Roomba: Wie private Fotos eines Staubsauger-Roboters auf Facebook landen können

Seite 2: Verschwommene Grenze zwischen Verbrauchern und Testnutzern

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Außerdem ist die Grenze zwischen Testnutzern und Verbrauchern nicht so klar gezogen, wie es scheint. Zumindest einem der Tester, mit denen MIT Technology Review gesprochen hat, wurde sein Test-Roomba später verkauft. Das war nicht unüblich. Centercode, das Unternehmen, das Testnutzer im Auftrag von iRobot rekrutiert, versucht nämlich, den Schritt vom Testenden hin zum Kunden oder gar "Evangelist" für das Produkt aktiv zu fördern. "Es ist schwer, bessere potenzielle Markenbotschafter zu finden als in der Gemeinschaft der Testnutzer", schwärmt die Firma. Diese hätte eine authentische Stimme, die all ihren (vermutlich technikbegeisterten) Bekannten vom neuen Produkt erzähle.

Für Greg hat iRobot im Umgang mit seiner Test-Community "spektakulär versagt" – insbesondere durch sein Schweigen beim Thema Datenschutzverletzung. iRobot betont, es habe alle Personen benachrichtigt, die auf den 15 in sozialen Medien geteilten Bildern aufgetaucht waren. Ob es auch andere Betroffene gab, wurde nicht kommuniziert. Bei MIT Technology Review meldeten sich keine weiteren Nutzerinnen und Nutzer, die informiert worden waren. Ergo: Statt grundlegend über den Sicherheitsvorfall zu informieren, werden nur einzelne Personen kontaktiert.

Die Reise der iRobot-Daten beginnt auf Testplattformen wie Betabound, die von Centercode betrieben wird. Das Technologieunternehmen mit Sitz in Laguna Hills, Kalifornien, rekrutiert Freiwillige, die Produkte und Dienstleistungen für seine Kunden – in erster Linie Consumer-Tech-Unternehmen – ausprobieren wollen. (iRobot-Sprecher James Baussmann bestätigte, dass das Unternehmen Betabound nutzt, sagte aber auch, dass das nicht bei Testnutzern der Fall war. Centercode reagierte nicht.)

Als Early Adopters sind Beta-Tester oft technisch versierter als der durchschnittliche Verbraucher. Sie begeistern sich für Gadgets und arbeiten, wie Greg, manchmal selbst im Technologiesektor – sie sind also oft mit den Datenschutzstandards vertraut. Eine Überprüfung aller Angebote, die Ende Dezember auf der Betabound-Website aufgeführt waren, zeigt, dass iRobot seit mindestens 2017 über die Plattform testen lässt. Das jüngste Projekt, für das interessanterweise speziell deutsche Testerinnen und Tester gesucht werden, startete erst letzten Monat. Die Staubsauger von iRobot sind bei weitem nicht die einzigen Geräte in dieser Kategorie. Es sind über 300 Tests für andere "intelligente" Geräte mit KI-Technik aufgelistet, darunter "eine intelligente Mikrowelle mit Alexa-Unterstützung" sowie mehrere Staubsauger-Roboter anderer Marken.

Der erste Schritt für potenzielle Tester besteht darin, ein Profil auf der Betabound-Website anzulegen. Anschließend können sie sich für bestimmte Projekte bewerben, sobald diese angekündigt werden. Wenn sie von dem Unternehmen, das den Test durchführt, akzeptiert wurden, unterzeichnen die Testnutzer zahlreiche Vereinbarungen, bevor sie ihr Gerät erhalten.

Betabound-Tester werden jedoch nicht bezahlt, wie in den FAQ der Plattform zu lesen ist: "Unternehmen können nicht erwarten, dass das Feedback ehrlich und zuverlässig ist, wenn Testnutzer dafür bezahlt werden." Stattdessen erhalten die Angeworbenen unter anderem Geschenkgutscheine, die Möglichkeit, ihre Testgeräte später zu behalten, sowie manchmal auch kostenlose neue Produktionsversionen, die geliefert werden, nachdem das von ihnen getestete Gerät offiziell auf dem Markt ist.

iRobot erlaubte den Testnutzern bei Betabound allerdings nicht, ihre Geräte zu behalten. Auch fertige Produkte erhielten sie nicht. Stattdessen berichteten uns die Teilnehmer, dass sie Geschenkgutscheine in Höhe von 30 bis 120 US-Dollar dafür erhielten, dass sie die Staubsauger-Roboter über mehrere Wochen hinweg mehrmals pro Woche in Betrieb nahmen. (Sprecher Baussmann sagt, dass "der Betrag, der den Teilnehmern gezahlt wird, je nach Arbeitsaufwand variiert").

Für einige Testnutzer war diese Entschädigung enttäuschend. "Besonders wenn man bedenkt, dass man meinen nackten Hintern jetzt im Internet sehen könnte", so einer von ihnen, der anonym bleiben will. iRobot wirft er Geiz vor. Er habe nur 30 Dollar bekommen, obwohl der Roboter drei Monate lang täglich Daten gesammelt hat.

Als MIT Technology Review im vergangenen Herbst iRobot um eine Stellungnahme zu den 15 geleakten Bildern bat, betonte das Unternehmen, dass jede der Aufnahmen mit einer entsprechenden Einverständniserklärung versehen war. Das Unternehmen wollte die Vereinbarungen jedoch nicht herausgeben und führte "rechtliche Gründe" an. Darin soll unter anderem stehen, dass Videos und Bilder während der Reinigungsarbeiten aufgenommen werden und es möglich ist, sensible Bereiche der Wohnung auszuschließen, etwa jene mit Kindern. All das müssen die Testnutzer laut iRobot absegnen.