Malaria, HIV und TBC: Neue Impfstoffe gesucht

Weshalb ist es so schwierig, gegen Gegner wie HIV, Tuberkulose oder Malaria zu impfen – und kann mRNA es richten?

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(Bild: Kristine Wook / Unsplash)

Lesezeit: 4 Min.

Laut WHO ist die Impfung die kosteneffizienteste Methode zur Vermeidung von Krankheiten. Sie verhindert derzeit zwei bis drei Millionen Todesfälle pro Jahr. Die ältesten und besten Impfstoffe schützen vor Viren, aber die tief hängenden Impfstoff-Früchte sind geerntet. Die Top 3 der am dringendsten benötigten sind Impfstoffe gegen HIV, Malaria und Tuberkulose. Die "Großen Drei", wie sie in der Infektiologie gerne genannt werden, machen auch gleich klar, wie komplex das Geschäft mit den Krankheitserregern ist: HIV ist ein Virus, Malaria wird von einem Parasiten verursacht und Tuberkulose ist eine bakterielle Infektion.

Aber weshalb ist es so schwierig, Impfstoffe gegen sie zu entwickeln? Immerhin ist es innerhalb eines Jahres gelungen, einen Impfstoff gegen COVID-19 zu erschaffen, der sehr effektiv schützt. Gute Impfstoffe machen die Natur nach oder verbessern im Idealfall sogar die Immunmechanismen, die die Erreger auslösen. Aber es gibt keine natürliche Immunität gegen HIV, Tuberkulose und auch nicht gegen Malaria – und damit gibt es keinen Mechanismus, den die Wissenschaft nachahmen könnte.

Der Schlüssel zu guten Impfstoffen ist Forschung an den Mechanismen und maßgeschneidertes Engineering der Angriffsstellen für die Impfstoffe – so wie es auch für die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna eingesetzt wurde. Überhaupt scheint in der Impfstoffentwicklung seit einem Jahr nichts mehr ohne die vier magischen Buchstaben mRNA zu gehen. Die Unternehmen, die diese Impfstoffe entwickeln, schreiben sich nun auch HIV, Malaria, nosokomiale Keime, Influenza, RSV und diverse andere Erkrankungen auf die Agenda. Kann mRNA künftig alle Impfprobleme lösen?

Technology Review 1/2022

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mRNA kann gute Antikörper-Antworten erzeugen, aber die alleinigen Heilsbringer seien sie nicht, sind sich die Experten einig. Für gute Impfstoffe, egal mit welcher Technik sie hergestellt werden, ist das Wissen über die Strukturen, die vor einem Erreger schützen, essenziell. Hinzu kommt, dass das Immunsystem nicht nur aus Antikörpern besteht. Es hat viele "Arme", die sich gegenseitig beeinflussen und im Idealfall sowohl schnell zuschlagen als auch ein langes Gedächtnis aufbauen. Wie die verschiedenen Antworten des Immunsystems adressiert werden können, sind die entscheidenden Forschungsfragen, mit denen sich die Immunologie in den nächsten Jahren auseinandersetzen muss. Aber dafür kann mRNA eine Schlüsseltechnologie sein.

Trotz der vielen Fragen und Fallstricke hat die Immunologie im letzten Jahrzehnt viel erreicht. Viele Impfstoffe – nicht nur gegen HIV, Malaria und Tuberkulose – stecken in der klinischen Entwicklung. Auch gegen sogenannte Krankenhauskeime macht die Forschung Fortschritte. "Nosokomiale Keime" ist der Fachbegriff für ganz gewöhnliche Bakterien, die erst in Krankenhäusern zu einem Problem werden. Sie infizieren Wunden, Lungen oder Blasen in denen ein Katheter liegt. Die "üblichen" Begleiterscheinungen eines Krankenhausaufenthaltes. Nur dass immer mehr dieser Keime resistent gegen alle Antibiotika sind. Experten schätzen, dass das Problem der resistenten Bakterien noch größer ist, als das Problem mit HIV. Allerdings ist es ungleich schwieriger, Impfstoffe gegen Bakterien als gegen Viren zu entwickeln. Noch dazu gegen Bakterien, die im Darm und auf der Haut fester Bestandteil unseres Organismus sind. Es ist kompliziert, aber es kann funktionieren.

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