"Was wir brauchen, ist ein neues Internet"

Mit seinen präzise recherchierten, düsteren Hightech-Thrillern hat Daniel Suarez sich zum Star-Autor des Silicon Valley hochgearbeitet. Wie sieht der frühere IT-Berater unsere Zukunft?

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Mit seinen präzise recherchierten, düsteren Hightech-Thrillern hat Daniel Suarez sich zum Star-Autor des Silicon Valley hochgearbeitet. In seinem jüngsten Roman greifen autonome Drohnen die USA an. Der frühere IT-Berater kennt sich aus mit der Materie. Wie sieht er unsere Zukunft?

TR: Mr. Suarez, bevor Sie Romane geschrieben haben, waren Sie als IT-Berater tätig. Hat Sie das Ausmaß der Internet-Überwachung überrascht, das in den vergangenen Monaten öffentlich geworden ist?

Daniel Suarez: Nein, ich war nicht überrascht. In gewisser Weise ist das Problem struktureller Natur. Ein Blick auf die globale Verteilung der Glasfaserkabel zeigt, dass es besonders in den USA Nadelöhre gibt, die eine globale Überwachung stark vereinfachen. Es geht nicht nur um Daten, die aus den USA gesendet oder dort empfangen werden. Die Preisstruktur für internationale Telekommunikation macht es oft billiger, Datenströme international umzuleiten. Ortsgespräche in Afrika laufen in der Regel über die USA, wo sie vermittelt werden, weil es in Afrika nicht genug Service-Provider gibt. In Amerika wird ein Großteil der weltweiten Kommunikationsdaten verarbeitet.

Während der Recherchen für meine Bücher bin ich im Laufe der Jahre zudem immer wieder auf öffentlich zugängliches Material gestoßen, das erahnen lässt, wie groß die nationale und internationale Überwachung ist. Es gab zahlreiche Klagen gegen die Bush- und Obama-Regierung, die zeigen, dass hier etwas Größeres im Gange ist. Die meisten dieser Klagen wurden nicht aus juristischen Gründen abgewiesen, sondern aus Gründen der nationalen Sicherheit.

In Ihren Romanen beschreiben Sie oft eine sehr düstere Zukunft, in der Technologie als Unterdrückungsinstrument verwendet wird. Halten Sie technischen Fortschritt für gefährlich?

Nein. Technologie ist einfach eine physische Manifestation des menschlichen Willens. Das führt uns zu einer sehr viel allgemeineren Frage: Sind Menschen gefährlich? Meine Antwort darauf lautet: im Allgemeinen nicht. Menschen sind soziale Wesen. Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Menschen auf der Welt, wenn man ihnen eine Chance dazu gibt, nichts weiter wollen, als ihre Kinder aufzuziehen und Teil einer Gemeinschaft zu sein.

Eine gefährliche Sache allerdings ist Macht, die ausgeübt werden kann, ohne dass es klare Verantwortlichkeiten und Transparenz gibt. Technologie kann diese Gefahr noch vergrößern. Wir brauchen geeignete politische und soziale Mechanismen, die verhindern, dass Einzelne – ob durch Technologie oder anders – zu viel dieser Macht bekommen.

(wst)