Roboexotica: Cocktails vom Roboter

Auch nach Feierabend sollen uns die Maschinen künftig die Arbeit abnehmen, wenn es nach den Veranstaltern der Roboexotica geht. Seit 16 Jahren präsentieren sie jedes Jahr in Wien eine interessante und nicht ganz ernst gemeinte Melange von Robotik und Nachtleben.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Philip Steffan
Inhaltsverzeichnis

Wer ins Brick-5 geht, den erwarten zumeist Konzerte, Theateraufführungen und Ausstellungen. Man findet das Backsteingebäude in einem Hinterhof im 15. Wiener Bezirk. Hier direkt am Wiener Gürtel, wo ganz normale Leute wohnen, belegen Dönerbuden und Nachtbars die Eckhäuser, man kommt aber auch an merkwürdigen kleinen Läden und hoffnungsvollen Stadtteilinitiativen vorbei.

In dieser Ecke hat sich Anfang Dezember für vier Tage eines der ungewöhnlicheren jährlichen Events der Hauptstadt aufgebaut. Die Veranstalter bezeichnen die Roboexotica selbstbewusst als das "weltweit führende Festival für Cocktail-Robotik", nicht zuletzt, weil sie in dieser im Jahr 1999 selbst erdachten nerdigen Nische weitgehend alleine sind.

Ein Abend auf der Roboexotica hat daher wenig von einem Besuch einer Ausstellung, es ist eher ein Spielplatz für Erwachsene plus Alkoholausschank oder die merkwürdigste Bar, die man sich vorstellen kann. Es ist laut und voll in diesem Raum voller Maschinen; zwei Eigenschaften, die im Laufe der Abende auf die Anwesenden abfärben. Zu viel Spaß macht es, den mechanischen Barkeepern beim Zubereiten immer neuer Cocktails in nur wenigen Sekunden zuzuschauen.

Roboexotica 2014 (24 Bilder)

Die Location

Der Kunstverein "Brick-5" befindet sich in einer ehemaligen Erbsenschälfabrik.

Dabei stellen diese Konstruktionen, zum Beispiel die professionell wirkende "Schnapsorgel", nur einen Aspekt der Cocktailrobotik dar: Die Veranstalter möchten die Barkultur und das Nachtleben insgesamt robofizieren. Viele andere Exponate laden die Besucher zu einem Spiel ein, dessen Ausgang über die Menge oder den Alkoholgehalt der Belohnung entscheidet. Aber wer ist hier eigentlich Diener und wer Herr, wenn sich ein Mensch für die Maschine zum Affen macht?

Das Publikum geht von Attraktion zu Attraktion: Am Roulettetisch beim Dealerbot ist es immer voll. Hier spielen drei Angeheiterte gegeneinander um den nächsten Drink. Eine Webcam hat dabei alles im Blick. Das System berechnet automatisch, wer die Runde gewinnt und wessen Becher per elektronischem Ventil aufgefüllt wird.

Einige Meter weiter sitzen die Spieler auf dem Boden vor einem alten Röhrenfernseher und steuern per Handbewegung einen pixeligen Oktopus. Es gilt, Hindernissen auszuweichen und dabei Buchstaben einzusammeln. Bei einem G landet ein Schuss Gin im Glas, bei W ist es Wodka. Wer sich aus den acht Zutaten etwas Wohlschmeckendes mischen will, muss überlegt navigieren.