Passagierkapsel für den Fernverkehr: Schnelle und nachhaltige Züge mit Hyperloop

Seite 2: Tests an der Druckschleuse

Inhaltsverzeichnis

Mit geringem Abstand folgt den Münchnern ein Forschungsteam um Walter Neu und Thomas Schüning an der Hochschule Emden/Leer. Auf deren Campus entsteht eine 26-Meter-Teströhre aus verschweißtem Stahl mit einer Druckschleuse in der Mitte. Der Durchmesser dieses Demonstrators beträgt allerdings nur 1626 Millimeter, er ist auf Frachttransporte etwa von Gitterboxen und Europaletten ausgelegt und soll bis Mitte des Jahres einsatzbereit sein. Ein Forschungsschwerpunkt dieser Anlage ist das Ein- und Ausschleusen in den Unterdruckbereich.

"Der Personentransport lohnt sich auf lange Sicht mehr, aber bei der Entwicklung sollten wir zunächst weniger sicherheitskritische Cargosysteme beherrschen, bevor wir Passagiersysteme entwickeln", sagt Schüning im Gespräch mit c’t.

Die Ostfriesen kooperieren mit der niederländischen Hardt Hyperloop, die 2023 in der angrenzenden Provinz Groningen eine 600-Meter-Teströhre mit einem Weichensystem aufbaut. Das holländische Magnetschwebesystem ist mit Elektromagneten an der Decke konzipiert, die Pods anziehen und wie Gondeln von oben halten, allerdings auch berührungslos. Dieses System vereinfacht den Bau von Verzweigungen und Weichen.

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Walter Neu hofft, mittelfristig die ehemalige Transrapid-Teststrecke im emsländischen Lathen zu einer Hyperloop-Teststrecke ausbauen zu können. "Das ist eine weltweit einzigartige Anlage mit zwei Schleifen, Weichen und Kurven auf 32 Kilometern, und darauf könnte man kontinuierliche Tests fahren", unterstreicht Neu gegenüber c’t. Überraschenderweise ist die Anlage in Lathen bis heute kontinuierlich gewartet, in Betrieb gehalten und jährlich TÜV-zertifiziert worden. Brücken und Pylone stehen sicher, eine Energieversorgung ist eingerichtet. Ein Röhrensystem ist jedoch noch nicht installiert, das war seinerzeit für den Transrapid nicht vorgesehen.

Die größte Herausforderung sieht Neu darin, die Politik vom Hyperloop-System zu überzeugen und den Genehmigungsprozess zu durchlaufen. Aber dann könne sich Lathen zu einem europäischen Hyperloop-Testzentrum entwickeln. Alle anderen Demonstratoren in Europa sind linear konzipiert und erlauben immer nur kurze Testfahrten, sei es das Hardt-Projekt bei Groningen, eine Drei-Kilometer-Teststrecke bei Limoges in Frankreich vom Unternehmen TransPod, eine Teststrecke der spanischen Zeleros oder eine Teströhre der Schweizer Forschungsorganisation EuroTube. In all diesen Demonstratoren werden Pods nur versuchsweise einmal beschleunigen und dann wieder abbremsen, aber nicht im Dauerbetrieb fahren.

Ab Sommer wollen Forscher in Ostfriesland Versuche in einer 26-Meter-Teströhre in Emden fahren. Diese Anlage umfasst eine Druckschleuse in der Mitte.

(Bild: Hochschule Emden/Leer)

Bis es so weit ist, muss sich aber zunächst ein europäischer Standard herauskristallisieren. Welche Antriebs- und Weichentechnik setzt sich durch, welche Sicherheitssysteme, Druckschleusentechnik, Höchstgeschwindigkeiten und Kurvenradien finden sich irgendwann in allen Pflichtenheften? Soll in engen Kurven eine Neigetechnik zum Einsatz kommen oder nicht? An solchen Fragen arbeiten Forscher und Entwickler bereits gemeinschaftlich in Ausschüssen des Deutschen Instituts für Normung (DIN) und des Europäischen Komitees für Normung (CEN), berichtet Neu. Erst wenn man sich hier geeinigt hat, kann man eine Testanlage für die gesamte europäische Hyperloop-Entwicklung aufbauen.