Post aus Japan: Wie Autos sich ihre StraĂźenkarte selber malen
Toyotas Institut fĂĽr kĂĽnstliche Intelligenz und Robotik will Fahrzeugen beibringen, ihre Umgebung hochgenau zu erfassen.
- Martin Kölling
In Zeiten der Pandemie ist es hin und wieder beruhigend, dass Unternehmen auch noch normale Nachrichten produzieren. Das TRI-AD und Japans 3D-Kartenkonsortium Dynamic Map Platform (DMP) haben diese Woche angekündigt, ab April gemeinsam ein automatisches Updaten von hochpräzisen 3D-Straßenkarten für autonome Autos zu entwickeln und in einem Praxistest zu erproben. In dieser Machbarkeitsstudie wollen die beiden Partner zeigen, wie die zentimetergenauen 3D-Karten von DMP mit TRI-ADs "Automated Mapping Platform" in Echtzeit von normalen Autos auf den neuesten Stand gebracht werden können.
Know-how aus den USA
Die Unternehmen wollen dabei die wachsenden Kamera- und Sensorbatterien moderner Autos nutzen. Die aufgezeichneten Daten werden dann in die Cloud ĂĽbertragen, wo die aktuelle StraĂźensituation mit den vorhandenen Daten abgeglichen und die Karten automatisch auf den neuesten Stand gebracht werden.
Damit verbinden sich zwei Unternehmen mit globalen Ambitionen. DMP geht aus einem Konsortium des Technikkonzerns Mitsubishi Electric sowie mehrerer japanischer Auto- und Kartenhersteller hervor. Das Unternehmen hat nicht nur bereits Japans Autobahnen vermessen, sondern auch das US-Karten-Start-up Ushr gekauft. Damit will DMP den US-Markt erobern.
Beim TRI-AD handelt es sich um die Anwendungsentwicklung vom Toyota Research Institute – Advanced Development, das für Toyota künstliche Intelligenz und Robotertechnologien entwickelt. Es soll die Ergebnisse der Forschung im Hier und Heute nutzbar machen. Und eines der Ziele des TRI-AD ist, seine von künstlicher Intelligenz angetriebene Mapping-Plattform weltweit als Standard zu verankern, so dass die Autohersteller gemeinsam mit ihren Autos selbst Karten erstellen können und nicht von Google & Co. abhängig werden.
Immer aktuelle Karten
Interessanterweise suchen die beiden Unternehmen nun nicht den Kampf, sondern eine Allianz. Die Idee in dem Projekt ist, dass die 3D-Karten von DMP, die in Japan Autos beim autonomen Fahren als Orientierungshilfe dienen, möglichst akkurat und aktuell von einem Heer privater PKW um Baustellen und neue Wegführungen ergänzt werden. Bisher müssen die Kartenunternehmen in der Regel speziell ausgerüstete und dementsprechend teure Vermessungswagen auf die Straße schicken, wenn beispielsweise die Autobahngesellschaft Baustellen meldet.
Das ganze ist kein Muster ohne Wert. Nissan brachte voriges Jahr bereits ein Auto auf den Markt, der die 3D-Karten mitsamt Japans eigenem zentimetergenauen Satellitenortungssystem nutzt.
Der Sportwagen Nissan Skyline kann daher selbst die engen Kurven auf der Tokioter Stadtautobahn selbst meistern, bei denen bisherige Fahrassistenten das Steuer kurz vor dem Scheitelpunkt an den Fahrer zurĂĽckgaben. Wir Autofahrer mĂĽssen uns aber noch gedulden, bis die neue Technologie Wirklichkeit wird. Erst ab April 2021 ist ihr Einsatz geplant.
(bsc)