Kernel-Log: Videos von der Linuxcon, Pflege von 2.4 und 2.6.27 nähert sich dem Ende
Videos und Präsentationen von der Linuxcon und der Embedded Linux Conference liefern Informationen unter anderem zum Entwicklungsstand von Btrfs und den Problemen zwischen den Kernel-Hackern und Android-Machern. Mit den neuesten Stable-Kerneln erreicht Linux 2.6.34 sein Lebensende; es mehren sich zudem die Zeichen, die auf ein Ende oder eine reduzierte Pflege für die Versionen 2.4 und 2.6.27 hindeuten.
- Thorsten Leemhuis
Die Linux Foundation hat kürzlich Video-Aufzeichnungen von einigen der auf der Linuxcon 2010 (10. bis 12. August, Boston) gehaltenen Vorträge online gestellt. Viele der nach einer Registrierung kostenlos zugänglichen oder als OGG-Datei zum Download angebotenen Videos sowie einige der über die Vortragsdetails im Konferenzprogramm zugänglichen Präsentationsfolien liefern Informationen zu aktuellen Entwicklungen rund um den Linux-Kernel.
So gab es auch auf der dieses Jahr wieder ein "Kernel-Panel" – eine Podiumsdiskussion, bei der auch das Publikum Fragen stellen konnte. Auf der Bühne saßen diesmal SCSI-Subsystem-Maintainer James Bottomley, Fedora-Kernel- und Cpufreq-Maintainer Dave Jones, Btrfs-Entwickler Chris Mason sowie Kernel-Urgestein und Ext-Dateisystementwickler Ted Tsfo. LWN.net-Chefredakteur und Kernel-Entwickler Jon Corbet moderierte die als Video abrufbare Diskussion. In der brachte Theodore 'tytso' Tso abermals das Thema "Eigenverantwortung bei Fehlerbeseitigung und Qualitätssicherung" auf Tapet, das erst kürzlich auch im Kernel-Log zur Sprache kam; die zugehörige Diskussion auf der LKML schien schon beendet, kam vergangenes Wochenende aber nochmal in Gang.
Aus dem Publikum kam die Frage, ob und wann es vielleicht wieder eine Unstable-Serie wie 2.3 und 2.5 geben würde, um einen "Next Generation"-Kernel mit einer Versionsnummer wie 2.8 oder 3.0 zu entwickeln – die Kernel-Hacker führten daraufhin eine Reihe Probleme einer Unstable-Series an und erläuterten zahlreiche Vorteile des aktuellen Entwicklungsmodells. Sie ließen durchblicken, dass sie damit zufrieden sind und die Einführung einer neuen Unstable-Serie für unwahrscheinlich und unklug halten.
Länger diskutiert wurden im "Kernel-Panel" auch die im Kernel-Log bereits mehrfach erwähnten Probleme bei der Interaktion mit den Entwicklern des Android-Kernels. Zahlreiche Informationen dazu liefert der als Video verfügbare Vortrag "Android/Linux Kernel: Lessons Learned" (Vortragsfolien) von Kernel-Hacker und Power-Management-Experte Matthew Garrett; er erklärt etwa die Hintergründe zu den umstrittenen und mittlerweile auch als "Suspend Blocker" bekannten Wakelocks und beschreibt, dass Android abgesehen vom Kernel nicht viel mit Linux-Distributionen für PCs gemein hat. Genau wie der derzeit bei Google arbeitende Tso lobt auch Garrett an einigen Stellen die Bestrebungen der Android-Kernel-Entwickler, denn sie hätten viel Arbeit investiert, um ihre Verbesserungen in den offiziellen Kernel einzubringen.
Einen Einblick ins Btrfs-Dateisystem lieferte Chris Mason im als Video abrufbaren Vortrag "Btrfs File System: Status and Future" (Vortragsfolien). Er erwähnt einige der jüngsten Verbesserungen; viel Arbeit würden er und andere Btrfs-Entwickler gerade in ein Programm zum Prüfen und Reparieren von Btrfs-Dateisystemstrukturen stecken. Er beantwortet zahlreiche Fragen aus dem Publikum und zeigt in drei Demonstrationen, wie sich geänderte Dateien mit Btrfs schnell finden lassen, wie man Dateien klont und wie sich ein alter Dateisystem-Snapshot booten lässt, falls beim Update der Distribution etwas schief gegangen ist. Zum Entwicklungstand gibt er mit einem Augenzwinkern an, er habe erwartet, die Hauptentwicklungsphase von Btrfs vor sechs Monaten abzuschließen; er fügte hinzu, dass die Hauptentwicklung vielleicht in sechs bis zwölf Monaten abgeschlossen werden könne. Das Dateisystem sei aber durchaus schon benutzbar; er habe nie Daten verloren, andere hätten aber nicht so viel Glück gehabt.