Wenn die KI den Filmtrailer erstellt

Forscher haben eine KI programmiert, die die Vorschau für neue Kinostreifen automatisch aus dem Drehbuch entwickeln kann – und das fast so gut wie der Mensch.

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Klappe für die KI?

(Bild: Fer Gregory/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Es ist das alte Klischee: Wenn Künstliche Intelligenz eines nicht ist, dann kreativ. Computer könnten sich beispielsweise keine lesenswerten Geschichten ausdenken, heißt es. Doch nach dem Siegeszug des maschinellen Lernens (ML) sowie darauf aufbauender Textgeneratoren, die auf großen Sprachmodellen basieren, zeigt sich immer mehr, dass auch KI-Systeme zu Autoren werden können – selbst wenn das nur dadurch gelingt, dass sie menschliche Schreiber mittlerweile perfekt imitieren und Texte somit "vorhersagen" können.

Ein Team der University of Edinburgh hat ein KI-System nun darauf trainiert, Filmtrailer zu erschaffen. Solche Systeme existieren zwar bereits, doch ist ihr Output bislang noch verbesserungswürdig. Deshalb nutzen die Schotten einen neuen Ansatz, der alte Modelle mit verbesserten Datenquellen kombiniert. Das Endergebnis war so gut, dass menschliche Bewerter beim Crowdworking-Dienst Amazon Turk jene Varianten aus dem Rechner bevorzugten, deren Modelle komplett unbeaufsichtigt ("Unsupervised ML") trainiert worden waren, also aus dem neuen Algorithmus stammten.

Das Team bestehend aus Pinelopi Papalampidi, Frank Keller und Mirella Lapata vom Institute for Language, Cognition and Computation an der Informatikfakultät der Uni Edinburgh zeigt in seinem Preprint-Paper ihren auf einem neuronalen Netzwerk basierenden Ansatz. Zur Analyse eines vorhandenen Films werden sowohl dessen Drehbuch als auch das Video verwendet; aus dem Film wird dann ein Graphenmodell erstellt. Das System kann so die narrative Struktur und die Stimmung einzelner Sequenzen identifizieren sowie wichtige Segmente ("Turning Points") im Drehbuch laut Filmtheorie – etwa Rückschläge für den Hauptdarsteller, den "Call to Action", Höhepunkte der Geschichte oder das große Finale.

Durch die Identifizierung der Stimmung von Filmbereichen kann der Trailer aus dem Computer bestimmten narrativen Konzepten entsprechen, wie Trailer im Allgemeinen aufgebaut sein sollten. Dazu gehört etwa, dass die Filmvorschauen häufig mit einer Szene mittlerer Intensität beginnen. Allerdings kann das System bislang nur Grundstimmungen identifizieren, nicht aber feinkörnigere Gefühle der Charaktere – wie etwa Angst, Freude oder Trauer. Insgesamt wurden 41 Trailer von dem KI-System erarbeitet.

Das System der schottischen Forscher ist noch nicht so gut, dass es menschliche Kreative ersetzen könnte – es scheint aber bisherige Systeme zu schlagen, die zur Trailergenerierung eingesetzt wurden, darunter CCANet for Trailers und die überwacht trainierte Variante des Modells Graphtrailer. "Wir modellieren Filme als Graphen, bei denen die Knoten einzelne Einstellungen sind und die Kantenbereiche die semantischen Beziehungen zwischen ihnen darstellen", so die Forscher. Das System könnte eines Tages dabei helfen, die Trailerproduktion zumindest zu beschleunigen.

(bsc)