Schäden an Internet-Seekabeln: So können sich Europa und die Welt wappnen

Seite 2: So können Seekabel besser geschützt werden

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Beim Bau neuer Kabelverbindungen könne indessen Vorsorge getroffen werden, diese zum Beispiel in Naturschutzgebiete zu legen, weil die allgemeine Schifffahrt diese nicht befährt und dort verdächtige Aktivitäten deutlich schneller sichtbar werden. Bueger ist klar, dass der kontroverse Vorschlag bei Umweltschützern nicht auf Gegenliebe stoßen wird.

Daran anknüpfend müsse natürlich die Überwachung intensiviert werden. Moderne Seekabel enthielten Sensoren, die messen können, wenn Ungewöhnliches in ihrer Nähe passiere. Dazu zählen das Herunterlassen eines Ankers, aber auch Aktivitäten eines U-Boots. Die Technik sei vor einem Jahrzehnt langsam eingeführt worden und entwickele sich gerade rasant weiter.

Vor allem aber müsse es zum Schutz von Kabeln und Pipelines mehr Überwachung geben. Diese könne satellitengestützt erfolgen und aus der Luft. Aber auch die Überwachung des Schiffsverkehrs sei nötig, um nach einer Beschädigung rasch den Verursacher ausfindig machen zu können. Im Falle der im Herbst 2023 beschädigten Gaspipeline Baltic Connector habe Finnland auf diese Weise rasch herausfinden können, dass offenbar ein chinesisches Schiff mit seinem Anker die Pipeline beschädigt hatte.

Seekabel im Roten Meer spielen eine wichtige Rolle in der Vernetzung Asiens mit Europa. Auch der afrikanische Kontinent hängt den Verbindungen ab.

(Bild: TeleGeography)

Die Sabotage an Nord Stream habe einiges bewirkt, die Gefahr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und vor allem auch Vorkehrungen zu treffen, sagt Bueger. Auf militärischer Ebene, etwa in der NATO, seien neue Sicherheitsstrategien entstanden und die Zusammenarbeit der Partnerstaaten intensiviert worden. Während es in Nord- und Ostsee mit einer nahezu flächendeckenden Präsenz von NATO-Mitgliedern relativ einfach sei, Vorkehrungen zu treffen, seien die Herausforderungen in anderen Regionen der Welt ganz anders aus.

Eine Lösung könne darin liegen, weitere Unterwasserkabel zu bauen, die Konfliktgebiete wie das südchinesische Meer oder das Rote Meer vermeiden. Entsprechende Projekte mit alternativen Routen gebe es bereits und sie ermöglichen es im Falle eines Ausfalls von Kabeln, die durch Konfliktgebiete führen, rasch umzuschalten. Dort, wo – wie in Singapur – viele Kabelverbindungen zusammenlaufen, sei es ebenfalls sinnvoll, Alternativen zu schaffen.

Eine Herausforderung sei indessen der afrikanische Kontinent, der auch durch die Schäden im Roten Meer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Wegen Kabeldiebstählen gebe es weniger Landverbindungen als in Europa, weshalb Unterwasserdatenkabel als die sicherste Verknüpfung ans globale Internet gelten. „Das heißt aber auch: Die Menschen in Afrika sind ganz anders abhängig davon“, sagt Bueger.

(mki)