Historische Kryptografie: Ein Brief aus der Jakobiten-Rebellion entschlüsselt

Mit modernen Verfahren und einem schnellen Computer hat ein Kryptologe einen Brief entschlüsselt und liefert der Geschichtsforschung eine neue Quelle.

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, Albert Hulm

(Bild: Albert Hulm)

Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Nils Kopal
Inhaltsverzeichnis

England im Jahr 1724: Das Land blickt auf einen gewaltigen politischen Umbruch zurück und ist noch immer nicht zur Ruhe gekommen. 1689 wurde König Jakob II., Katholik und Mitglied der Familie Stuart, vom Thron vertrieben. Der Überlieferung nach warf er auf der Flucht das Staatssiegel in die Themse und setzte sich nach Frankreich ab. Obwohl Jakob 1701 starb, versuchten seine Anhänger, die Jakobiten, immer wieder Aufstände zu provozieren, um den Thron für die Familie Stuart zurückzuerobern. In dieser politisch angespannten Lage setzt sich eine Person, die mutmaßlich den Jakobiten nahesteht, an ihren Schreibtisch. Sie nimmt einen Stapel Papier und verfasst am 24. Februar 1724 einen Brief. Verschlüsselt, damit der Inhalt nicht in falsche Hände gerät. Die Jakobiten hatten nichts Geringeres im Sinn, als den König zu stürzen.

England im Jahr 2024: Katy Makin ist Archivarin der "University College London (UCL) Special Collections", einem Archiv, das rund 10.000 Regalmeter mit seltenen Büchern und Manuskripten aus der Zeit ab dem vierten Jahrhundert bis heute beherbergt. Makin ist damit beschäftigt, das Brougham-Archiv zu katalogisieren, das Familienarchiv des 1. Baron Brougham und Vaux, Henry Brougham (1778-1868), einer der Gründer des University College London. Knapp 160 Regalmeter umfasst seine Familiensammlung, die Schriften des Barons sind darin genau so enthalten wie die seiner Vorfahren und Verwandten. Beim Katalogisieren stößt Katy in einer Schachtel auf ein offenkundig verschlüsseltes handschriftliches Dokument, bestehend aus Zahlen, Punkten, Bindestrichen und einigen englischen Worten in Klartext. Der Fund erregt ihre Aufmerksamkeit und sie entscheidet sich, einige der Seiten des Dokuments auf der Plattform X zu teilen – in der Hoffnung, dass jemand das Krypto-Rätsel lösen kann. Der Brief kann nicht von Henry Brougham selbst stammen, der erst 50 Jahre später geboren wurde; der Autor oder Empfänger dürfte vielmehr ein Vorfahre gewesen sein, der in die politischen Ereignisse des 18. Jahrhunderts verwickelt war.

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Als ich kurz nach Katys Post die verschlüsselten Seiten auf X entdecke, ist auch mein Interesse geweckt. In der Vergangenheit hatte ich bereits erfolgreich verschlüsselte historische Dokumente analysiert, entschlüsselt und darüber berichtet. Dazu gehörte ein Brief des Deutschen Kaisers Maximilian II. , ein Dokument der Niederländischen Ostindischen Handelskompanie (VOC) und eine verschlüsselte Korrespondenz aus dem Vatikan.

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