WebRTC: Standard für die Web-basierte Echtzeitkommunikation

Seite 3: ORTC und cPaaS

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ORTC (Object-Based Real-Time Communications) ist eine W3C-Community-Gruppe, die mit verschiedenen Aspekten der WebRTC-Lösung, wie sie von der WebRTC-Hauptarbeitsgruppe vorgeschlagen wurden, nicht einverstanden ist. Vor allem aber wird ORTC als Community-Gruppe nicht durch das W3C bei der Erstellung einer Standard-Track-Spezifikation reglementiert. Microsoft beschloss deshalb rasch, die Arbeit von ORTC zu unterstützen und ORTC im eigenen Edge-Browser zu implementieren.

Einige Ergebnisse der ORTC-Bemühungen wurden mittlerweile in die WebRTC-Mainstream-API des W3C übernommen. Dennoch ist es nicht möglich, WebRTC-Anwendungen auf einem ORTC-basierten Browser wie Edge ohne zusätzliche JavaScript-Zwischenebene zur Emulation der WebRTC-API einzusetzen. Erfreulicherweise ist diese Zwischenebene derzeit in Arbeit.

ORTC und WebRTC sind hinsichtlich der Medienebene identisch. Deshalb sollten ORTC- und WebRTC-Implementierungen interoperabel sein. Gegenwärtig gibt es jedoch auf der Medienebene, insbesondere bei der Videointeroperabilität, verschiedene Kompatibilitätsprobleme zwischen Edge und anderen WebRTC-Browsern. Sobald die derzeit laufenden Arbeiten an WebRTC 1.0 abgeschlossen sind, ist zu erwarten, dass sich WebRTC Next Version (WebRTC NV) und ORTC weiter annähern.

Die WebRTC-API des W3C erleichtert es einem hinreichend kompetenten Webentwickler, eine Anwendung zu schreiben, die eine Peer-to-Peer-Audio-, -Video- oder -Datenverbindung zwischen Browsern herstellen kann. Das WebRTC-Projekt von Google ermöglicht die Erweiterung einer entsprechenden Anwendung auf mobile Plattformen. Es ist jedoch deutlich komplexer, robuste Videokonferenzanwendungen zu entwickeln, die auch für große Teilnehmerzahlen funktionieren. Da ferner kein Signalisierungs-Stack in WebRTC eingebaut ist, sind Spezialkenntnisse notwendig, um Anwendungen zu entwickeln, die die Zusammenarbeit mit herkömmlichen Unternehmenssystemen oder der öffentlichen PSTN-Telefonie (Public Switched Telephone Network) unterstützen.

Eine Möglichkeit, diese Hindernisse zu umgehen und WebRTC-Applikationen zu implementieren, besteht darin, eine WebRTC-Plattform und -API einzusetzen, die ein Anbieter entwickelt hat, der über diese Fähigkeit verfügt und diesen Dienst auch anderen zur Verfügung stellt. Ein solcher Dienst wird als WebRTC Platform as a Service (PaaS) bezeichnet und ist bereits bei verschiedenen Anbietern im Programm.

Mithilfe von WebRTC PaaS kann ein Anwendungsentwickler eine API nutzen, die eine höhere Abstraktionsebene aufweist als die WebRTC-API des W3C. Komplexe Elemente wie das für traditionelles PSTN-Interworking benötigte Signalisierungssystem werden dabei verborgen. Der PaaS-Anbieter stellt zudem skalierbare, robuste Cloud-Services bereit, die zur Einrichtung zuverlässiger Multi-Party-Konferenzsysteme notwendig sind.

Möchte man die WebRTC-Kommunikation darüber hinaus in Bezug zu einer Team-Kollaboration, Dokumenten oder gar Business-Events aus ERP-, CRM- und IoT-Systemen bringen, benötigt man mehr als ein WebRTC PaaS. Eine Team-Kollaboration-Cloud muss ein Datenmodell zur Verfügung stellen, das diesen Business-Kontext sicherstellt. Das findet man beispielsweise bei Circuit und seiner collaborative PaaS (cPaaS) mit dem Konversationsansatz. Eine WebRTC-Videokonferenz findet zum Beispiel mit der gleichen Gruppe von Teilnehmern statt, die auch zusammen über ein bestimmtes Thema chattet oder Dokumente austauscht.