Mit Schall Korallenriffe heilen

Britische und australische Forscher haben eine Methode entwickelt, mit der Fische zurück zu sterbenden Korallenriffen gelockt werden können.

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Mit Schall Korallenriffe heilen

(Bild: Photo by Francesco Ungaro on Unsplash)

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Es scheint nicht gut auszusehen unter der Meeresoberfläche: Der Klimawandel und andere problematische Umwelteinflüsse bedrohen zunehmend die für das Meeresökosystem so wichtigen Korallenriffe. Doch was tun, wenn sie abzusterben drohen – oder bereits abgestorben sind? Gibt es Möglichkeiten der Wiederbelebung oder müssen die wertvollen Naturressourcen aufgegeben werden?

Eine Forschergruppe an den Universitäten Exeter und Bristol in Großbritannien hat sich nun mit Kollegen an der James Cook University und dem Institute of Marine Science in Australien zusammengetan, um ein neues "Heilverfahren" für angeschlagene Korallenriffe zu entwickeln – darunter auch das berühmte Great Barrier Reef, das in den vergangenen Jahren besonders stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das Naturwunder besteht aus fast 3.000 einzelnen Riffen vor der Küste Queenslands.

Forscher Tim Gordon.

(Bild: University of Exeter)

Die Idee klingt so simpel wie (leicht) verrückt: Fische, die tote oder stark angeschlagene Riffe bislang meiden, sollen mit Hilfe von Tonaufnahmen gesunder Ökosysteme zurück gelockt werden. Ohne die Tiere ist ein funktionierendes Korallenriff nämlich nicht denkbar – und bestehende sterben mit sinkender Fischpopulation langsam ab.

Um ihre Idee zu testen, nahmen die Forscher zunächst mit Hilfe von Unterwassermikrofonen auf, wie ein gesundes Korallenriff klingt – von den Fischen bis zu den Schalentieren, von der Meeresströmung bis zum Bewuchs. Dieser Sound wurde dann wiederum über Unterwasserlautsprecher an einem toten oder sterbenden Korallenriff abgespielt.

Korallenriffe sind weltweit bedroht.

(Bild: Photo by Konstantin Kopachinsky on Unsplash)

Das Ergebnis war erstaunlich: Ungefähr doppelt so viele Fische kamen und blieben in Bereichen, in denen der Klang zu hören war – im Direktvergleich mit stillen Riffen. Die Forscher hoffen, dass sie durch die vermehrte Anwesenheit der Fische natürliche Regenerationsprozesse anstoßen können. Die Schwimmer säubern das Riff und schaffen Platz für Korallen, damit diese erneut wachsen können.

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Andy Radford, Professor für Verhaltensökologie an der University of Bristol und Mitautor der Studie, die in "Nature Communications" erschienen ist, hält die Idee des "Acoustic Enrichment" für ein vielversprechendes Verfahren, den Lebenszyklus der Riffe lokal zu steuern. "Wird es mit einer Renaturierung und anderen Umweltschutzmaßnahmen kombiniert, kann der Wiederaufbau der Fischpopulation die Erholung des Ökosystems beschleunigen."

Korallenriffe sind bedeutende Ă–kosysteme.

(Bild: Photo by Francesco Ungaro on Unsplash)

Grundlegende Probleme wie Klimawandel, Überfischung und Wasserverschmutzung müssten aber ebenfalls angegangen werden, "um diese fragilen Ökosysteme zu schützen". Das Anlocken von mehr Fischen alleine, so Hauptautor Tim Gordon von der University of Exeter, könne die Riffe zwar nicht retten, doch so erhalte man mehr Werkzeuge im Kampf gegen ihre Zerstörung. Ob und wann das Verfahren großflächig eingesetzt werden kann, ist noch unklar, technisch schwer umzusetzen ist es jedenfalls nicht. Es braucht nur passende Mikrofone und Abspielsysteme.

(bsc)