Wie die "Gig Economy" fairer werden könnte

In Großbritannien versucht die Regierung, die neuen "Clickworker"- und "Gig Economy"-Jobs bei Uber und Co. besser zu regulieren. Dazu entstand nun erstmals eine Studie.

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Von
  • Michael Reilly
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Mit der zunehmenden Macht großer Internetfirmen steigt auch die Zahl temporärer Arbeitsverhältnisse. Vermittlungsplattformen wie Uber, Helpling & Co. nutzen Apps und Algorithmen, um einzelne Kurzzeitjobs an den Mann oder die Frau zu bringen. Es ist eine "Gig Economy" entstanden – mit flexiblen Stunden und der Möglichkeit, zwischendurch Geld zu verdienen, wenn man dafür Zeit hat.

Allerdings warnen Gewerkschaften und Arbeitsrechtler vor den Auswirkungen solcher Jobs. Wer sie annimmt, macht sich abhängig von den Plattformen und erhält oft keine soziale Absicherung. Die britische Regierung hat nun eine Studie vorgestellt, die nichts Gutes verheißt. Ihr Ergebnis: Die rund eine Million Menschen, die in Großbritannien von der Gig Economy abhängig sind, werden oft genug ausgenutzt. Sie übernehmen zumeist das volle Risiko für ihren Job und bekommen fast keine Unterstützung von den Firmen, denen sie dienen.

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Matthew Taylor, Leiter der Royal Society of Arts, war Hauptautor der Untersuchung. Er sagte dem Sender "BBC", das Land müsse neue Gesetze erlassen, um diejenigen zu schützen, die er "abhängige Selbständige" nennt – Menschen, die weder wirklich selbständig noch echte Angestellte sind. Das Hauptkriterium dabei müsse sein, ob eine Firma den Mitarbeiter "kontrolliert und überwacht".

"Wenn Sie kontrolliert und überwacht werden, dann sind sie wahrscheinlich ein Angestellter und Sie sollten auch die Rechte eines Angestellten bekommen", so Taylor. "Außerdem müsste die Organisation, die sie da anstellt, auch für in die nationale Sozialversicherung einzahlen." Premierministerin Theresa May gab Taylor weitgehend recht und meinte, die Wirtschaft des Landes müsse "offen und innovativ" sein angesichts eines sich veränderten Arbeitsmarktes.

Doch der Bericht dürfte nur ein Minischritt sein hin zu einer besseren Regulierung. In anderen Ländern wie den USA stehen die Dinge jedoch noch schlechter, sagen Gewerkschafter. Im Mai schlug der Senator Mark Warner aus Virginia ein Gesetz vor, das 20 Millionen US-Dollar allein dafür vorsieht, wie man Mitarbeitern in der Gig Economy eine Sozialversicherung verschaffen könnte. Warner setzt sich auch für eine Reihe von Veränderungen im Arbeitsrecht ein, um es an die neuen Jobs anzupassen, er steht damit in Washington aber ziemlich allein da. Genau wie die meisten Mitarbeiter der neuen Firmen – auch wenn es gelegentlich zu Sammelklagen von Arbeitsrechtsaktivisten kommt. Die Mitarbeiter von Uber & Co. bleiben selbständig.

Immerhin: Laut der britischen Studie sind 60 Prozent der Menschen, die sich als "Gig Worker" engagieren, glücklich mit der Flexibilität. Doch das ändere nichts an der Tatsache, so Studienautor Taylor, dass die Firmen ihre Mitarbeiter kontrollierten und überwachten – manchmal sogar ohne deren Wissen. (bsc)