Open Source Business [Update]

Seite 3: Investoren und Fazit

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Die Business-Modelle überzeugen offenbar auch die Investoren. Für die Kapitalgeber der im Bereich Open Source für Unternehmen tätigen Firmen scheint Open Source einfach nur ein anderes Software-Entwicklungsmodell zu sein. Alexander Bruehl, Senior Partner beim deutschen Investor Atlas Venture, der unter anderem in den deutschen Linux-Spezialisten Collax investiert hat, sieht in Open Source die logische Konsequenz einer Entwicklung: Wurde Software vor einigen Jahren noch dauerhaft lizenziert, ist die Branche mittlerweile mehr und mehr zu Subskriptionsmodellen übergegangen, bei denen der Kunde ein zeitlich begrenztes Nutzungsrecht zusammen mit Dienstleistungen wie Support und Updates erhält.

Der Schritt, die Software als Open Source zu verschenken und Einnahmen nur noch über Supportleistungen zu erzielen, sei da nur ein konsequent, erklärt Bruehl: "Open-Source-Firmen verkaufen keine Software, sondern die Garantie, dass die Software eine bestimmte Zeit funktioniert." Für die Investoren habe Open Source gar keinen Sonderstatus: VCs, die in Unternehmenssoftware investiert haben, würden Open-Source-Firmen ganz selbstverständlich mit in ihr Portfolio nehmen. Und tatsächlich haben Dutzende von auf IT spezialisierten Risikokapitalgebern mittlerweile auch die eine oder andere Open-Source-Firma im Portfolio.

Allerdings scheinen sich einige Investoren besonders stark im Bereich Open Source zu engagieren. Zu den Geldgebern, die bei vielen Open-Source-Firmen in der Liste der Investoren auftauchen, gehören Benchmark Capital, Index Ventures, Intel Capital und New Enterprise Associates (NEA) – vier Kapitalgeber, bei denen unterschiedliche Motivationen hinter den Investitionen stehen.

Benchmark Capitalwar einer der ersten VCs, der Open Source als kommenden Trend erkannte. Schon in den neunziger Jahren investierte das Unternehmen, laut Selbstbeschreibung spezialisiert auf junge Firmen, die neue Märkte schaffen wollen, in Red Hat – und verdiente 1999 bei dessen erfolgreichem Börsengang mit. Auf der Liste der Investitionen finden sich unter anderem der Datenbankhersteller MySQL AB, CollabNet, Spezialist für verteilte Softwareentwicklung, Qlusters (Systemmanagement) und der Groupware-Anbieter Zimbra.

Auch Intel Capital, seit 1998 an Red Hat beteiligt, profitierte von dem Börsengang des Linux-Distributors. Ein Schwerpunkt der Investmentsparte des Prozessorherstellers, der seit den späten neunziger Jahren mit diversen Firmen im Linux-Umfeld kooperiert, liegt naturgemäß auf Unternehmen, die in irgendeiner Weise den Bedarf für Intel-Technik vorantreiben. Darunter sind neben MySQL AB und CollabNet der Embedded-Linux-Anbieter MontaVista, PHP-Spezialist Zend und SpikeSource, deren Geschäft die Zertifizierung von OSS-Stacks ist.

Das starke Engagement von Index Ventures, fokussiert auf den europäischen Markt, zeigt, dass Open Source auch ein europäisches Phänomen ist. Der VC ist unter anderem an der schwedischen MySQL AB und dem norwegischen Hersteller von Entwicklungstools Trolltech beteiligt, aber auch an den US-Firmen Pentaho (Business Intelligence), SourceLabs (Zertifizierung von Open-Source-Software) und Zend.

NEA, in den letzten Monaten mit Millionen-Investments in Pentaho und den ERP-Anbieter Compiere in Erscheinung getreten, ist vergleichsweise spät, aber mit Nachdruck in das Open-Source-Geschäft eingestiegen. Außer an den genannten Firmen ist NEA auch an SugarCRM (CRM-Lösungen), Scalix, deren Groupware Anfang 2007 als Open Source freigegeben werden soll, und XenSource, Spezialist für die Virtualisierungssoftware Xen, beteiligt.

Open Source ist im Begriff, das Softwaregeschäft gründlich aufzumischen. Firmen wie Red Hat und MySQL zeigen, dass man mit OSS durchaus Geld verdienen kann – die Businessmodelle scheinen grundsätzlich zu funktionieren. Und die Investoren zeigen sich überzeugt: VCs investieren ganz selbstverständlich auch in OSS-Firmen.

Im Open-Source-Markt, so scheint es, werden jetzt die Claims abgesteckt: Die Millionenbeträge, die in den letzten Monaten in Open-Source-Firmen geflossen sind, wurden durchgängig in Wachstum und den Ausbau der Marktposition gesteckt. Offenbar geht es derzeit darum, sich einen Platz an der Spitze des Open-Source-Booms zu erobern – solange das Thema noch jung ist. (odi)