Missing Link: Spürhund Kalle sucht nach Kabelbränden

Seite 2: Kalle trainiert mit Diensthunden

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Bernd Haase trainiert mit Kalle.

(Bild: privat)

Bernd Haase und sein Hund gingen auf die Beratung hin in einen Hundesportverein, in dem auch Diensthundeführer der Polizei trainierten, und wo er von der Pike auf lernen konnte, wie er seinen Hund erziehen und ausbilden musste: "Da wird einem halt beigebracht, dass diese Rasse eben so ist. Diese Hunde schnappen und sind ein bisschen verrückt, die haben auch keine Angst vor Radfahrern und Autos. Denen muss man erst mal Ruhe beibringen. Nicht Ballspielen, so etwas brauchen die nicht. Das ist rassenspezifisch. Man braucht Geduld. Man sagt ja auch: 'Hundeausbildung ist Hundehalterausbildung'."

Kalle ist nicht der erste Hund der Familie Haase. Außerdem hatte Bernd Haase schon früher einen Hund als Spürhund ausbilden wollen. Aber der war schon recht alt, "und dann wurde er krank, da wollte ich ihm das nicht mehr zumuten", erinnert er sich. "Danach habe ich jahrelang darüber nachgedacht, und als Corona kam, haben wir in der Familie die Entscheidung getroffen, dass wir uns noch einmal einen Hund zulegen." Kalle ist jetzt eineinhalb Jahre alt, und seit etwa einem Jahr arbeitet Haase mit ihm. Die Ausbildung ist ein langer Weg, sagt er: "Da muss man den Hund hinführen, man muss ihm die Freude daran vermitteln, etwas zu finden."

Die Idee hat Haase strenggenommen von Kalles Konkurrenz: Haases eigener Kabelmesswagen ist von der Firma BAUR, aber eines Tages kam er mit einem Mitarbeiter der Firma Megger ins Gespräch. Diese Firma ist nach eigenen Angaben seit 130 Jahren weltweit führend in der elektrischen Prüf- und Messtechnik, und der Mitarbeiter erzählte Bernd Haase, dass man in Argentinien Hunde darauf abrichte, Kabelbrände zu lokalisieren. "So kam ich auf die Idee. Ich habe gedacht: Wenn die das können, dann kann ich das auch!"

Die notwendige Erfahrung mit Hunden hat er – und mit Kabelbränden auch: Seine Firma – sechs Monteure und ein Auszubildender; die Büroarbeit macht der Chef selbst – führt seit dem Jahr 2006 Kabelmessdienste durch. "Ein Jahr vor dem G8-Gipfel hat es angefangen", erinnert er sich, "inzwischen haben wir über 100 Elektrofirmen als Kunden, und für DEVI und Danfoss machen wir den Werkskundendienst."

Bald ist Kalle mit seiner Ausbildung fertig und dann soll er "richtig" mitarbeiten. "Inzwischen ist er bei 40 Zentimeter Suchtiefe angelangt", sagt Bernd Haase: Das bedeutet, Kalle kann einen Kabelbrand in Gebäuden und im Erdreich lokalisieren, der sich irgendwo in 40 Zentimetern Tiefe befindet. In Gebäuden findet er zum Beispiel Schmorstellen in Steckdosen, Kanälen, Verteilungen, Tischverteilern. Im Freien findet er verschmorte Muffen in der Erde.

Wer hat hier 1 Haufen gemacht?

(Bild: privat)

Im Augenblick bekommt Kalle den "Feinschliff" seiner Ausbildung, zum Beispiel mit einem "Geruchsdifferenzierungsbrett". Dabei werden identisch aussehende sterile Gläser in Reihen auf einem Brett befestigt. In diesen Gläsern werden Gerüche versteckt. Man "zeigt" ihm einen Geruch, und dann muss der Hund das "richtige" Glas herausschnüffeln, in dem genau dieser Geruch versteckt ist. Hat er ihn gefunden, muss er das anzeigen: "Das Anzeigeverhalten ist ganz wichtig, er muss sofort stehenbleiben, 'einfrieren', und mich angucken", sagt Bernd Haase: "Es wäre fatal, wenn er anfängt, zu kratzen."

Wenn Kalle soweit ist, soll er zum Beispiel für die Fehlersuche an elektrisch beheizten Fußbodenflächen eingesetzt werden. "Da gibt es keine Prüfungsordnung, das müssen wir uns alles selber beibringen", sagt Haase. "Demnächst gehen wir in das Doberaner Münster, an den dortigen Sitzheizungen gibt es manchmal Schmorstellen." In dem Münster ist die Elektrik schon sehr alt und einige Kabel scheinen etwas marode zu sein. Da kommt der Kabelmesswagen natürlich auch nicht infrage.

Kabelbrandsuche sei aber noch nicht alles, berichtet Haase: Er arbeitet mit seinem Hund auch in Rettungsleit- und Einsatzleitstellen. Wenn Kalle dort etwas finden würde, könne er Menschenleben retten. "Mit sechs Monaten hat er schon einen Menschen aus dem kalten Warnowwasser gerettet." Und "parallel wird er als Maintrailer ausgebildet, um ihn optimal auszulasten." Und bei dieser Ausbildung hat Kalle, so berichtet der stolze Besitzer, die Einsteigerprüfung übersprungen und direkt die erste Prüfung bestanden.

Im Doberaner Rathaus waren sie schon, erzählt Haase: "Das war eine wunderbare Sache. Aber dann hat er in den Festsaal geschissen. Da hat der Bürgermeister gesagt, hier wird manchmal mehr Scheiße erzählt, als da liegt."

(vbr)