Wie Sie Ihre Daten im Internet löschen (lassen)
Täglich handeln Datenbroker mit Ihren persönlichen Daten im Internet. Schutzdienste versprechen, diese zu löschen. Wir klären, was die Dienste taugen.
- Torsten Kleinz
Das Angebot klingt verlockend: Sie müssen sich nie wieder selbst um widerrechtlich abgegriffene Daten kümmern, stattdessen übernehmen Dienstleister die Jagd nach E-Mail-Adressen und Telefonnummern in den Fängen von Datenhändlern. Die Hilfe ist oft nur allzu willkommen, denn als Einzelner steht man der Übermacht der Datensammler hilflos gegenüber.
In diesem Artikel untersuchen wir die Methoden und Erfolgsaussichten solcher Datenschutzdienste und geben zusätzlich Tipps, was sie selbst tun können.
Den Hintergründen des weltweiten Geschäfts mit persönlichen Daten und die aktuelle Rechtslage in der EU und in den USA gehen wir in einem weiteren Beitrag ein.
- Schutzdienste verschicken in Ihrem Auftrag automatisierte Löschaufforderungen an Firmen und Datenbroker. Wir haben zwei davon getestet.
- Es gibt jedoch Tausende von Datenbrokern und Sammlern. Die Schutzdienste können nur einen Bruchteil abdecken, sodass Ihre Daten weiter zirkulieren.
- Statt Dienstleister zu beauftragen, ist es oft billiger und effizienter, Accounts manuell zu kündigen und Daten selbst löschen zu lassen.
Surfshark Incogni
Seit 2021 bietet das in Litauen ansässige, aber in den Niederlanden registrierte Unternehmen Surfshark seinen Dienst Incogni an. Incogni soll E-Mail-Adressen in den Beständen von Datenbrokern aufspüren und deren Löschung fordern. Er ist einer der günstigsten Datenlöscher auf dem Markt, leistet für knapp 70 Euro im Jahr aber auch weniger als die Konkurrenz. Einen kostenlosen Probe-Account gibt es nicht, immerhin kann man bei Nichtgefallen innerhalb von 30 Tagen sein Geld zurückfordern.
Das Angebot wirkt auf den ersten Blick aufgeräumt und professionell aufgesetzt. Incogni fragt lediglich die E-Mail-Adresse sowie den Namen ab und verzichtet auf Angaben zu Telefonnummer und Adresse. Nachdem man per Kreditkarte bezahlt hat, soll man per Maus eine rechtsverbindliche Vollmacht unterschreiben, mit der Incogni die Datenlöschung bei verschiedenen Anbietern verlangt. Eine weitere Identitätsprüfung findet nicht statt.
Im Test mit einer deutschen Mailadresse landeten wir nach wenigen Minuten auf einem aufgeräumten Dashboard, das 91 Datenhändler listet. Wer will, kann sich durch die einzelnen Anbieter klicken, bekommt aber nur rudimentäre Informationen. Die Liste reicht von dem deutschen Marktforschungsunternehmen GfK über den Marketing-Anbieter ID5, der Interessenprofile für die Werbeindustrie verknüpft, bis hin zum Videoportal Dailymotion. Incogni fragte uns gar nicht erst, ob wir einen der Dienste tatsächlich nutzen, sondern verschickte sofort die Löschaufforderungen in unserem Namen.
In den folgenden Wochen konnten wir auf dem Dashboard den Fortschritt der Händlerreaktionen und Löschungen verfolgen. Diese können laut Surfshark bis zu 45 Tage dauern. Nach zwei Wochen hatten lediglich 21 der 91 angeschriebenen Anbieter reagiert.
Ob die Anbieter tatsächlich Daten von uns besaßen, erfuhren wir nur im Ausnahmefall. Ein Anbieter schickte seine Antwort nicht nur an Incogni, sondern auch an unsere E-Mail-Adresse und teilte darin mit, dass es überhaupt keinen Datensatz gebe, den man löschen könnte. Im Incogni-Portal wurde der Eintrag dennoch als Erfolg markiert.
Was genau bei welchem Unternehmen gelöscht wird, können Incogni-Kunden nicht beeinflussen: Weder kann man andere Datenbroker außerhalb der vorgefertigten Liste kontaktieren, noch andere persönliche Daten abseits der E-Mail-Adresse tilgen lassen. Das erleichtert es den Datenbrokern, sich dumm zu stellen. Wer bei einem Anbieter nicht mit exakt der gleichen E-Mail-Adresse und der gleichen Namensschreibweise registriert ist, braucht nicht auf Löschung zu hoffen.