Roboter malt Meisterwerke

Der Roboter e-David kann aus Kameraaufnahmen Ölgemälde zaubern. Dazu hat er direkten Zugriff auf eine Staffelei.

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Der Roboter e-David kann aus Kameraaufnahmen Ölgemälde zaubern. Dazu hat er direkten Zugriff auf eine Staffelei.

Wissenschaftler an der Uni Konstanz haben einen Malautomaten namens "e-David" gebaut, der fotografierte Bilder in kunstvolle Ölgemälde umwandeln kann. Der Roboter malt nach der Anleitung eines Rechners, der die Fotos mittels spezieller Algorithmen in Pinselstriche umrechnet und e-David entsprechend ansteuert.

Die kompakte Maschine sieht aus wie seine einarmigen Industriekollegen, etwa aus der Fahrzeugproduktion. Eigentlich war sie einmal zum Schweißen von Autokarosserien gedacht, arbeitet an der Leinwand aber mindestens genauso praktikabel. e-David verfügt als Grundschatz über eine vorgemischte Palette mit 24 Farben und fünf Pinseln, alternativ sind auch nur schwarz-weiße Bilder möglich.

Die Pinsel kann der Industrieroboter in wenigen Sekunden automatisch austauschen und reinigt sie im Betrieb auch ständig, damit keine unerwünschten Farbverläufe produziert werden. Der Mal-Algorithmus ist dabei anpassungsfähig. So beobachtet das System das Werk mit einer Kamera ständig und analysiert, ob es sinnvoll ist, weitere Pinselstriche hinzuzufügen, wenn beispielsweise die Farben noch nicht stimmen oder ein Bildteil zu hell ist.

Auch Porträts gelingen e-David – aus Vorlagen wie Fotos.

(Bild: Uni Konstanz)

"Bildhafte kunsthandwerkliche Prozesse können als Optimierungsvorgänge gedeutet werden, in denen manuell Farbe auf einer Bildfläche verteilt wird, bis der Betrachter den Bildinhalt erkennen kann", erläutern die beiden Projektleiter Oliver Deussen und Thomas Lindemeier zur Motivation aus wissenschaftlicher Sicht. "Die Optimierung geschieht intuitiv beim bildlichen Gestalten, ist in hohem Maße abhängig von der Interaktion mit dem jeweiligen Malmedium und unterliegt dessen Restriktionen." Und das kann offensichtlich auch ein Roboter.

Farben werden bei e-David über eine fortlaufende Optimierung des Pinselverlaufs nach der jeweils gewünschten Stilvorgabe auf der Staffelei platziert. "Wir erweitern existierende Optimierungsverfahren und beziehen zusätzlich auch semantische Bildinformationen ein, welche wir über aktuelle Verfahren der semantischen Bildanalyse erhalten", so Deussen und Lindemeier.

"Durch Nachahmen von existierenden Maltechniken zur Darstellung von Objekten wird der Computer Repräsentationsformen für die verschiedenen Objektkategorien in einem Bild erlernen." Dies soll ermöglichen, "bessere bildliche Lösungen zu finden, als dies mit bisherigen Verfahren der Fall war".

Die Farbwahl gelingt dem Roboter gut.

(Bild: Uni Konstanz)

Die Tatsache, dass e-David malt wie sein menschliches Vorbild, lässt sich auch dazu verwenden, ihn zur Analyse bestehender Gemälde alter Meister einzusetzen. Der Roboter erlaube es, Pinselstriche in genauer zeitlicher Abfolge auszuführen, sagen die Forscher

"So könnte durch Experimente zur Farbmischung beim Übereinandermalen von Pinselstrichen herausgefunden werden, in welcher zeitlicher Abfolgen ein Bild gemalt wurde." Es sollte damit auch möglich sein, meinen sie, Malstile bekannter Künstler in Bezug auf die zeitliche Abfolge ihrer Farbaufträge "experimentell zu untersuchen". "Dies könnte es sogar ermöglichen, einen Beitrag zur Aufklärung von Fälschungen zu leisten."

Pinselnahaufnahme: e-David stellt sich geschickt an.

(Bild: Uni Konstanz)

Die bisher erstellten Kunstwerke sehen durchaus eindrucksvoll aus – auch wenn der Malroboter selbst keinerlei kreative Ader hat, wie die Forscher betonen. Er könne aber dennoch neue Malstile hervorbringen, wenn er entsprechend programmiert wird. Schließlich sind ganz neue Verfahren im Rahmen des Ausprobierens möglich, denn e-David ermüdet nicht.

"Die Ergebnisse, die e-David liefert, könnten beeinflussen, was wir für Kunst halten – neben der Nachahmung bestehender Zeichenstile kann die Maschine auch ganz neue Techniken nutzen, denn der Arbeitsaufwand spielt keine Rolle mehr", schreibt die Gruppe um Deussen und Lindemeier. Mit anderen Worten: e-David könnte auf Wunsch auch Monate am Stück mit einem Werk verbringen, wenn Farbe nachgelegt wird. Seine Bilder signiert der Automat übrigens wie ein echter Künstler. (bsc)