Missing Link: "Es gibt keine Pflegeroboter"

Seite 4: Was die Pflege braucht

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heise online: Plädieren sie also dafür, dass Roboter in der Pflege nur für physische Unterstützung, aber nicht für psychische Unterstützung eingesetzt werden sollten?

Buhtz: Eine pauschale Trennung von physisch und psychischer Unterstützung würde ich nicht vornehmen, sondern lieber die einzelnen technischen Assistenzen besser differenzieren. Psychische Unterstützung kann auch Alltagsbewältigung sein. Dies kann auch ganz einfach der Terminplaner sein, der "smart" mitdenkt. Solche Dinge haben wir auch im Blick.

heise online: Wie reagieren eigentlich pflegebedürftige Menschen auf die Anwendung von Technologie?

Buhtz: Mein subjektiver Eindruck ist, dass große Akzeptanz und Aufgeschlossenheit vorhanden ist, da sie von jeder Entlastung profitieren würden. Aber das ist bisher nur meine Beobachtung und wir haben das noch nicht weiter wissenschaftlich analysiert. Momentan führen wir dazu aber gerade Workshops durch, die wir qualitativ auswerten. Wahrscheinlich haben wir im Herbst dazu erste Erkenntnisse.

heise online: Zum Abschluss: Was braucht die Pflege wirklich?

Buhtz: Oftmals haben die für die Pflege zuständigen Informatikerinnen und Informatiker und Ingenieurinnen und Ingenieure keine reale Vorstellung von der Alltagswelt ihrer Anwender. Ich würde diesen Zustand "Knowledge Gap" zwischen Produzent und Konsument nennen. Deswegen plädiere ich für eine bessere Verzahnung von Pflegenden aus Forschung und Praxis und den Entwicklern, was wir in unseren eigenen Projekten auch bereits umsetzen.

Die Digitalisierung insbesondere im Bereich assistiver Technologie bietet uns großartige Möglichkeiten, aber in der pflegerischen Praxis kommt diese Technologie bisher kaum an. Mir ist keine Firma bekannt, die direkt in die Pflegeheime geht und die Leute nicht nur nach ihren Wünschen befragt, sondern sie an wirklich jeder Iteration der Produktentwicklung maßgeblich beteiligt.

heise online: Herr Buhtz, wir bedanken uns für das Interview. (jk)