Web 2.0 Summit: Alles im grünen Bereich

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Auf den Boden der Tatsachen zurück geholt wurden die Konferenz-Teilnehmer von der Morgan-Stanley-Analystin Mary Meeker und dem einflussreichen Risikokapitalgeber John Doerr. Meeker bemühte detaillierte Statistiken der Dotcom-Flaute von 2000 bis 2003, um die Auswirkungen der Krise auf das Online-Geschäft abzuschätzen. Die Ausgaben für IT und Werbung im Netz sind danach eng mit dem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes verbunden. Wenn die Volkswirtschaft insgesamt um ein Prozent schrumpft, sinken Werbeausgaben um sieben Prozent. Der Onlinebereich verzeichnete zwischen 2000 und 2002 sogar einen Rückgang um 27 Prozent, so Meeker. "Die gegenwärtige Trendlinie erinnert an den Jahresanfang 2001." Ein ähnlicher Rückgang lässt sich auch für weltweite Ausgaben für Informationstechnologie ausmachen, allerdings mit einem schnelleren und drastischeren Rückgang als zu Beginn des Jahrzehnts.

Ein Lichtblick für die Erholung der Tech-Szene ist Meeker zufolge der digitale Verbraucher von Morgen. Soziale Netze, Video und Voice-over-IP-Dienste seien nach wie vor noch nicht voll finanziell ausgeschöpft und könnten gute Wachstumschancen bieten. So haben YouTube und Facebook in den vergangenen zwei Jahren Marktanteile gewonnen, während Yahoo und MSN Einbußen erlitten. YouTube ist demnach bereits die zweitbeliebteste Suchmaschine der Welt, und der VoIP-Dienst Skype ist mit 350 Millionen Nutzern die weltweite Nummer zwei im Telekombereich hinter China Mobile.

Als weiteren großen Trend identifizierte die Analystin mobile Geräte und Anwendungen, von Amazons Kindle und Nintendos Wii bis zum iPhone, das einen Wendepunkt bei Smartphones markiere. Im Jahr 2010 erwartet Meeker einen Durchbruch bei 3G-Geräten, die einen weltweiten Marktanteil von 22 Prozent erreichen werden. In Japan liegt die mobile Internetnutzung bereits gleichauf mit dem Netzzugang vom PC. Meeker riet außerdem, bei Mobiltelefonen Schwellen- oder Entwicklungsländern wie China, Indien, Pakistan und Brasilien mehr Augenmerk zu schenken. Pakistans Mobilmarkt wuchs im vergangenen Jahr um 129 Prozent, während China 86 Millionen neue Handy-Kunden vermeldete.

Zum Beweis, was sich mit schnellen Datendiensten umsetzen lässt, erläuterte AT&T-Manager Ralph de la Vega, dass sein Unternehmen mit jedem neuen iPhone-Kunden im Schnitt mehr als 95 Dollar im Monat umsetzt, verglichen mit 58 Dollar für normale Handy-Kunden. Dank 2,4 Millionen verkaufter 3G-iPhones habe AT&T in nur einem Quartal mehr als 800.000 neue Abonnenten gewonnen.

Ein Dutzend Tipps zum Überleben in einer Rezession präsentierte Risikokapital-Legende John Doerr. Seine Firma Kleiner Perkins hat nach Investitionen in Unternehmen wie Amazon oder Google nun ihr Augenmerk auf Cleantech gerichtet, saubere Technologien. Nach wie vor wird verhältnismäßig wenig Wagniskapital in erneuerbare Energien und selbst die gesamte Tech-Szene in Silicon Valley gesteckt, sagte Doerr. So warben Risikokapitalisten im vergangenen Jahr rund 37 Millarden Dollar ein, von denen 3,5 Milliarden in Cleantech und 5,5 Milliarden in Internet-Firmen flossen. Im laufenden Jahr werde sich der Pool an Wagniskapital lediglich auf 15 bis 16 Milliarden belaufen, 2009 auf fünf bis zehn Milliarden, berichtete Doerr: "Gute Ideen werden weiterhin finanziert werden, aber zu weniger attraktiven Bedingungen." Um die Durststrecke zu überstehen, hat Doerr Überlebensratschläge für Start-ups verfasst. Dazu gehört die Entscheidung, IT-Ausgaben hinauszuschieben, alle Verträge neu auszuhandeln, um günstigere Konditionen herauszuholen, und genügend Bargeld für die nächsten anderthalb Jahre vorzuhalten.

Die Tipps könnte Yahoo-Gründer und CEO Jerry Yang gut gebrauchen, der sich einem ausführlichen Interview nach den Zukunftsaussichten des Portals stellte. Der Zeitpunkt hätte kaum ungünstiger sein können: Nach dem Abbruch der Übernahmeverhandlungen mit Microsoft hat nun auch Google eine Anzeigenpartnerschaft gekündigt, um Monopol-Bedenken aus Washington zu entkräften. "Wir waren willens, die Firma zu verkaufen. So weit waren wir nicht auseinander", beteuerte Yang mehrmals – allerdings ohne klar zu machen, woran die Gespräche mit Microsoft letztlich scheiterten. Dessen CEO Steve Ballmer signalisierte zur gleichen Zeit, dass er an einem Deal mit Yahoo nicht mehr interessiert sei.