TR Online 2017: Von unmoralischem Code, verflüssigten Leichen und Diesel-Rettungspaketen

Die Online-Jahresrückschau von Technology Review – heute von Juli bis Dezember 2017. Welche Texte waren bei den Lesern besonders beliebt?

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Inhaltsverzeichnis

Web-Publikationen können stets aktuell sehen, welche Beiträge besonders gut ankommen – und das natürlich nicht nur tagesaktuell, sondern auch auf den Monat und das Jahr genau. Wir haben für Sie wie immer kurz vor Sylvester in das TR-Online-Redaktionssystem geschaut und die zwölf am häufigsten abgerufenen Beiträge des Jahres 2017 von Januar bis Dezember zusammengetragen.

In der Rangliste der Popularität ganz oben finden sich diesmal vier Beiträge zum Thema Transport, drei Artikel aus dem Bereich Energie, je zwei Texte aus den Gebieten Leben und Umwelt und einer aus dem Ressort Infotech.

Auch diesmal wieder eine spannende Mischung, wie wir finden. Viel Spaß bei diesem Rückblick auf TR Online 2017, der wie üblich zwei Teile hat: Am gestrigen Donnerstag beschäftigten wir uns mit den Monaten Januar bis Juni, am heutigen Freitag mit den Monaten Juli bis Dezember.

Böse programmiert

Auch Softwareentwickler bekommen es in ihrer Arbeit mit Ethik zu tun, schreibt TR-Autor Bill Sourour in seinem Artikel. Professionellen Programmierern könne es passieren, dass sie ein unseriöses Programm schreiben sollen – vielleicht sogar ein unmoralisches. "Mir ist das im Jahr 2000 widerfahren. Ich werde es nie vergessen."

Sourour beschreibt, wie er ein Online-Quiz so gestalten musste, dass alle Lösungswege zum Medikament eines Kunden führten. "Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, ich hätte mich an den Anforderungen gestört, als ich sie zum ersten Mal sah. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es sich für mich falsch anfühlte, etwas zu programmieren, das im Grunde darauf ausgelegt war, junge Mädchen in die Irre zu führen. Aber die Wahrheit ist: Ich habe damals nicht groß darüber nachgedacht. Ich hatte einen Job zu erledigen, und das tat ich." Der TR-Beitrag zur Moral eines Entwicklers wurde im Juli 2017 am häufigsten gelesen.

Grüner Strom endlich auf Abruf

Das Start-up Skeleton Technologies will mit dem Material Graphen einen Superspeicher für Strom bauen. In Großröhrsdorf, etwa 30 Kilometer nordöstlich von Dresden, haben die Gründer für 6,2 Millionen Euro eine Fabrik für sogenannte Ultrakondensatoren aufgebaut, die mit Hoffnung geradezu überschüttet wird, schreibt TR-Redakteur Gregor Honsel.

Die junge Firma will in absehbarer Zeit führend in einem Milliardenmarkt sein. Im Verhältnis zu ihrem Gewicht könnten Kondensatoren zwar nicht so viel Energie speichern wie Batterien ("Energiedichte"), diese aber sehr viel schneller aufnehmen und abgeben ("Leistungsdichte"). Ultrakondensatoren oder "Ultracaps" wiederum seien Varianten mit relativ hoher Energiedichte. Skeleton will bis zu 10 Wattstunden pro Kilogramm hinkriegen. Wie das funktionieren könnte, schildert der meistgeklickte TR-Artikel im August 2017.

Rückstandsloser Tod

Wenn wir sterben, werden unsere Körper in der Erde bestattet oder in großen Öfen verbrannt, um dann als Asche auf den Friedhof zu kommen. Verschiedene Firmen wollen neue, umweltfreundlichere Verfahren anwenden. An der University of California in Los Angeles (UCLA) testen Forscher am "Donated Body Program" so ein Gerät, das Körper fast rückstandslos auflösen kann.

Der sogenannte Resomator führt eine flüssige Einäscherung durch – im Rahmen eines chemischen Prozesses, der sich alkalische Hydrolyse nennt. Dabei löst sich der Körper mit Hilfe von Kaliumhydroxid oder Natriumhydroxid unter Beigabe von heißem Wasser auf. Der Energieaufwand ist deutlich geringer als bei einer Feuerbestattung. Übrig bleibt nur ein kleiner Knochenhaufen – und eventuell vorher im Körper vorhandene Implantate. Der TR-Beitrag zur alkalischen Hydrolyse war meistgelesener Artikel im September 2017.