Headhunter​: "Schwarze Schafe tragen ihre Farbe nicht nach Außen“​

Weil gutes IT-Personal schwer zu finden ist, setzen Unternehmen auf Personalberater. Das sind Profis bei der Bewerbersuche – aber leider nicht alle seriös.

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(Bild: fizkes/Shutterstock.com)

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Von
  • Peter Ilg

Wegen der Knappheit nutzen Unternehmen mehr Möglichkeiten, um an IT-Personal zu kommen. So beauftragten in diesem Jahr 22 Prozent der Firmen Personaldienstleister mit der Suche nach Mitarbeitern. Das ist nahezu eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr (14 Prozent). Diese Zahlen stammen vom Bitkom. "Weil der Personalmangel zunimmt, weiten die Firmen ihren Mix an Möglichkeiten bei der Personalsuche aus", sagt Wolfram Tröger. Er ist ein erfahrener Personalberater, jetzt im Vorstand der Personalberatung Tröger &Cie. AG, außerdem Vize-Präsident im Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen. Mit der Zunahme an Aufträgen für Personalberatungen steigt das Risiko, dass unseriöse Berater sich bei interessanten Kandidaten melden.

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Herr Tröger, weshalb werden Personalberater immer wichtiger bei der Besetzung von Stellen?

Wolfram Tröger, Vorstand der Personalberatung Tröger &Cie. AG.

Aufgrund des demografischen Wandels leben wir in einem Kandidatenmarkt, der insbesondere in der IT und beispielsweise in Gesundheitsberufen sehr ausgeprägt ist. Weil es in diesen Tätigkeitsfeldern mehr Stellenangebote als erforderliche Kandidaten gibt, ist es für die Unternehmen schwieriger geworden, Mitarbeiter zu gewinnen. Deshalb erweitern sie ihren Methoden-Mix bei der Personalbeschaffung auch in Richtung Personalberatung. Wir gehen im Verband davon aus, dass die Suche erfolgreicher sein kann, wenn über mehrere und verschiedene Kanäle gesucht wird. Das Headhunting ist dafür ein sehr wichtiger und erfolgreicher Weg.

In welchen Fällen beauftragen Unternehmen Personalberater mit der Suche nach geeigneten Kandidaten?

Es sind im Wesentlichen drei Fälle. Zum Ersten, wenn es um exponierte Positionen geht, etwa ein Chief Information Officer. Bei solch hochrangigen Kandidaten tun sich Mitarbeiter aus Personalabteilungen schwer, Top-Kandidaten auf Augenhöhe zu begegnen. Die hierarchischen Unterschiede sind häufig zu groß. In Variante zwei geht es um vertrauliche Positionen, von denen insbesondere direkte Wettbewerber nicht mitbekommen sollen, dass Experten für eine bestimmte Aufgabe gesucht werden. Daraus könnten sie einen Strategiewechsel oder eine erhöhte Produkt- oder Dienstleistungsnachfrage ableiten. Drittens: das Unternehmen hat selbst schon mehrere vergebliche Versuche der Stellenbesetzung hinter sich. Schließlich entscheidet es sich dafür, Geld in die Hand zu nehmen und einen externen Berater mit der Suche zu beauftragen.

Was können Personalberater bei der Personalsuche besser als die Mitarbeiter in den Personalabteilungen der Unternehmen selbst?

Personalberater haben die Expertise für ein Beratungsprojekt, in diesem Fall geeignete Kandidaten zu finden, um all die möglichen Hindernisse zu umschiffen, die in solchen Projekten aufkommen können. Es ist nämlich nicht damit getan, geeignete Personen zu identifizieren. Sie müssen passend angesprochen und für ein mögliches neues Umfeld begeistert werden. Sie brauchen seriöse und qualifizierte Informationen und das ohne Berührungsängste, wenn ein Kandidat von A zu B, die direkte Wettbewerber sind, wechseln soll. Neutrale Personalberater reduzieren solche Ängste der Kandidaten, Mitarbeiter von Personalabteilungen sind parteiisch. Insgesamt gesehen ist es eine Summe von einzelnen, für sich genommen unscheinbaren Punkten, die im Gesamten zum Mehrwert führen. Dazu zählt sicher auch das Netzwerk an geeigneten Kandidaten, über das gute Personalberater verfügen.

Ist das Kandidatennetzwerk das größte Kapital von Personalberatern?

Ja, sicherlich, weil sie darüber sogar Zugang zu Nischen und Ecken eines Branchensegmentes haben. Sie sollten sich nur nicht darauf verlassen. Weil neben den zehn Spezialisten, die sie kennen, es weitere zehn gibt, von denen sie noch nichts wissen. Die müssen sie aber finden, um sich ein gesamtes Bild über den Personalmarkt eines spezialisierten Segments machen zu können.

Sind gute Personalberater spezialisiert auf bestimmte Positionen, Branchen, Berufe?

Ohne Spezialisierung funktioniert in unserer arbeitsteiligen Welt so gut wie nichts mehr. Deshalb teilen sich Personalberatung ihre Dienste üblicherweise in Branchen oder Position auf, wobei es durchaus Berater gibt, die Branche und Position miteinander verbinden. Die suchen dann ausschließlich IT-Führungskräfte für etwa die Automobilbranche und keine Fachkräfte für diese Industrie.

Wie viele Personalberater gibt es in Deutschland und wie ist der Trend: Werden es mehr, weil die Nachfrage steigt?

Ja, in den letzten zwei, drei Jahren ist die Anzahl der in der Personalberatung Beschäftigen von etwa 14.000 auf 15.000 Personen gestiegen, davon sind rund 8.000 Berater. Bei den Personalberatungen fand ein Zuwachs um rund 300 Unternehmen auf nun 2.500 statt. Diese Zahlen beziehen sich auf hochwertige Beratungstätigkeiten, dem Executive Search. Dabei geht es um anspruchsvolle und qualifizierte Jobs.

Personalberater ist kein gesetzlich geschützter Berufsbegriff und somit darf sich jeder so nennen. Deshalb gibt es wohl auch schwarze Schafe unter Personalberatern. Woran erkennt man sie?

Auf den ersten Blick nicht, weil sie ihre Farbe nicht nach außen tragen. Ob es weiße oder schwarze Schafe sind, müssen die Kandidaten durch gezielte Fragen herausfinden. Ich rate dazu, nach ihrer Spezialisierung zu fragen und herauszufinden, wie gut sie ihren Mandanten kennen. Wichtig ist auch zu wissen, ob der Berater exklusiv in dem Auftrag unterwegs ist. Er sollte auch das weitere Prozedere im Prozess kennen. Wenn er auf diese Fragen vernünftige Antworten geben kann, ist die Wahrscheinlichkeit relativ gering, dass es ein unseriöser Berater ist.

Worum geht es solchen Leuten?

Ich will ihnen überhaupt nicht den guten Willen dafür absprechen, ihren Job gut machen zu wollen. Aber weil es keine formalen Voraussetzungen für diese Tätigkeit gibt, beherrschen manche weder das Handwerkszeug noch die Spielregeln. Einige wollen nur ihre Datenbank füllen, sprechen dafür wild Kandidaten an, um Unternehmen massig Lebensläufe zuschicken zu können und versuchen so, Umsätze zu generieren. Wenn Personalberatung qualifiziert betrieben werden will, dann setzt das Fachwissen voraus, das etwa in einem Studium mit Schwerpunkt Personalwesen erlernt wurde oder mittels praktischer Erfahrung als Personaler in einem Unternehmen.

Ist Personalberatung eine lukrative Tätigkeit?

Es gibt unterschiedliche Honorarmodelle, wobei die Kopplung an das Jahreseinkommen eine übliche Variante ist. Unter 25.000 Euro wird eine qualifizierte Personalberatung kein Projekt annehmen. Darüber hinaus sind 30 Prozent des Jahreseinkommens als Honorar üblich.

(axk)