Wenn medizinische Implantate abgeschaltet werden

Stellen Anbieter von medizinischen Implantaten den Betrieb ein, fallen die Patienten in eine Regulierungslücke. Das gilt selbst für Sehprothesen für die Retina.

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Eine vom Fraunhofer IMS entwickelte Sehprothese für Retinitis pigmentosa hat in klinischen Studien gezeigt, dass sie den erblindeten Patienten wieder ein wenig Sehkraft zurück geben kann. Sie ist allerdings noch nicht auf dem Markt., Universität Duisburg-Essen/Fraunhofer IMS

Eine vom Fraunhofer IMS entwickelte Sehprothese für Retinitis pigmentosa hat in klinischen Studien gezeigt, dass sie den erblindeten Patienten wieder ein wenig Sehkraft zurück geben kann. Sie ist allerdings noch nicht auf dem Markt.

(Bild: Universität Duisburg-Essen/Fraunhofer IMS)

Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Enno Park
Inhaltsverzeichnis

Wenn ein Smartphone-Hersteller keine Sicherheitsupdates mehr zur Verfügung stellt und das ansonsten tadellos funktionierende Gerät zum Sicherheitsrisiko wird, ist das ärgerlich, aber relativ einfach zu beheben: Man kauft sich ein neues Smartphone und hat dabei die Auswahl aus einer Vielzahl von Modellen verschiedenster Hersteller in allen möglichen Preisklassen. Schwächelt nur der Akku und wird nicht mehr angeboten, wird man in den Weiten des Internets meist relativ leicht Ersatz finden.

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Passiert dasselbe mit einem medizinischen Implantat, sieht die Lage etwas anders aus. Diese Erfahrung mussten blinde Patienten in mehreren Ländern – darunter auch Deutschland – machen, denen ein Retina-Implantat zunächst zu einem rudimentären elektronischen Sehsinn verholfen hatte. Das Implantat funktionierte aber nur, bis der US-amerikanische Hersteller Second Sight den Kundensupport einstellte, nachdem er Millionenverluste eingefahren hatte, von einem Konkurrenten übernommen wurde und das Geschäftsgebiet wechselte. Patienten verloren ihr mühsam zurückerlangtes Augenlicht ein zweites Mal, weil ihr Implantat ausfiel und Ersatzteile nicht mehr zu bekommen waren. "Solang nichts schiefgeht, geht es mir gut", sagte der betroffene US-Amerikaner Terry Byland gegenüber dem IEEE-Spektrum-Magazin. "Aber wenn etwas damit schiefgeht, bin ich aufgeschmissen. Weil es keine Möglichkeit gibt, es repariert zu bekommen."

Viele digitale Implantate sind auf einen stetigen Nachschub an Ersatzteilen angewiesen. Während ein künstliches Hüftgelenk einfach nur so lange wie möglich im Körper verbleiben soll, muss ein Herzschrittmacher typischerweise nach zehn Jahren ersetzt werden, wenn seine Batterien aufgebraucht sind. Bei Hör- und Sehprothesen handelt es sich um Systeme, die sich aus dem eigentlichen Implantat zusammensetzen, sowie zusätzliche Geräte, die außerhalb des Körpers getragen werden.

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