Kernel-Log – Was 3.3 bringt (1): Netzwerk

Seite 2: LAN- und WLAN-Treiber, kleine Perlen

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Der von Broadcom selbst vorangetriebene WLAN-Treiber brcmsmac nutzt nun den schon länger im Kernel enthaltenen Treiber bcma, um die WLAN-Funktionseinheiten von Chips anzusprechen, die Broadcoms AMBA-Interconnect nutzen; zusammen mit einer anderen Änderung vermeidet das Situationen, wo zwei Treiber in Konflikte geraten, weil sie die selbe Hardware ansprechen.

In den Atheros-Treiber ath9k sind Änderungen zur Unterstützung von Dynamic Frequency Selection (DFS) eingezogen. Die Technik soll verhindern, dass WLANs bestimmte Frequenzbereiche im 5-GHz-Bereich verwenden, wenn sie dort Radar stören würden. Vollwertige Unterstützung für DFS im WLAN-Subsystem ist noch in Arbeit; Hintergründe zu DFS finden sich im Linux-Wireless-Wiki und bei LWN.net.

Der Netzwerktreiber hv_netvsc für Microsofts Virtualisierungsschnittstelle Hyper-V ist nach Jahren im Staging-Bereich nun so weit gereift, dass er in das Netzwerk-Subsystem umziehen durfte. Damit sollte er damnächst auch in Distributionen auftauchen, die keine oder nur einzelne Treiber aus dem Bereich für verbesserungsbedürftigen Code mitliefern.

Der Treiber tg3 unterstützt nun den Broadcom-Chip 57766; der Treiber ixgbe spricht zwei neue Ausführungen von Intels 82599 an (1, 2). Der Virtio-Net-Treiber, über den Wirt- und Gastsysteme Netzwerkdaten per Paravirtualisierung austauschen, unterstützt jetzt ACPI S4 (Ruhezustand/Hibernate).

Der Netzwerk-Code kann beim Active Queue Management (AQM) nun mit einem Adaptive RED (Random Early Detection) genannten Mechanismus arbeiten, der die Schwellwerte für Random-drop/Tail-drop dynamisch an den Datenverkehr anpasst. Durch diesen Ansatz soll die Technik, mit der sich Router selbst vor Überlastung schützen, robuster arbeiten, wie ein 2001 präsentiertes Paper zu Adaptive RED erläutert.

Netzwerk-Subsystem-Maintainer David Miller erläutert viele der hier erwähnten und einige weitere Änderungen in seinem Haupt-Git-Pull-Request für Linux 3.3. Dort hebt er beispielsweise die neue Unterstützung für Netlink Socket Dumping bei UDP- und AF_UNIX-Sockets hervor (u. a. 1, 2, 3, 4, 5).

Viele kleinere, aber keineswegs unbedeutende Neuerungen finden sich in der folgenden Liste mit den englischen Commit-Überschriften der jeweiligen Änderung. Die Einträge verlinken genau wie viele Verweise im vorangegangenen Text auf das Webfrontend des von Linus Torvalds gepflegten Git-Zweigs auf Kernel.org, der die Quellen des "offiziellen" Kernels enthält. Der Commit-Kommentar und der darunter ausgegebene Patch liefern zahlreiche weitere Informationen zur jeweiligen Änderung.

Vor jedem Link finden sich in eckigen Klammern einige Buchstaben und Zahlen. Ein "C" kennzeichnet Patches mit Änderungen an Kconfig-Dateien; diese enthalten die Konfigurationsoptionen samt der zugehörigen Hilfetexte, die bei der Kernel-Konfiguration über "make menuconfig" oder "make xconfig" angezeigt werden. Ein "D" steht bei Patches, die die Dokumentation verändern, die im Kernel-Zweig unterhalb von Documentation/ liegt. Ein "N" weist Änderungen aus, die eine neue Datei anlegen. Die Zahl vermittelt einen groben Eindruck zur Größe des Patches: eine "1" kennzeichnet Änderungen, die inklusive Kommentar zwischen 10 und 20 KByte groß sind, eine "2" für solche, die zwischen 20 und 30 KByte Umfang haben; Änderungen ohne Zahl sind kleiner als 10 KByte, Patches mit einer "9" hingegen 90 KByte oder größer.

LAN

WLAN

Various

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Kernel-Logs auf heise open. Neue Ausgaben des Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Gelegentlich zwitschert der Autor des Kernel-Logs unabhängig davon über einige Kernel-Log-Themen bei Identi.ca und Twitter als "@kernellogauthor". (thl) (thl)