Wie Sie Ihre Daten im Internet löschen (lassen)

Seite 3: Datenschützer in den USA

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Dies ist generell eine schlechte Idee, denn es besteht die Gefahr, dass das Unternehmen die Daten aus den Scans anderweitig verwendet und an Dritte verkauft. Nicht zuletzt erhalten Spammer durch das automatisierte Klicken auf Opt-Out-Links eine kostenlose Bestätigung, dass ihre E-Mail gelesen wurde – dadurch kann sich die Spamwelle sogar vergrößern.

Statt die Bedrohung durch Ransomware-Erpresser zu verringern, erhöht Privacy Bee diese sogar. Man stelle sich nur vor, der Dienst würde selbst Opfer eines Erpressers, und dieser würde neben den Namen und Telefonnummern der Kunden auch deren Zugänge zu Mail-Konten erbeuten. Geben Sie deshalb niemals nie einem Dienstleister die Zugangsdaten Ihres E-Mail-Kontos. Selbst wenn er seriöser wirkt als Privacy Bee.

Außer einfachen Datenlöschdiensten wie Privacy Bee und Incogni finden sich auch US-Firmen wie Optery und Kanary, die mit aufwendigeren Dienstleistungen werben: Kanary etwa buhlt um Familien, die für 150 US-Dollar pro Jahr Informationen über ihre Kinder innerhalb von 24 Stunden aus der Google-Suche entfernen wollen. Optery verspricht, nicht nur Formschreiben automatisch zu verschicken, sondern in schwierigen Fällen auch menschliche Mitarbeiter mit der Datenlöschung zu betrauen.

Optery hat ein umfangreiches Datenschutzangebot für US-Bürger, bittet dafür aber ordentlich zur Kasse. Der Anbieter plant nach eigenen Angaben ein europäisches Angebot.

Optery ist zwar mit bis zu 25 Dollar pro Monat ein vergleichsweise teures Angebot, informiert die Kunden aber auch klar über die Grenzen des Machbaren. So benennt das Unternehmen mehrere "Dishonorable Data Brokers", die Löschaufforderungen nicht oder nur unzureichend erfüllen. US-Bürgern steht es dann frei, sich bei der Federal Trade Commission oder dem Generalstaatsanwalt von Kalifornien zu beschweren. Der Dienst plant eine Ausweitung auf den europäischen Raum, konnte auf Anfrage der c’t aber noch keinen Termin nennen. Wir sahen deshalb von einem Test ab.

Darüber hinaus findet man aber auch Firmen, die inzwischen die Seiten gewechselt haben und vom Datenschützer zum Datenbroker wurden. Das britische Start-up Digi.me entwickelte zum Beispiel ursprünglich eine Software, mit der Nutzer die Datenbestände unterschiedlichster Plattformen gesammelt auf ihren Rechner herunterladen konnten. Inzwischen widmet sich das Unternehmen jedoch einem anderen Kundenkreis: Auf seiner Website wirbt Digi.me um Firmen, die Zugriff auf diese Daten erhalten wollen und betont, dass die Betroffenen dieser Verwertung zugestimmt haben.

Das Unternehmen Digi.me warb erst dafür, dass Nutzer ihre Daten selbst verwalten können, nun verkauft es den Zugriff auf diese Daten an Firmenkunden.

Im Oktober 2022 wurde Digi.me vom australischen Datenbroker World Data Exchange übernommen, der Firmenkunden auch Zugang zu Gesundheitsdaten und zu Kontenbewegungen verschaffen will. Auch zahlreiche andere Unternehmen haben sich ähnlich wie Digi.me umorientiert, viele ursprüngliche Datenschutz-Initiativen sind ganz von der Bildfläche verschwunden.