Smart Home: Wenn uns der Staubsauger ausspioniert

Seite 3: Verlorene Daten

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Tatsächlich sind es nicht immer Hacks, die smarte Geräte zu Überwachungsmaschinen machen. Im Herbst 2020 posteten Gigworker in Venezuela eine Reihe von Fotos in Onlineforen, in denen sie sich über ihre Arbeit austauschten. Die Fotos zeigten alltägliche, wenn auch manchmal intime Szenen aus dem Haushalt, aufgenommen aus niedrigen Blickwinkeln – darunter auch einige, die man eigentlich nicht im Internet sehen möchte. Auf einem besonders freizügigen Bild sitzt eine junge Frau in einem lavendelfarbenen T-Shirt auf der Toilette, ihre Shorts sind bis zur Mitte der Oberschenkel heruntergezogen.

Hätte eigentlich nie ins Internet gelangen dürfen: Kamerabild eines iRobot-Testroboters, der Daten sammelt, mit denen Software trainiert werden soll.

(Bild: Screenshot: iRobot)

iRobot bestätigte, dass diese Bilder von seinen Roombas im Jahr 2020 aufgenommen wurden. Sie stammten alle von "speziellen Entwicklungsrobotern mit Hardware- und Softwaremodifikationen, die es bei iRobot-Verbraucherprodukten nicht gibt und nie gegeben hat", hieß es in einer Erklärung des Unternehmens.

Die Bilder wurden dann an das Start-up Scale AI geschickt, das weltweit Clickworker einsetzt, um beispielsweise Audio-, Foto- und Videodaten von Einrichtungsgegenständen zu markieren und mit einem entsprechenden Label zu versehen. Mit den so aufbereiteten Daten wird dann Künstliche Intelligenz trainiert.

Eigentlich hätten diese Daten nie an die Öffentlichkeit gelangen dürfen. Dass die Clickworker, die für das Datenleck verantwortlich sind und damit gegen die Vertragsbedingungen von Scale AI verstoßen haben, keine Aufträge mehr erhalten, dürfte für die Betroffenen nur ein schwacher Trost sein. Rein formell ist iRobot aber ohnehin fein raus, denn die Tester hätten der Datensammlung ja zugestimmt. Laut iRobot waren die Geräte mit einem hellgrünen Aufkleber mit der Aufschrift "Videoaufnahme läuft" versehen, und es sei Aufgabe der bezahlten Tester, "alles, was sie für sensibel halten, aus dem Raum zu entfernen, in dem der Roboter arbeitet, einschließlich Kindern".