Nach Hause telefonieren: 40 Jahre "E.T. – Der Außerirdische"

Seite 5: Das Hörbuch

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Die Musik kommt, natürlich, von John Williams, der dafür einen seiner fünf Oscars erhält. Seit "Der weiße Hai" arbeitet er mit Spielberg zusammen; für rund 30 seiner Filme komponiert er die Musik. Insgesamt wird Williams 52 Mal für einen Oscar nominiert; nur übertroffen von Walt Disney.

Typischerweise schreibt Williams erst die Musik, wenn er den Film komplett vorliegen hat. Eine Szene am Ende gefällt Spielberg so gut, dass er den Film umschneidet, damit sie besser passt. Das Variety-Magazin (das "E.T." als besten Disney-Film bezeichnet, den Disney nie gemacht hat) erzählt eine Anekdote: John Williams befürchtet, die Musik beim Höhepunkt sei etwas zu dick aufgetragen und er schlägt vor, sie ein bisschen abzuschwächen. Spielberg wiegelt ab: "John, Filme *sind* schamlos."

Neben dem Soundtrack erscheint ein Hörbuch bei der Universal-Schwester MCA. Michael Jackson steuert die Ballade "Someone in the Dark" bei (die es nicht in den Film schafft), John Williams die Musik; und produziert wird es von Quincy Jones. Gleichzeitig arbeitet Jackson an der Fertigstellung seines Über-Albums "Thriller", und sein Label Epic erlaubt das Hörbuch beim Mitbewerber nur unter zwei Bedingungen. Es soll erst nach Weihnachten erscheinen und damit nach "Thriller". Und "Someone in the Dark" darf nicht separat als Single erscheinen. MCA bricht beide Vereinbarungen, veröffentlicht das Hörbuch sogar noch vor "Thriller" und schickt die Single an Radio-Stationen. Epic verklagt MCA, was dazu führt, dass das Hörbuch und die Single zurückgezogen werden.

"E.T." wird für neun Oscars nominiert, genauso viele wie für "Unheimliche Begegnung der dritten Art" und "Indiana Jones", kann jedoch "nur" vier erhalten, für die visuellen Effekte, den Soundtrack, den Ton und den Tonschnitt. Ein weiteres Mal geht Steven Spielberg bei den Hauptkategorien leer aus. Er wird der erfolgreichste Regisseur aller Zeiten, erreicht als erster (und bisher einziger) 10 Milliarden Dollar Einspielergebnisse. Er ist der einzige Regisseur, der in sechs Jahrzehnten hintereinander für einen Oscar nominiert wird. Doch bei 19 Nominierungen kann er nur dreimal den Academy Award selbst in Empfang nehmen, für die Regie von "Der Soldat James Ryan" und die Regie und Produktion von "Schindlers Liste" – den wichtigsten Oscar für den besten Film bekommt nicht der Regisseur, sondern der Produzent.

Freilich. Ohne "E.T." hätte Spielberg nicht den Mut, diese Art von Filmen zu machen, beginnend mit "Die Farbe Lila" 1985. Nicht den Mut, über eigene Kinder nachzudenken, nachdem er zwei Monate lang wie ein Vater für Drew Barrymore und Henry Thomas ist. Genau drei Jahre nach dem Start von "E.T." bekommen Amy Irving und Steven Spielberg ein Kind und heiraten. Doch der Versuch misslingt, das ungleiche Paar zu einen, den erfolgreichen Nerd, im Herzen selbst noch ein Kind, und die schöne, aber erfolglose Intellektuelle, die mit Spielbergs Filmen nichts anfangen kann und zugleich selbst keine anspruchsvollen Rollen erringt. Nur drei Jahre später folgt die Scheidung; eine der teuersten, die es je gegeben hat. Seit 1991 ist Spielberg mit Kate Capshaw verheiratet, der Hauptdarstellerin aus "Indiana Jones und der Tempel des Todes", mit der er bereits während des Drehs eine Affäre hat. Mit ihr erfüllt sich Spielberg endlich die Sehnsüchte aus "E.T.": eine skandalfreie Ehe, die je ein Kind mit eingebracht hat, in der drei weitere Kinder entstehen und zwei adoptiert werden. Nicht zu vergessen Drew Barrymore: Sie ist Spielbergs Patenkind.

Und wie geht "E.T." weiter? Natürlich wünscht sich Universal früh eine Fortsetzung. Spielberg arbeitet zusammen Melissa Mathison an einem Drehbuch für eine viel düstere Fortsetzung. Am Ende muss er Universal beichten, dass "E.T." für sich selbst steht und keinen Nachfolger braucht. Was akzeptiert wird. Die Invasion bösartiger Aliens setzt Spielberg trotzdem noch um, 2005 im unterschätzten "Krieg der Welten".

2019 erscheint doch noch eine Fortsetzung, irgendwie. Als vier Minuten langer Werbespot des Telekommunikationsriesen Comcast (dem mittlerweile Universal) gehört; mit E.T. und Henry Thomas als Elliot, der mittlerweile selbst eine Familie hat.

(bme)