Nicht staatlich, sondern privat: Japan ist auf dem Weg zum Mond
Der Fehlstart der neuen Weltraumrakete H3 wirft das amtliche Mondprogramm Japans zurĂĽck. Zwei Start-ups sind allerdings dabei, Weltraumgeschichte zu schreiben.
- Martin Kölling
Die Raumfahrtindustrie Japans schwankt derzeit zwischen Schock und Jubel. Der erste Teststart der großen Trägerrakete H3 der Weltraumbehörde Jaxa, die bis zu vier Tonnen Nutzlast in eine Umlaufbahn um die Sonne befördern können soll, musste kurz nach dem Abheben gesprengt werden. Dieser Fehlschlag wirft auch das staatliche Mondprogramm weit zurück, denn die H3 sollte nicht nur Satelliten zu ähnlichen Preisen wie die Falcon 9 des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX ins All schießen. Die Jaxa plant auch eine Expedition zu den Polen des Erdtrabanten. Dem Scheitern stehen allerdings Erfolge von zwei privaten Mondfahrern gegenüber.
Den größten Schritt hat sich ispace mit dem Start von Hakuto-R vorgenommen. Als erstes privates Unternehmen will ein kleines Raumschiff sanft auf der Mondoberfläche landen. Dort soll dann ein kleiner Rover namens Rashid von der Weltraumbehörde der Vereinigten Arabischen Emirate in die Freiheit entlassen werden. Dieses Projekt ist weiterhin auf Kurs. Im Dezember hob die Sonde Hakuto-R an Bord einer Falcon 9 ab, im März erreichte sie ihre Umlaufbahn um den Mond. Schon diese Etappe feierte ispace "als wichtigen Schritt" auf dem Weg zu einem regelmäßigen Transportdienst zum Mond, dem eigentlichen Ziel des Unternehmens.
Für Ende April ist dann die Landung geplant, das neunte Ziel von insgesamt zehn geplanten Missionszielen. Ein voller Erfolg wird die Reise in den Augen der Mondfahrer sein, wenn die Sonde sich nach der Landung selbst mit Energie versorgen und eine ständige Telekommunikation mit der Basis auf der Erde herstellen kann.
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Hoffnungen auf drei Mondmissionen
Eine weitere Pioniertat hat sich das elf Jahre alte Unternehmen Dymon vorgenommen. Gründer Shinichiro Nakajima, der in seiner eher irdischen Laufbahn an der Entwicklung von Audis Vierradantrieb beteiligt war, will die Raumfahrt mit Mini-Rovern bereichern. Sein zweirädriges Gefährt Yaoki wiegt gerade einmal 498 Gramm. Und der Name ist Programm.
Der Name ist dem japanischen Sprichwort "Nanakorobi Yaoki" entlehnt. Wörtlich übersetzt bedeutet es "siebenmal hinfallen, achtmal aufstehen". Denn der Rover mit seinen zwei großen Rädern an einem kleinen Körper ist so konzipiert, dass er weiterfahren kann, auch wenn er sich überschlägt. Das Unternehmen macht sich inzwischen gute Hoffnungen auf drei Mondmissionen. Dieses Jahr könnten Reisen mit den amerikanischen Raumfahrt-Start-ups Astrobotics und Intuitive Machines erfolgen. Zudem wurde Dymons Yaoki in das Artemis-Programm der US-Weltraumbehörde NASA aufgenommen.
Für den Gründer Nakajima geht damit ein Herzenswunsch in Erfüllung. "Mein Traum ist der Mond", erklärte er gerade im Podcast "Disrupting Japan". Selbst als er Roboter entwickelte, werkelte er in seiner Freizeit an einem Rover. Nun steht dieser Rover vor seiner ersten Mission, einer Reise an den Südpol des Erdbegleiters. Dort soll er nach Wasser suchen.
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RĂĽtteln, schĂĽtteln, Erdanziehungskraft
Für die Aufnahme ins Artemis-Projekt musste das Mondmobil harte Tests überstehen. Dazu gehören die Widerstandsfähigkeit gegen Schläge und hohe Beschleunigungen mit einem Zigfachen der Erdanziehungskraft (G). Dymon beansprucht, dass Yaoki 100g überstehen kann. Das größte Problem stellte der Vibrationstest dar, der die Vibrationen beim Raketenstart und -flug übertrifft. Mehrfach musste Yaoki verbessert werden, bis der Rover dem Schütteln widerstand.
Darüber hinaus wurde getestet, ob das Gefährt die hohen Temperaturunterschiede zwischen der Sonnen- und Schattenseite aushalten kann, die im Vakuum des Weltraums auftreten. Die Funktionsfähigkeit im Mondstaub war ein weiteres Kriterium im Pflichtenheft der Entwickler. Nun muss sich zeigen, ob sich Yaoki in der Praxis bewährt. Nakajima hat sich ein hohes Ziel gesteckt: In den kommenden fünf Jahren will er 100 Yaokis ins All schießen.
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