Robotik: So geht's nicht weiter
Maschinen haben die Menschen zunehmend aus der Industrieproduktion verdrängt. Doch mehr klassische Automatisierung ergibt immer weniger Sinn.
- Joseph Scheppach
Das Hämmern und Zischen ist ohrenbetäubend, doch kein Mensch ist zu sehen. Hunderte Roboter stanzen, lackieren und schweißen nicht nur, sondern besorgen auch die Endmontage der Elektrolimousine Model S. Eine "Licht-aus-Fabrik", in der nur noch Roboter seine Autos bauen – das war Elon Musks Vision für die Serienfertigung der Vehikel. Und weil Roboter keine Lampen brauchen, könne es in der Fabrik der Zukunft gern stockfinster sein, sagte Musk.
Doch als der Tesla-CEO mit vollautomatischen Produktionslinien in seinem Werk im kalifornischen Fremont startete, zeigten sich die Grenzen der Idee: Viele Fahrzeuge ließen beim Fahren merkwürdige Windgeräusche hören, quietschten, rasselten, und zuweilen machte sich auch eine Bremstrommel selbstständig. "Es funktionierte nicht; unter anderem, weil Roboter zwar das Drehmoment gleichmäßig aufbringen, aber sie erkennen und berücksichtigen keine schiefen Gewinde, nicht ganz passende Schrauben, nicht aufeinander abgestimmte Dichtungen", gestand Musk. Die Produktionsprobleme bekam er erst in den Griff, als er zahlreiche Maschinen wieder durch Menschen ersetzte.
Auch in Toyotas Autofabrik nahe Nagoya geht der Trend zurück zur Handarbeit. Wo früher Roboter die Blechplatten für Chassis zusammenschweißten, werkeln wieder Arbeiter aus Fleisch und Blut. Denn die maschinell hergestellten Schweißnähte waren teils zu dick und unregelmäßig. "Anders als die Roboter können Menschen die fehlerhaften Fugen erkennen und entsprechend reagieren", sagt Mitsuru Kawai, Vizepräsident und Fertigungschef von Toyota. Ob in der Schmiede, an der Montagelinie oder in der Lackiererei, überall hat Kawai wieder Arbeiter eingesetzt, nachdem Roboter die Menschen dort zuvor oft schon komplett verdrängt hatten. Experten schätzen, dass heute bei Toyota nur noch rund zehn Prozent aller Handgriffe von Robotern ausgeführt werden, kaum mehr als vor zehn Jahren.
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