Onlinespieler helfen Biologen

Seite 2: Onlinespieler helfen Biologen

Inhaltsverzeichnis

Die ersten paar Level von Foldit sind darauf ausgerichtet, dem Spieler beizubringen, wie gute Proteine aussehen müssen und wie man sie mit den Werkzeugen des Spiels manipulieren kann. Spieler könnten die Moleküle in drei Dimensionen drehen, ihre einzelnen Fäden zusammenziehen, die Struktur des Proteins dehnen und dabei versuchen, Wasserstoff-Bindungen zu generieren, die das Protein stabilisieren helfen. Das Spiel stellt die Proteinchemie grafisch dar. Beispielsweise ist es gut, Proteine eng zusammenzupacken. Zu eng ist aber auch nicht sinnvoll – dann stoßen sich elektrische Ladungen in den verschiedenen Bereichen der Seitenketten gegenseitig ab. Solche Probleme werden von roten Symbolen gekennzeichnet, die wieder verschwinden, wenn die Ketten auseinander gezogen werden.

Nach der Verbesserung des Designs einiger Testproteine starten die Spieler in einen Wettbewerb und können entweder allein oder im Team an dem Problem arbeiten. Baker und Popovic lassen die Spieler dabei an Proteinen werkeln, deren optimale Gestaltung bereits bekannt ist, um das Spiel weiter zu verfeinern und Spielergruppen zu trainieren. Mit der Zeit sollen die Nutzer dann bei neuen HIV-Impfstoffen und anderen Projekten mithelfen, die in Bakers Labor entstehen.

Luis von Ahn, Computerwissenschaftler an der Carnegie Mellon University, glaubt, dass Menschen Lösungen für Proteinprobleme erarbeiten können, die Computer nicht so leicht beherrschen. "Der Rechner sucht mit brutaler Gewalt, während wir vielleicht sofort eine Abkürzung kennen", sagt er. Schließlich lebten die Menschen in einer 3D-Welt und wüssten, wie sie sich darin zu bewegen hätten. Von Ahn hat selbst Spiele gestaltet, die dabei helfen sollen, Bilder für Google mit Überschriften zu versehen oder Bücher korrekt zu digitalisieren. Rechentechnik hat mit einigen Aufgaben noch immer herbe Probleme, die der Mensch leicht bewältigt – etwa die Erkennung eines Hundes auf einem Bild oder das Lesen von verschwommenen Buchstaben. Das Manipulieren komplexer dreidimensionaler Strukturen sei aber ein wesentlich schwereres Problem. Deshalb ist sich von Ahn nicht sicher, ob Foldit nicht zu schwierig ist, um genügend Nutzer zu finden.

Popovic und Baker räumen ein, dass das Spiel nicht leicht ist. Ihr Ziel sei es, es unterhaltsam genug zu machen, dass die Spieler weitermachen und auch ihre Freunde einladen. Durch die kostenlose Verfügbarkeit im Web hoffen die Forscher, dass sie irgendwo auf der Erde Nutzer finden, die sie selbst "Proteingenies" nennen – Menschen, die für optimale Proteinstrukturen ein großes Talent haben und deshalb jede Woche mehrere Stunden spielen.

Popovic und sein Team wollen Foldit weiter verbessern, in dem sie speichern und überprüfen, was gute und schlechte Spieler mit dem Game anfangen. "Durch diese Analyse lernen wir, welche Strategien die besten Spieler nutzen und können das Spiel dann mit diesen Informationen verbessern." Dane Wittrup, am MIT mit der Gestaltung von Proteinen beschäftigt, hält den Ansatz für durchaus interessant: "Ich vermute, dass die Forscher durch die Analyse besonders erfolgreicher Spielstrategien neue, automatisierte Wege finden könnten, die sich dann in bestehende Software integrieren lassen." (bsc)