Smart Home: Wenn uns der Staubsauger ausspioniert

Seite 4: Datenhunger wird in den kommenden Jahren zunehmen

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Wer befürchtet, dass iRobot zu leichtfertig mit Daten umgeht, den dürfte die Nachricht, dass Amazon iRobot für 1,7 Milliarden Dollar übernehmen will, nicht beruhigen. Die Zustimmung der US-Aufsichtsbehörde Federal Trade Commission (FTC) steht noch aus, und auch in Europa wird die Übernahme kartellrechtlich geprüft.

Doch so oder so, der Appetit auf Daten wird in den kommenden Jahren noch zunehmen. Staubsauger sind nur eine winzige Untergruppe der vernetzten Geräte, die sich in unserem Leben ausbreiten. Die größten Hersteller von Staubsaugerrobotern – darunter iRobot, Samsung, Roborock und Dyson – haben Ambitionen, die weit über die automatische Bodenreinigung hinausgehen.

Mario Munich, damals Senior Vice President of Technology bei iRobot, erklärte 2018 die Ziele des Unternehmens in einer Präsentation zum Roomba 980, dem ersten Staubsauger des Unternehmens mit Kamera und Bildverarbeitung. Darin zeigte er unter anderem, wie eine Küche mit Tisch, Stühlen und Hockern vom Gerät wahrgenommen und etikettiert wird. "Die Herausforderung ist nicht das Staubsaugen", erklärte Munich. "Wir wollen die Umgebung kennen, um die Arbeitsweise des Roboters zu verändern."

Menschliche Clickworker haben Kamerabilder eines Roomba beschriftet. Mit den so angereicherten Daten wird Bildverarbeitungssoftware trainiert. Offenbar sollen die Roboter mehr über ihre Umgebung lernen.

(Bild: Screenshot: iRobot)

Was das bedeuten könnte, wird deutlich, wenn man sich anschaut, was die Clickworker von Scale AI zu beschriften hatten – nicht etwa Gegenstände auf dem Boden, die zu meiden sind (eine Funktion, mit der iRobot wirbt), sondern auch Schränke, Arbeitsplatten und Regale. Sie sollen Roombas der J-Serie helfen, den gesamten Raum zu erkennen, in dem sie arbeiten.

Hersteller von Staubsaugerrobotern investieren bereits in weitere Funktionen und Geräte, die uns einer robotergestützten Zukunft näherbringen werden. Die neuesten Roombas können über Nest und Alexa sprachgesteuert werden und erkennen über 80 verschiedene Objekte im Haus. Der Deebot X1 von Ecovacs verfügt über ein eigenes Sprachassistenzsystem, und Samsung ist eines von mehreren Unternehmen, die "Companion Robots" entwickeln, die dem Menschen Gesellschaft leisten. Miele bringt neben dem Robot-Sauger RX2 Scout Home Vision auch andere intelligente Geräte wie den kamerabestückten Backofen auf den Markt.

"Was wir heute sehen, ist erst der Anfang", sagt Sicherheitsexperte Sadeghi. "In Zukunft werden intelligente Geräte mehr und mehr direkt in die Häuser integriert – nicht einzelne Geräte agieren dann, sondern die gesamte smarte Umgebung. Mit intelligenter Konnektivität und KI, die auf cyber-physische Systeme zugreift, werden wir ein viel größeres Problem haben als heute mit separaten Geräten." (bsc)