Wie Kinos um ihr Überleben kämpfen

Corona und Streaming-Dienste haben die Zahl der Kinobesucher einbrechen lassen. Der Kampf um die Zuschauer wird härter – und kreativer.

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(Bild: Felix Mooneeram / Unsplash)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Udo Flohr

Damit Kinos besser gegen Streaming-Portale bestehen können, setzen sie unter anderem auf einen stärkeren Event-Charakter. Dies berichtet das Magazin MIT Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 1/2022.

Manche Distributionsexperten, etwa der Potsdamer Kinodisponent Marc Eric Wessel, erwarten vor allem für kleinere Independent-Filme eine Neuausrichtung Richtung Event. Ähnlich wie bei einer Band auf Konzerttournee gibt es ein, zwei lange vorher angekündigte Termine pro Stadt, gerne mit Anwesenheit der Macher und Macherinnen zwecks Gespräch nach der Vorstellung. Die herkömmliche Dauer-Abspielschleife bliebe dann hauptsächlich Blockbustern vorbehalten.

Nach Wessels Erfahrungen sorgt die Event-Strategie für vollere Kinos, weil man den Besuch eines bestimmten Films nicht "auf die lange Bank schieben" könne. Einige Verleiher haben sich bereits erfolgreich auf dieses Segment spezialisiert. Zu den Marktführern gehören die 2006 gegründete Trafalgar Releasing mit über 4000 Kinos in 120 Ländern, Fathom Events (45 Länder, gegründet 2005) sowie Iconic Events, entstanden 2020 als Reaktion auf die Pandemie, mit bereits 1000 Kinos.

Technology Review 1/2022

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Noch exotischer ist das Konzept "Theatrical On Demand". Über eine Online-Plattform wie de.demand.film sucht man sich einen Film aus und trommelt dann Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn zusammen. Ist die Mindest-Gruppengröße erreicht, bucht man die Vorstellung zum fixen Termin für ein nahegelegenes Kino. Die Plattform übernimmt die Logistik, die Zuschauer zahlen normale Eintrittspreise.

Mecklenburg-Vorpommern und andere deutsche Regionen setzen dieses Modell in sogenannten Abspielringen wie "Dorfkino einfach machbar" um. Die Betreiber touren mit einem Kino-Mobil über das Land, die Zuschauer stellen den Saal. Über das von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Projekt gibt es sogar schon einen eigenen Dokumentarfilm ("Verrückt nach Kino!").

In ähnlicher Mission ist Tobias Rank schon seit 1999 in Europa unterwegs. Sein Oldtimer-Feuerwehrwagen, Baujahr 1969, enthält die gesamte 16-Millimeter-Vorführtechnik, um jeden Ort in kürzester Zeit in ein Open-Air-Kino zu verwandeln. Zum Programm gehören Stumm-, Monumental-, Independent-, Avantgarde- und Experimentalfilme.

Eine weitere Idee ist die "Digitale Leinwand": Kinos verkaufen Tickets für den Stream eines aktuellen Films zum selben Preis wie für eine Vorstellung vor Ort. Mit diesem Konzept rettete sich die US-Kinokette Laemmle über den Lockdown. In Deutschland schlossen sich kommunale und Programmkinos zum Netzwerk Cinemalovers.de zusammen. Ihr Motto: "Solidarisch Streamen mit den Kinos".

Dies und mehr lesen Sie in der neuen Ausgabe 1/2022 von MIT Technology Review (jetzt im heise shop bestellbar und im Zeitschriftenhandel erhältlich).

(grh)