Missing Link: Gegen Null – Lars Gustafsson persönlich

Seite 3: Zeit versus Gleichzeitigkeit

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Zeit ist das, was Uhren messen, erklärt Gustafsson in seinem Buch "Gegen Null". Dabei ist jede Messung unpräzise und das muss im Rahmen der Standardabweichung berücksichtigt werden, wenn die Zeit mit einem "harmonischen Oszillator" gemessen wird. Im 19. Jahrhundert bestimmte der Psychologe Wilhelm Wundt die Dauer des normalen Jetzt mit 0,04 Sekunden. Doch eigentlich kann das Jetzt nicht gemessen werden.

Gustafsson dazu: "Allen Uhren gemeinsam ist die Tatsache, dass wir nie von Gleichzeitigkeit sprechen können, wenn sie nicht miteinander vergleichbar sind. Was Messung erfordert. Was Kommunikation erfordert. So erhalten wir dann Einsteins Raumzeit – ein eigentümliches Gebilde –, über deren äußere Grenzen wir nicht viel wissen und deren totale Krümmung ebenfalls unklar ist."

Auch im Buch über den "optischen Telegrafen" beschäftigt sich Gustafsson mit der Zeit und dem Problem der Gleichzeitigkeit, die nur eine Gleichzeitigkeit ist, die nur für einen bestimmten Beobachter existiert. So beschäftigt er sich mit dem preußischen Zeitsignal, das auf der Strecke von Konstanz nach Berlin und zurück zwei Minuten braucht und schreibt: "Jede Synchronisierung benötigt Zeit, und die Minuten der preußischen Synchronisierung unterscheiden sich prinzipiell nicht von den 60.000 Jahren, die es braucht, um eine irdische Uhr mit einer 30.000 Lichtjahre entfernten Uhr auf einem geeigneten Tisch eines geeigneten Planeten zu synchronisieren."

Lichtschnell und doch so langsam: Der optische Telegraf beschleunigte im 19. Jahrhundert die Kommunikation. Nachrichten brauchten nurmehr Minuten vom einen Ende des preußischen Reichs zum anderen.