RFID-Technik geht unter der Haut

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Im Gegensatz zur Haustier-Version des Chips ist das Implantat für den Menschen mit einem Material namens Biobond überzogen. Es besteht aus einem porösen Polypropylen-Material, das sich mit dem umgebenden Gewebe verbindet. Der Chip wird mit einem speziellen Verichip-Gerät an fleischreichen Stellen wie dem Bizeps implantiert. "Die Haltbarkeit liegt bei etwa 10 Jahren", sagt Sprecherin Fulcher, "das haben unsere Erfahrung mit den Mikrochips bei Tieren gezeigt."

In den USA wurden Verichips erst jetzt zugelassen, aber in anderen Ländern sind sie schon länger im Einsatz. Insgesamt etwa 1000 Personen sollen bereits mit ihnen herumlaufen. Der mexikanische Justizminister Rafael Macedo de la Concha trägt beispielsweise einen der Chips, um sicheren Zugriff auf Regierungsdokumente zu erhalten. In Barcelona gibt es bereits einen Beach Club, der Besuchern den Chip implantiert anstatt ihnen einen Stempel auf die Hand zu drücken.

Derlei Anwendungen dürften trotz der Genehmigung durch die FDA bald hinterfragt werden. Bürgerrechtler haben kritisiert, dass Applied Digital die tatsächlichen Risiken, die die FDA bei der Verichip-Technik fand, nicht offenlegt. Eine Gruppierung namens "Consumers Against Supermarket Privacy Invasion and Numbering", kurz CASPIAN, die sich gegen Überwachung in Supermärkten einsetzt, hat kürzlich ein Schreiben der FDA an Applied Digital veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem, dass es verschiedene Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit dem Chip gebe. So könne das umgebende Gewebe ihn abstoßen, der Transponder im Körper umherwandern oder es zu elektromagnettschen Störungen kommen. Andere Probleme, die genannt wurden, betreffen mögliche elektrische Schläge und Unvereinbarkeit mit einer Kernspintomografie.

Zu den medizinischen Risiken kommen Bedenken von Datenschützern in bezug auf einen Missbrauch der implantierbaren Chips. Sie stehen in Zusammenhang mit der zunehmenden Verbreitung von RFID-Technik. So will die San Francisco Public Library RFID-Chips in alle ihre Bücher stecken, in Virginia sind sie für Führerscheine vorgesehen, und in einem Gefängnis in Ohio läuft derzeit ein Pilotprogramm, in dem Straftäter mit Hilfe von Chip-Ansteckern überwacht werden sollen.

Die Grundidee dahinter ist, Gegenständen (und offensichtlich auch Menschen) eine Identifikation zu verpassen, mit der es möglich wird, nachzuverfolgen, wo und wie sie sich verteilen. Implantierbare RFIDs verkomplizieren die Sache zusätzlich - besonders, wenn man bedenkt, dass auch die Überwachung am Arbeitsplatz immer weiter zunimmt. Frederick S. Lane III, Autor des Überwachungs-kritischen Buches "The Naked Employee: How Technology Is Compromising Workplace Privacy", sieht implantierbare Chips bereits als Welle der Zukunft. "Das Problem ist, dass die Arbeitgeber dadurch so viele Informationen erhalten, dass sie künftig selbst bestimmen können, was noch als harmlos durchgeht, sagt Lane.

Der Streit um die implantierbaren Chips könnte weiter angeheizt werden, wenn die Geräte auch noch in Verbindung mit der Satelliten-Navigation GPS gebracht werden. Laut Sprecherin Fulcher hat Applied Digital tatsächlich bereits einen Prototypen einer implantierbaren GPS-Komponente entwickelt. Sie nennt sich "Personal Location Device" und ist von der Firma bereits patentrechtlich geschützt. Noch wurde die Technik noch nicht auf den Markt gebracht, weil das viele Millionen Dollar an Investitionen erfordern würde. "Momentan konzentrieren wir uns auf unsere aktuelle Technik", sagt die Sprecherin, "aber mit dem richtigen Partner könnte aich das durchaus interessant werden."

Von David Kushner; Übersetzung: Ben Schwan. (sma)