Missing Link: EU Chips Act - Dekarbonisierung, Digitalisierung, Diversifizierung

Seite 3: Reshoring: Geld allein schießt keine Tore

Inhaltsverzeichnis

3D-Simulation der geplanten Chipfabrik von Intel in Magdeburg.

(Bild: Intel)

Denn wenn es um das Reshoring geht, also das Wiederansiedeln von besonders kritischen Industriebereichen, geht es nicht zuletzt ums Geld. Aus Unternehmenssicht verständlich: Eine Produktion geht dahin, wo die Bedingungen am günstigsten sind. Während in den USA schon geklotzt wird, nicht zuletzt durch deren Chips Act und den Inflation Reduction Act, sucht Europa noch seinen Weg. Und kämpft dabei mit ganz eigenen Baustellen.

Die geplante Chipfabrik in Magdeburg ist ein gutes Beispiel dafür. Politisch gewollt, ist der Standort eigentlich perfekt geeignet: Die Stromversorgungslage im windparkstarken Nordosten der Republik, eine wichtige Trasse führt nahe des geplanten Werkstandortes vorbei. Und mit der Elbe ist ein großer Fluss in der Nähe. Wasser und Strom sind zwei der wichtigsten Faktoren für Fabs. Und auch die Logistik ist an dem Standort vergleichsweise einfach – Autobahnen, Flughäfen, Wasserwege – alles erreichbar.

Aber zugleich gilt, dass der Standort strukturelle Nachteile hat: "Niemand steht Schlange, um in Sachsen-Anhalt arbeiten zu dürfen", sagte etwa Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (Saale) dem Spiegel.

Außerdem wäre Intel ein Solitär in Magdeburg: Bislang jedenfalls gibt es dort, anders als etwa in Dresden, keinen größeren Cluster an Unternehmen rund um die Halbleiterherstellung. Und genau das ist kritisch, sagen Experten. Denn eine Chipfabrik ist zwar etwas, wo Ministerpräsidenten mit Spatenstich-Bildern glänzen können und Minister und EU-Kommissare sich bei der Eröffnung im Glanz großer Vorhaben sonnen können. Aber ohne das passende Umfeld aus Zulieferern und Abnehmern drohen hohe Kosten – ohne jede Nachhaltigkeit. Kein Wunder, dass Intel sich das Vorhaben mit noch vielen Milliarden subventionieren lassen will.

Und so ist die neue Lust am Standort Europa auf viele Arten und Weisen bedroht und verursacht zuerst einmal hohe Kosten, die am Ende die Kunden tragen müssen. Dass die allerdings dauerhaft günstiger davonkämen, wenn die Abhängigkeiten nicht reduziert würden, daran darf nach dem Gas-Fiasko der Bundesrepublik ebenfalls gezweifelt werden. Vielleicht also doch besser, wenn zumindest die Cannabis-Legalisierung zur lokalen Beruhigung ganz diversifiziert im Selbstanbau beitrüge? Selbst das könnte aber scheitern: Der Cannabisanbau verschlingt normalerweise Unmengen an Energie, und deren Quellen sollen ja bekanntermaßen derzeit diversifiziert werden …

(vbr)