Macoun 2019: Von SwiftUI bis NFC

Seite 4: Tipps für Existenzgründer

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Klaus Rodewig und Dr. Dominik Hauser plauderten aus dem Nähkästchen und erzählten von ihren Erfahrungen, eine App-Firma im Bereich Smart Home zu gründen. Am Anfang standen große Ambitionen, viel Energie und zahlreiche Ideen und doch scheiterte das Projekt nach fünf Jahren.

Im Blick zurück kristallisierten sich einige Fehler, die man vermeiden sollte. Eine wichtige Quintessenz sei, dass zu den Vorstellungen der Verkaufsebene, die dem Kunden auf Basis von Prototypen-Apps gerne mal alles verspricht, öfter auch mal ein freundliches "Nein" gehört. Agiles Arbeiten gehört dazu, aber ohne eine klare Struktur und Strategie hilft das auch nicht immer.

Die zahlreichen Funktionsmodule, die in der Smart-Home-App unterkommen sollten, waren anfangs nur für wenige App-Varianten gedacht. Im weiteren Verlauf ging es dann um White Labeling von bis zu 50 verschiedenen Apps. Durch den extrem hohen Zeitdruck war keine Zeit mehr, das technische Fundament komplett umzubauen. Eine ganz schlechte Idee sei es schließlich gewesen, dass die Kunden direkt mit den Programmierern Bugs und Verbesserungen besprechen sollten.

Als die Entscheidung getroffen wurde, einen Projektmanager einzustellen, wurde es besser, aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Der Vortrag sorgte für lebhafte Diskussionen in der Frage-und-Antwort-Runde.

Nicht immer klappt es, die eigene App-Firma zum Erfolg zu führen. Klaus Rodewig und Dr. Dominik Hauser analysierten die Problemzonen in Führung, Organisation, Kommunikation und Technik anhand eigener Erfahrungen.

(Bild: Macoun, Ralf Ebert)

App-Anbieter ohne VC-Kapital im Rücken können meist keine teuren Anzeigen-Kampagnen fahren, sondern müssen bei Marketing und Pressearbeit mit kleinen Budgets auskommen. Rebekka Honeit gab einen Einblick in einen dafür geeigneten Marketing-Mix, der die Priorität auf gut gemachte App-Store- und Web-Präsenz legt und die Zielgruppe per Newsletter, Blog und Social Media informiert. Bei der Pressearbeit seien vor allem Geduld und Beharrlichkeit gefragt.

App-Marketing muss keine Unsummen kosten, erläutert Rebekka Honeit.

(Bild: Macoun, Ralf Ebert)

Der Sicherheits-Forscher Alexander Heinrich von der TU Darmstadt ist einer der Entdecker von Sicherheitslücken im Apple Wireless Direct Link-Protokoll (AWDL). Auf der Macoun stellte er seine neusten Forschungen zum Handoff- und Continuity-Protokoll vor, das in Apple-Geräten zum Einsatz kommt, um die Zwischenablage oder das aktuell bearbeitete Dokument zwischen Mac, iPhone und Apple Watch auszutauschen, um WiFi-Passwörter zu teilen oder per AirDrop Dokumente zu verschicken. Heinrich hat das verschlüsselte Protokoll weitgehend reverse-engineered.

Danach senden im ersten Schritt die Geräte per BTLE ein "Advertisement" für jede Aktion wie das Kopieren von Text, das Entsperren von Geräten oder das verwenden einer Handoff-fähigen App. Für das eigentliche Verschicken der Daten wird im nächsten Schritt eine WLAN-Verbindung aufgebaut, wenn nötig per AWDL, welches keine Basisstation benötigt. Die Sicherheit des Protokolls hängt wesentlich davon ab, dass keines der beteiligten Geräte kompromittiert ist, denn die Crypto-Schlüssel werden in der iCloud Keychain abgelegt.

Heinrich hat eine Vielzahl von Angriffen auf das Protokoll getestet mit über 500 Millionen Testdaten. Bis dato konnte er keine Schwachstellen finden. Aufgrund der Komplexität des Protokolls mit einer Vielzahl von Serialisierungsverfahren bleibe ihm allerdings "ein ungutes Bauchgefühl".

Was steckt hinter Handoff und Continuity? Alexander Heinrich hat das Protokoll reverse-engineered.

(Bild: Macoun, Ralf Ebert)

Thematisch passend beschäftigte sich Björn Lindner im Anschluss mit den iOS-Neuerungen in Bezug auf die NFC-Schnittstelle. Ab der letztjährigen iPhone-Generation (XS/XR) wurde ein sparsamerer NFC-Chip verbaut, der das automatische Scannen von Tags im Hintergrund erlaubt. So können Aktionen über die Shortcuts-App sowie eigene Apps ausgelöst werden, wenn der Benutzer sein Gerät an ein NFC-Tag hält. Das funktioniert sogar auf dem Lockscreen.

Neu in iOS 13 ist die Möglichkeit, schreibend auf Tags zuzugreifen, um deren Inhalte zu verändern. Allerdings ist für die Nutzung der NFC-Schnittstelle zunächst ein Entitlement nötig, das zunächst bei Apple beantragt werden muss. Lindner zeigte mit einer Beispiel-App, wie der Zugriff auf handelsübliche NFC-Tags gelingt und welche Klippen vorher zu umschiffen sind.