Google Street View mit eigenen 360-Grad-Aufnahmen erweitern

Seite 3: Gemütlich radeln

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Ein Fahrrad (oder ein E-Bike) wäre also das perfekte Fortbewegungsmittel. Dafür muss man die Kamera aber irgendwie montieren, um die Hände frei zu haben. Zwei Lösungen probierten wir aus: Zunächst bestellten wir für rund 35 Euro das Paket mit Halterungen für Radfahrer aus dem Shop des Herstellers Insta360. Mit dabei ist eine Halterung, die man auf einem Fahrradhelm aufkleben kann. Sofern es eine passende Stelle auf dem Helm für das Klebepad gibt, wirkt das sehr stabil. Beim Radeln muss man nur sehr aufrecht sitzen und darf den Kopf nur wenig bewegen.

Mit Zubehör aus dem Film- und Lichtbedarf installierten wir die 360-Grad-Kamera an einem E-Bike. Mit dem Aufbau sind auch längere Strecken zügig dokumentiert.

Parallel experimentierten wir mit Material aus dem Film- und Lichtzubehör: Eine Universalklemme (Super Clamp 035) an der Sattelstütze und ein beweglicher Arm (Magic Arm), beide vom Stativhersteller Manfrotto, gaben eine schöne Fahrradhalterung ab. Was in Hollywood bei Actionszenen an Autos montiert wird, um schwerere Kameras zu tragen, kann für eine kleine Actioncam nicht schlecht sein. Den ausziehbaren Selfiestick schraubten wir auf den Manfrotto-Arm, sodass er hinter Sattel und Rücken des Radlers nach oben ragte. Die Installation erwies sich als ausreichend stabil, klapperte nicht und störte auch beim Fahren nicht. Mit dieser Ausstattung dokumentierten wir zum Test zunächst Feldwege mit Videos von jeweils fünf Minuten Länge. Während die Aufnahme läuft, muss die App geöffnet sein. Für längere Touren ist eine Lenkerhalterung fürs Rad eine sinnvolle Anschaffung.

Für den Upload zu Google sollte man sich nach Hause begeben, um das Datenvolumen nicht überzustrapazieren. Zunächst muss man sich aber noch einmal mit dem WLAN der Kamera verbinden und die aufgenommenen Videos von der Kamera auf das Telefon kopieren. Dafür wechselt man unten in der App auf "Album" und dann oben auf "Kamera". Tippt man auf ein Video, kann man eine Vorschau sehen und mit dem Pfeil oben rechts den Download in den lokalen Speicher des Telefons starten.

Ist das erledigt, finden Sie Ihr Video im Reiter "Lokal". Die Kamera können Sie jetzt abschalten und sich mit einem anderen WLAN verbinden. Öffnen Sie jetzt Ihr Video und prüfen Sie noch einmal, ob Sie diese Inhalte mit der ganzen Welt teilen möchten. Oben finden Sie ein Symbol mit einem Pfeil nach oben zum Teilen des Videos. Wählen Sie hier "Street View". Zuerst werden die Standbilder extrahiert, dann beginnt der Upload. Während der läuft, muss die App offen sein.

Etwa eine Woche nach dem Upload kann man seine Bilder bei Street View bewundern und sich mit den Pfeilen darin bewegen. An trüben Wintertagen sind die Bilder aber etwas matschig.

Nach dem Hochladen sehen Sie zunächst nichts. Bevor Google die Bilder für alle Welt anzeigt, werden diese nämlich geprüft. In unseren Tests dauerte das etwa fünf Tage, Google spricht von bis zu 14. Dass überhaupt etwas passiert ist und die Fotos in Bearbeitung sind, sehen Sie nur, wenn Sie die Street-View-App auf dem Handy installieren, sich an dieser mit dem Google-Konto anmelden, oben links das Menü öffnen, dort "Galerie" auswählen und den Reiter "Profil" antippen. Solange unter den Fotos "In Bearbeitung" steht, sind sie bei Street View nicht öffentlich.

Ganz von allein landen der Lieblingsradweg oder das Heimatdorf auch mit einer 360-Grad-Kamera nicht bei Street View. Mit etwas Vorbereitung kann man mit dem Video-Modus aber recht zügig zusammenhängende Abschnitte dokumentieren. Die Bedienung der App ist teilweise etwas fummelig und zu verspielt, sie erledigt viele Arbeiten aber im Hintergrund – so kommt man wesentlich schneller zum Ziel, als wenn man die Fotos von einer 360-Grad-Kamera erst einzeln auf einen PC kopieren, dort bearbeiten und dann hochladen würde. Bei der Bildqualität muss man wegen der Videoaufnahmen aber Abstriche machen. An einem sonnigen Tag sind sie mehr als ausreichend, an trüben Tagen im Dezember war das Ergebnis aber etwas matschig. Hier könnte der Hersteller nachbessern und einen Serienbild-Modus nachliefern, der in einem einstellbaren Abstand hochauflösende Bilder macht und mit Geo-Koordinaten abspeichert, anstatt sie zu einem Film zu komprimieren.

Insgesamt macht das Fotografieren für Street View Spaß: Wer nach einer kontaktarmen Beschäftigung an der frischen Luft sucht, kann mit 360-Grad-Kamera und Helm- oder Fahrradhalterung Technikbegeisterung und Bewegung gut kombinieren und nebenbei seine Ergebnisse mit der ganzen Welt teilen.

c’t Ausgabe 11/2021

In c’t 11/2021 untersuchen wir die Chancen und Risiken von Kryptogeld. Außerdem zeigen wir, wie Sie den Ton im Videocall verbessern können, wir haben 4K-Monitore mit USB-Dock und Tischaufsätze fürs Homeoffice getestet und Software fürs Vereinsmanagement. Sie erfahren, wie Sie den Raspi blitzschnell einrichten, Fotos per KI entrauschen und mit 3D-Fotos Googles Street View bereichern können. Ausgabe 11/2021 ist ab dem 7. Mai im Heise-Shop und am gut sortierten Zeitschriftenkiosk erhältlich.

(jam)