Menschen ändern ihr Verhalten, wenn sie von einem Roboter angeschaut werden

Bei einem Strategiespiel gegen humanoide Roboter änderten menschliche Versuchspersonen ihre Strategie, wenn der Roboter sie anstarrte.

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(Bild: S4HRI Instituto Italiano di Tecnologia)

Lesezeit: 3 Min.

Wer sich beobachtet fühlt, verhält sich anders – selbst, wenn der Blick von einem Roboter stammt. Dies hat die Forscherin Agnieszka Woykowska zusammen mit ihrem Team vom Istituto Italiano de Tecnologica in Genua festgestellt. Sie ließen dazu humanoide iCub-Roboter gegen menschliche Versuchspersonen beim sogenannten "Chicken Game" antreten.

Dabei ging es darum, mit virtuellen Autos aufeinander zuzurasen. Wer die Nerven behält und stur geradeaus fährt, während der Gegner ausweicht, bekommt Pluspunkte. Weicht keiner aus und es kommt zu einem Crash, kassieren beide Minuspunkte. Ziel des Spiels war es für die Probanden, möglichst viele Pluspunkte zu sammeln. Einfach immer draufzuhalten, war also keine Option.

Die Reaktionszeit spielte dabei übrigens keine Rolle: Beide Partner mussten sich vor der Begegnung für eine Option – ausweichen oder durchfahren – entscheiden. Es ging also vor allem um die Strategie. Der Roboter war darauf programmiert, erfolgreiche Züge zu wiederholen und bei Misserfolgen die Option zu wechseln ("Win-stay-loose-shift", WSLS).

Die Versuchspersonen machten je 250 Spiele in fünf Durchgängen. In jedem Durchgang saßen sie zufallsbestimmt entweder einem Roboter gegenüber, der sie in 70 Prozent der Fälle unverwandt anschaute, oder in 70 Prozent der Fälle zur Seite blickte. Anhand der Spielergebnisse untersuchten die Forschenden, ob dieser Blick einen Einfluss auf die menschlichen Entscheidungen hatte.

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Das Ergebnis: Auf das Spielergebnis hatte das Anstarren keine signifikanten Auswirkungen. Wohl aber auf die Geschwindigkeit, mit der Entscheidungen getroffen wurden: Unter Beobachtung brauchten die Versuchspersonen länger. Die Forscher erklärten sich das mit einer "höheren kognitiven Last", die dadurch entsteht, dass die Menschen die Absichten ihres Gegenübers zu entschlüsseln versuchen. Parallel dazu registrierten sie im EEG eine stärkere Synchronisation schneller Alpha-Wellen im Scheitellappen. Eine solche Aktivität gilt als Zeichen dafür, dass das Hirn damit beschäftigt ist, Ablenkungen zu unterdrücken.

Auch bei den Spielstrategien der Versuchspersonen konnten die Forschenden einen Einfluss des Roboterblicks feststellen. Schaute die Maschine sie selten an, griffen ihre menschlichen Gegner eher zu "selbstorientierten" Strategien wie WSLS. Als "selbstorientiert" bezeichnen die Forscher die WSLS-Strategie deshalb, weil sie keine anderen Informationen benötige als die eigene Entscheidung und das Ergebnis.

Wurden die Probanden hingegen angeschaut, entschieden sie sich tendenziell eher für Strategien wie "tit-for-tat", bei dem Spieler immer die gegnerische Aktion vom vorangegangenem Zug wiederholen – bei der sie also stärker mit ihren Opponenten interagieren.

Ihre Ergebnisse, so die Forschenden, zeigen unter anderem, wie wichtig es sei, das soziale Verhalten von Robotern im Umgang mit Menschen sorgfältig zu designen. Allzu unverhohlen möchten Menschen offenbar nicht einmal von Maschinen angestarrt werden.

Lesen Sie zu "Robotern im Alltag":

(grh)