Mastodon-Instanz chaos.social: Admin Leah Oswald berichtet über ihre Erfahrungen

Seite 3: Finanzierung und Ehrenamt

Inhaltsverzeichnis

c’t: Ihr mietet für eure Instanz eine Menge Rechenleistung und steckt viel Zeit in Administration und Moderation. Wie finanziert ihr den Betrieb von chaos.social?

Oswald: Wir finanzieren uns hauptsächlich über Spenden. Dafür haben wir den Verein chaos-social e.V. gegründet. Ab einem gewissen Punkt des Wachstums mussten wir den Betrieb formalisieren, auch damit wir nicht mehr als Privatpersonen haften. Der Verein ist nicht als gemeinnützig eingetragen, dafür sind die Hürden sehr hoch und es bedeutet mehr Aufwand. An den Verein können User spenden, beispielsweise per Banküberweisung, PayPal und Liberapay. Andere Instanzen haben ähnliche Modelle und es ist durchaus gängig, dass sich User freiwillig an den Kosten beteiligen.

Bei der Einrichtung von Mastodon auf einem Linux-Server unterstützt ein Installationsskript.

c’t: Du hast ja von dem großen Ansturm nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk gesprochen. Welche Stellschrauben hat Mastodon, damit eine Instanz kontrolliert wachsen kann?

Oswald: Eine Option ist, Registrierungen nur mit einer Einladung zuzulassen. Die Einladungslinks können bei uns von der Administration oder von Usern generiert werden. Das sorgt auch dafür, dass sich ein gewisses Vertrauensverhältnis entwickelt. Man kann potenzielle User auch einen Grund angeben lassen, warum sie Mitglied werden wollen, so wie eine "Mini-Bewerbung". Registrierungen generell zu öffnen ist risikoreich. Ich kenne Instanzen, die innerhalb weniger Tage 30.000 neue Accounts hatten. Das ist ein Rezept für ein Desaster. Wir haben unsere Instanz außerdem so modifiziert, dass generierte Einladungslinks nur einmal benutzt werden können.

c’t: Viele Mastodon-Instanzen werden von Ehrenamtlichen gehostet. Was kann ich denn als Nutzer tun, wenn die keine Zeit mehr für ihre Instanz habe oder ich die Instanz aus anderen Gründen wechseln möchte? Kann ich als User meine Daten retten und umziehen?

Oswald: Ja, im Mastodon-Webinterface gibt es die Option, die eigenen Daten zu exportieren, beispielsweise als CSV-Tabellen, die Follows, geblockte Accounts und gefolgte Accounts enthalten. Diese Dateien braucht man, um auf eine andere Instanz umzuziehen. Sie lassen sich über das Mastodon-Webinterface importieren. Man kann aber nicht alle Daten mitnehmen. Alte Posts und angelegte Listen ziehen beispielsweise nicht mit um.

c’t – Europas größtes IT- und Tech-Magazin

Alle 14 Tage präsentiert Ihnen Deutschlands größte IT-Redaktion aktuelle Tipps, kritische Berichte, aufwendige Tests und tiefgehende Reportagen zu IT-Sicherheit & Datenschutz, Hardware, Software- und App-Entwicklungen, Smart Home und vielem mehr. Unabhängiger Journalismus ist bei c't das A und O.

(ndi)