Multicore-Programmierung mit dem Propeller-Mikrocontroller

Seite 4: Fazit

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Graceys Innovationstalent in allen Ehren: SPIN ist mit Sicherheit keine Weltsprache der Informatik. Das von Kerningham und Ritchie entwickelte C erfreut sich weit höherer Popularität, und dank GCC und einiger anderer Compiler ist es auch am Propeller lebensfähig. Für erste Schritte reicht die von Parallax angebotene SimpleIDE aus. Im Rahmen des ersten Starts erzeugt die Parallax-Arbeitsumgebung einen Workspace, der die zu erzeugenden Projekte enthält. Dann muss man den Inhalt der Datei Welcome.side nach folgendem Schema anlegen:

#include "simpletools.h" 
int main()
{
while(1)
{
high(23);
pause(100);
low(23);
pause(100);
}
}

Die Bedienung der SimpleIDE ist etwas eigenwillig: Abbildung 9 zeigt die relevanten Steuerelemente.

SimpleIDE im Detail (Abb. 9)

Über den nach unten zeigenden Pfeil lässt sich der Code in das EPROM der MCU brennen. Die beiden nach rechts zeigenden Pfeile laden den Code ins RAM. Der im Bildschirm "eingepackte" Pfeil startet das Parallax Serial Terminal sofort nach der Übertragung.

Leider ist die SimpleIDE nicht nur komfortabel: Der Kommunikationsport ist über die rechts oben platzierte Combobox auszuwählen. Wer den Propeller partout nicht findet, kann sich mit dem Propeller Tool auf die Suche machen.

Als nächste Aufgabe soll nun das LED-Blinken auf einen anderen Cog ausgelagert werden. Diese Vorgehensweise ist sinnvoll, weil der Haupt-Cog so für andere Aufgaben frei wird:

#include "simpletools.h" // Include simple tools 

void runOnCog()
{
while(1)
{
high(23);
pause(100);
low(23);
pause(100);
}
}

int main()
{
cog_run(runOnCog, 128);
}

Aus Platzgründen lässt sich hier nicht weiter auf die Programmierung in C eingehen. Die vom Chipentwickler bereitgestellten Tutorials ermöglichen – in Kombination mit den soeben besprochenen Grundlagen – einen schnellen Einstieg in die professionelle Programmierung der Parallax MCUs.

Ein Blick auf den Propeller verdeutlicht, dass es sich hier um eine weltweit einzigartige MCU handelt. Die Idee, statt dezidierten Recheneinheiten frei programmierbare Rechenkerne zu deployen, kann in Anbetracht des Erscheinungsdatums (2006) als revolutionär gelten.

Parallax arbeitet seit Jahren an einem Nachfolger, der Entwicklern noch mehr Rechenleistung in die Hand geben soll – leider hat sich der IS bisher nicht in freier Wildbahn blicken lassen. Als kleine Entschädigung für die lange Entwicklungszeit ist der VHDL-Code (Very High Speed Integrated Circuit Hardware Description Language)des Propellers der ersten Generation seit einiger Zeit Open Source: Wer sein System auf Basis eines FPGAs aufbaut, kann den Propeller "nebenbei" deployen.

Tam Hanna
wagte seine ersten Gehversuche im Embedded-Bereich mit primitiven Achtbittern, die für böse und schlimme Projekte vorgesehen waren. Mit den ersten grauen Haaren kam der Wechsel ins Zivilleben, wo er Controller zur Belustigung seiner selbst, seiner Umgebung und seiner Leser einsetzt.
(ane)