Porträt: Die Part Time Scientists

Seite 2: Moin, wer will mit zum Mond?

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Im Jahr 2007 sind die Part Time Scientists zusammen mit 32 weiteren Teams für die Teilnahme am Google Lunar XPrice angetreten. Zurzeit sind noch 12 Teams im Rennen – sie sind das einzige verbleibende aus Deutschland. Und noch etwas hat sich verändert: Bei den Part Time Scientists macht nicht mehr nur das Ziel, sondern auch das Erreichte staunen.

Robert Böhme denkt und redet schnell. Wenn er sich in einer Sache sicher ist, scheut er sich nicht, sie umzusetzen. Der Raumfahrt-Fan wurde im Jahr 2008 mit 23 Jahren Initiator und Namensgeber der Part Time Scientists.

(Bild: Anika Kehrer, rtfinem.de)

Da ist zum einen die finanzielle Dimension. Allein der aktuelle Rover besteht aus Material im Wert von rund 250.000 Euro. Dann ist da die Kragenweite der Kooperationspartner, die, erzählt das Team nicht ohne Stolz, alle von sich aus auf das Projekt zugekommen sind: Universitäten wie die TU Wien oder die TU Hamburg-Harburg, die relevante Ressourcen beisteuern, erscheinen ja noch naheliegend. Aber DLR, ESA und NASA klingen doch schon etwas anders. Solche Organisationen sind ja im Privatsektor bisher gar nicht anzutreffen.

Und schließlich ist da noch die zeitliche Dimension. Das Projekt dauert seine bisherigen sechs Jahre nicht deswegen, weil es herumschlufft, sondern weil es enorm aufwendig ist und in großen Teilen nebenberuflich entsteht (alle anderen Teams des Wettbewerbs arbeiten hauptberuflich und sind – nach Aussage der Part Time Scientists – auch nicht weiter). Es besteht aus offenbar ziemlich fähigen, erstaunlich unbeirrten, nach eigener Aussage ein bisschen verrückten und "einfach netten" Mitstreitern. Auf der Bühne des Chaos Communication Congress (CCC), wo sie seit je her über ihren Fortschritt berichten, wirken sie wie große Jungs, die begeistert Unsinn reden.

Dieser Entwurf des Landemoduls enstand 2013. Es soll zwei Rover auf den Mond bringen.

Karsten Becker und der IT-Freelancer Robert Böhme, welcher das Projekt überhaupt erst angezettelt hat, stehen hier auch Ende 2014 auf der Bühne. Sie haben nämlich eine Mitfahrgelegenheit zum Mond für Bastlerprojekte anzubieten.

Es ist merkwürdig zu erleben, wie sich auch bei einem so unerhörten Projekt die Dimensionen normalisieren, wenn man erst mal mit den Leuten spricht. Nach dem Vortrag erklärt Böhme, dass es in der Raumfahrt schon immer viel unnütze Masse gegeben habe, die man zum Beispiel allein dafür brauche, etwas auszubalancieren. Als Füllmaterial sei in der Vergangenheit zum Beispiel Blei zum Einsatz gekommen. "Das tut weh", sagt er, "wenn man bedenkt, dass ein Kilogramm Richtung Mond ungefähr 1,2 Millionen Dollar kostet." Noch etwas überrumpelt fragt man, wieso sie etwas so Teures kostenlos anbieten. Robert Böhme antwortet in seiner sehr natürlichen, schnell denkenden und schnell redenden Art: "Auch wenn es blöd klingt – warum denn nicht? Was mir wichtig ist: Ich mache das nicht aus Profitgründen. Sondern ich denke, dass wir hier die Möglichkeit haben, die Raumfahrt und die Menschen einen großen Schritt weiterzubringen. Ich sehe dieses Potenzial."

Seit 2014 schraubt das studentische Space Team der TU Wien als Partner der Part Time Scientists daran, es in die Tat umzusetzen.

(Bild: Alex Adler, Part Time Scientists)

Das Projekt verzichtet allerdings nicht zur Gänze auf die Einnahmemöglichkeiten, die sich durch den Shuttle-Service bietet. Von den zwölf Cube-Sats, die nach aktuellem Planungsstand mit auf den Mond fliegen sollen, sind nach Angaben des Projekts zwei für die Xprice-Foundation reserviert und zwei weitere für Sponsoren. Den Rest verkaufen sie. Was einer kostet, wollen sie nicht verraten, das sei "verhandelbar". Auf den CCC-Vortrag hin hat sich übrigens die NASA bei ihnen gemeldet. Sie würde gern einen Samen mitsenden, um ihn beim Wachsen zu beobachten. Das haben sie bisher zwar schon auf der ISS machen können, aber noch nie auf dem Mond.