Statoil: Von Öl zu Wind?

Der norwegische Petroriese will endlich Ernst machen mit erneuerbarer Energie. Vor der Küste Großbritanniens ging nun die bislang größte Offshore-Windanlage des Konzerns in Betrieb.

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Inhaltsverzeichnis

Norwegen sieht sich gerne als das gute Gewissen Europas. Das skandinavische Land ist führend bei der Entwicklungshilfe, wählt jedes Jahr den oder die Gewinner des Friedensnobelpreises aus, hat ein gut ausgebautes Sozialsystem, einen hohen Lebensstandard und eine allgemein große Bevölkerungszufriedenheit.

Viele dieser Errungenschaften sind allerdings auf etwas gebaut, das Aktivisten für einen der größten Unheilsbringer der Menschheit halten: Gigantische Mengen CO2-produzierendes Öl und Gas, die den Klimawandel befördern und seit Ende der 60er Jahre aus dem norwegischen Sektor der Nordsee geholt werden. Mit der Förderung fossiler Brennstoffe aus dem Meer wurde Norwegen zu einem der reichsten Länder der Erde, ist schuldenfrei und betreibt einen gigantischen Staatsfonds, dem rund 2 Prozent aller Aktien an den Weltbörsen gehören sollen. Dieser wiederum investiert nach einem strikten ethischen Muster und versucht – so paradox das klingt – eben kein Geld mehr in schmutzige Energieformen zu stecken.

Schwergewicht der norwegischen Wirtschaft ist der – noch immer mehrheitlich im Staatsbesitz befindliche – Ölkonzern Statoil. Und der setzt nun auch vermehrt auf erneuerbare Energien, auch wenn sie noch lange nicht zum Hauptgeschäft werden. Ende November ging mit der Dudgeon Offshore Wind Farm das bislang größte Windkraftprojekt von Statoil an den Start.

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Die Idee für die nun mit 67 Turbinen ausgestattete Installation vor der britischen Küste in Norfolk, die eine Idealkapazität von 402 Megawatt hat, stammt allerdings nicht von den Norwegern. Die kauften im Herbst 2012 ein bereits genehmigtes Projekt der britischen Warwick Energy Limited – zusammen mit dem norwegischen Energieversorger Statkraft, der ebenfalls mehrheitlich dem norwegischen Staat gehört.

Beteiligt ist außerdem die Abu Dhabi Future Energy Company, auch unter dem Namen Masdar bekannt, die für den Wüstenstaat nach neuen Einnahmequellen abseits von Öl und Gas sucht. Die letzte Turbine für Dudgeon wurde im September installiert. Im Oktober lief die Testphase an, seit Ende November sollen nun bis zu 410.000 britische Haushalte mit Strom versorgt werden können.

Die Anlage, die gut 32 Kilometer vom Küstenort Cromer entfernt liegt, sollte ursprünglich größer werden. Warwick wollte anfangs 560 Megawatt Leistung installieren, die dann aber reduziert wurden. Auch die Zahl der Turbinen schöpft die Lizenz, die bis zu 168 Windkraftanlagen umfassen soll, nicht aus. Dafür loben sich Statoil, Madar und Statkraft, die Baukosten seit der Investitionsentscheidung im Jahr 2014 um 15 Prozent reduziert zu haben. So sei man "on time and under budget" gestartet, hieß es.

Statoil - Dudgeon Offshore Windpark (4 Bilder)

3 von 67: Installation einer Windturbine im Dudgeon Offshore-Windpark.
(Bild: Roar Lindefjeld / Woldcam / Statoil)

Die britische Regierung sieht in dem Projekt einen wichtigen Beitrag zur CO2-Reduktion. Statoil versorgt bei Vollbetrieb von Dudgeon zusammen mit seinen anderen Windkraftanlagen für die Insel bis zu eine Million Haushalte.

Statoil möchte nach eigenen Angaben in den kommenden Jahren im "profitablen" Bereich der erneuerbaren Energien signifikant wachsen und plant, dazu über 10 Milliarden Euro bis 2030 in die Hand zu nehmen. Der Umsatz des Konzerns lag 2012 bei rund 94 Milliarden Euro. (bsc)