Wie der Handelskrieg zwischen den USA und China Drohnenhersteller DJI trifft

Seite 2: Lohnendes Ziel im Technologiekrieg

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Drohnen werden auch zur Wartung, Kartierung und für viele andere Zwecke eingesetzt. Die kleinsten Fluggeräte wiegen weniger als 250 Gramm, die größten können mehr als 100 Kilogramm Nutzlast transportieren. Zudem steigt DJI stärker in den Kameramarkt ein.

Zunächst kaufte DJI die schwedische Traditionsmarke Hasselblad. Inzwischen produziert es seine stabilisierte Kameraeinheit Zenmuse und eigene Objektive für Luftaufnahmen, die beim Wechsel nicht neu ausbalanciert werden müssen.

Ein Grund für die hohe Anziehungskraft seiner Produkte ist, dass das Unternehmen durch seine Lage im Zentrum von Chinas Elektronikindustrie direkten Zugriff auf modernste Elektronik und Mechatronik genießt, ohne die weltweit einige Hightechsektoren nicht mehr funktionieren. "Ohne Motoren aus China können wir kaum Roboter bauen", sagt ein japanischer Experte. Das Problem für DJI: Mit seiner großen Marktmacht ist das Unternehmen ein lohnendes Ziel im Technologiekrieg geworden.

DJI verweist auf mehrere Studien von staatlichen Stellen und privaten Instituten in den USA, die bescheinigen, dass die Drohnen keine Daten heimlich an Stellen übermitteln, die die Nutzer nicht definiert haben. Stattdessen stellt das Unternehmen seinen zivilen Charakter in den Vordergrund.

DJI hat erklärt, dass es Lieferungen in die Ukraine und nach Russland eingestellt habe. Im Krieg zwischen den beiden Ländern werden auch zivile Drohnen für das Ausspähen und sogar Abwerfen von Granaten verwendet. Dies ist der Firmenführung offenbar nicht recht. "DJI trägt zum Aufbau einer besseren Welt bei, indem es kontinuierlich den menschlichen Fortschritt fördert", gibt Unternehmenssprecherin Stelzner das Firmenmotto wider. Doch damit kommt das Unternehmen in amerikanischen Sicherheitskreisen nicht durch.

Zum einen wird DJI vorgeworfen, auch Investitionen von staatlichen Geldgebern erhalten zu haben, die die Zusammenarbeit zwischen zivilem und militärischem Sektor fördern. Grundsätzlich wird DJI verdächtigt, Teil der chinesischen Strategie der "Military-Civilian Fusion" (MCF) zu sein, der militärisch-zivilen Verschmelzung.

Das Konzept sei nicht neu, erklärte 2021 die amerikanische Denkfabrik Center for a New American Security. MCF ziele darauf ab, "eine tiefere Integration der zivilen und militärischen Wirtschaft Chinas und ihrer jeweiligen technologischen Ökosysteme zu fördern", heißt es in der Studie. Durch die Zusammenarbeit von Verteidigungs- und Wirtschaftsunternehmen sollen Synergien zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und militärischer Modernisierung geschaffen und genutzt werden. "Das MCF ist erstaunlich breit angelegt und umfasst alle Bereiche von Big Data und Infrastruktur bis hin zu Logistik und Mobilisierung der Landesverteidigung."

Die USA sind zwar ebenfalls an eine Kooperation von Militär und Wirtschaft gewöhnt. China wird jedoch vorgeworfen, dass die chinesische Regierung bzw. die Kommunistische Partei in dem autoritären System im Zweifelsfall auch offiziell private Unternehmen leicht zur Kooperation zwingen kann.

Noch ist das Geschäft des DJI allerdings kaum betroffen. DJI-Sprecherin Stelzner teilt mit, dass die Aktionen in den USA "keine Auswirkungen" auf das DJI-Geschäft in Europa hätten. Auch in den USA gebe es keine "unmittelbaren" Auswirkungen, da mit der Einstufung kein generelles Verkaufsverbot verbunden sei. "Viele Regierungsbehörden in den USA verlassen sich bei ihrer täglichen Arbeit auf DJI-Drohnen."

Ob das so bleibt, ist offen. Schärfere Maßnahmen sind denkbar. Denn die ungebrochene Attraktivität von Drohnen für eine breite und wachsende Kundschaft ist auch den amerikanischen Sicherheitsplanern nicht entgangen. "DJI hält nach wie vor den größten Marktanteil weltweit", erklärte Mercy Kuo von der amerikanischen Risikoberatung Pamir Consulting im November 2022. "Da es bereits Einschränkungen für Anwendungen im Bereich der nationalen Sicherheit gibt, sind zusätzliche Einschränkungen, die auf den zivilen Sektor abzielen, notwendig, um einen signifikanten Einfluss auf den Fußabdruck von DJI zu sehen." Ob die Politik allerdings Appetit auf derart direkte Eingriffe in den Markt hat, erklärt die Expertin nicht.

(jle)