeitlich beschränken und auch manuell "pausieren". Offensichtlich ist auch ein Jugendschutz in Vorbereitung: Der Router-Node antwortete auf Port 8081 mit dem Text "Hmm...this site may not be allowed" und dem Hinweis, man möge sich an seine Eltern wenden.