Pizza in Videospielen: Will Code for Pizza

Die Pizza ist die Lieblingsnahrung der Nerds. Folgerichtig findet man sie in zahlreichen Videospielen: von Pac-Man über die Turtles bis "Pizza Connection".

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Ein deutscher Exportschlager: das Videospiel "Pizza Connection" von 1994 für DOS und Amiga

(Bild: heise online; René Meyer)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • René Meyer
Inhaltsverzeichnis

Programmierer und Spieler haben eine innige Beziehung zur Pizza. Kein anderes Fast Food ist so vielseitig und so unkompliziert. Man kann sie mit allem Möglichen belegen und damit geschmacklich variieren. Mit Fleisch, mit ohne Fleisch. Sie ist leicht zu teilen. Besteck ist nicht nötig. Man kann sie mit einer Hand essen (und mit der anderen tippen). Sie schmeckt auch noch am nächsten Tag. Man kann sie einfrieren und in der Mikrowelle wieder aufwärmen. Und selbst kalt ist sie lecker.

Kein Wunder, dass das bekannteste Symbol aus dem Reich der Spiele ein Pizza-Stück ist: Pac-Man. Der Legende nach kommt Toru Iwatani die Idee, als er in einem Restaurant auf eine Pizza starrt, der ein Stück fehlt. Zugleich erinnert der Kreis an das japanische Zeichen für Mund.

Das erste Computerspiel, das sich um Pizza dreht, heißt schlicht "Pizza". Es scheint ursprünglich von einem Mainframe der University of Georgia zu stammen und wird berühmt als Listing in "BASIC Computer Games" von David Ahl, dem ersten Computerbuch, das sich mehr als eine Million Mal verkauft. Unterhaltsam ist es nicht: Man nimmt telefonisch Pizza-Bestellungen auf und gibt dem Boten die Koordinaten des Kunden. Dafür wird eine zweispaltige Tabelle als Stadtplan gelistet, mit Buchstaben als Inhalt. Wenn also "B" anruft, schaut man in die Tabelle, in welcher Zeile und welcher Spalte "B" eingetragen ist, und gibt beides als Lösung an.

In der langlebigen Spiele-Reihe "Teenage Mutant Ninja Turtles", basierend auf einem Comic, ernähren sich die vier Riesenschildkröten nicht nur von Pizza; es gibt auch Pizza-Monster als Gegner. Auch woanders spielt Pizza eine wichtige Rolle: 1993 bringt das belgische Indie-Studio Copysoft die Jump'n'Run-Reihe "Skunny" heraus; und einer der Titel heißt: "Save Our Pizzas": Ein Bösewicht hat die Erinnerung an Zutaten und Rezepte aus den Gehirnen der Pizzabäcker gelöscht (um eigene Speisen aus alten Schuhen und Plastikfrüchten anzubieten); und deswegen muss man ins alte Rom reisen, um das Wissen erneut zu erlangen.

"Skunny - Save Our Pizzas", ein beliebtes Shareware-Spiel von 1993.

(Bild: heise online, René Meyer)

2005 kann man zum ersten Mal in einem Spiel eine "echte" Pizza bestellen, in "EverQuest 2" von Sony. Die Wahrheit ist etwas schnöder: Beim Eintippen des Chat-Befehls /pizza öffnet sich nur der Web-Browser mit der Bestellseite von Pizza Hut. Man denkt zwar darüber nach, Bestellungen liebevoller einzubauen und vielleicht sogar über die Abo-Gebühr des Spiels einzuziehen; aber daraus wird nichts.

In "Phantasy Star Portable 2" für die PSP von 2009 öffnet Pizza Hut eine virtuelle Filiale, in der man sich mit einer Pizza-Pfanne als Waffe und einem Pizza-Karton als Schild ausrüsten kann. Und in mehreren Teilen der Spielserie "Grand Theft Auto" gibt es Filialen der Kette The Well Stacked Pizza; beginnend mit "Vice City", wo ein Menü die Lebensenergie erneuert und wo man als Neben-Missionen Pizzas auf einem zünftigen Motorroller ausliefert.

Das vielleicht bekannteste Pizza-Spiel heißt "Pizza Connection" und kommt aus Deutschland. Es erscheint 1994 für DOS und Amiga bei Software 2000 und ist eine der vielen der in den Neunzigerjahren so beliebten Manager-Simulationen. Väter des Spiels sind Thomas Langhanki und Stefan Kurth. Langhanki, der später an weiteren Spielen wie "Wiggles" und "ParaWorld" arbeitet, erinnert sich: "Wir haben beide gerne Pizza gegessen und wollten nach einem verunglückten Versuch mit einem Adventure etwas Neues probieren. Stefan hatte die Idee zu einer richtig schön komplexen Wirtschaftssimulation."

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In Zeiten vor Steam & Co. braucht es einen wirksamen Kopierschutz. Das wissen vor allem Stefan und Thomas, die aus der Cracker-Szene kommen. "Da es damals noch nicht so viele Kopierer gab, haben wir ein Kochbuch entwickelt, bei dem man am Anfang die Originalrezepte nachkochen musste. Erst dann hat man gute Bewertungen erhalten. Das war praktisch nicht zu cracken, sondern nur mit Scans und Kopien zu umgehen." Neben den Rezepten enthält die Anleitung auch Telefonnummern, die man im Spiel anrufen muss. Die Zeitschrift "Amiga Joker" vergibt wohlwollende 88 Prozent: "Dieser Softteigfladen ist ein Hit, der gerade uns ausgehungerten Amiganer noch lange schmecken wird!"

Charakterwahl in "Pizza Connection"

(Bild: heise online, René Meyer)

MicroProse veröffentlicht das Spiel als "Pizza Tycoon" international; unter dem neuen Namen vielleicht, weil sie schon "Railroad Tycoon" (und später "RollerCoaster Tycoon") im Angebot haben. Dafür nimmt man eine Reihe von Veränderungen vor. Der Spielepublisher streicht etwa Moskau als mögliche Niederlassung und baut amerikanische Städte ein. Dazu beauftragt man einen Grafiker, der die deutschen Texte in den Bildern in englische übersetzt und die Karikaturen im Stil des Magazins "MAD" überarbeitet. Langhanki: "Ich hatte das damals aus Unwissenheit zum Thema Copyright gemacht. Wir fanden es lustig, aber das ging natürlich eigentlich nicht."

Daraus entsteht eine etwas unübersichtliche Reihe: "Wir wollten danach etwas Anderes machen, Stefan erst einmal fertig studieren. Software 2000 hat unerlaubt versucht, einen inoffiziellen Nachfolger zu veröffentlichen. Dagegen sind Stefan und ich vorgegangen. Wir haben uns außergerichtlich geeinigt. Ab dann durfte Software 2000 den Namen nutzen."

So kommt kurz nach dem Klon "Pizza Syndicate" (das in den USA "Fast Food Tycoon" heißt) das offiziellere "Pizza Connection 2" (das in den USA "Fast Food Tycoon 2" heißt); beide von einem Team um Hans-Arno Wegner. Die Serie liegt bald zwanzig Jahre brach, bis sich Assemble Entertainment die Rechte am Namen sichert und 2018 "Pizza Connection 3" veröffentlicht.

Mit "Pizza Connection 2" von Software 2000 erschien 2000 ein Nachfolger des Kult-Hits.

(Bild: heise online, René Meyer)

Zum Erscheinen des dritten Teils denkt man an eine hübsche PR-Idee, einen Guinness-Rekord rund um Pizzen. Man will die längste Pizza der Welt backen. Aber als Google darüber Auskunft gibt, dass der derzeitige Rekord bei 1.900 Metern liegen soll, überlegt man sich doch etwas anderes: die Pizza mit den meisten Käse-Sorten. Dort gibt es nur einen ungeprüften und damit inoffiziellen Weltrekord mit 101 Varianten. So tut man sich mit einer Berliner Pizzeria und Pizza.de zusammen und belegt eine reguläre 30-Zentimeter-Pizza mit 111 verschiedenen Sorten, jeweils nur ein paar Gramm, backt sie und verzehrt sie. Mehrfach wird der Rekord seitdem überboten; im Moment liegt er bei 834 Sorten – aufgestellt im Käseland Frankreich.

Na dann - guten Appetit:

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(dahe)