Zahlen, bitte! 16 Minuten Alien-Autopsie
Mitten im Ufo-Hype der 90er tauchte ein sensationeller Film auf, der angeblich die Autopsie eines Außerirdischen zeigte.
Mitten in der Hochphase des Ufo-Hypes in den 1990er Jahren schien ein Film den endgültigen Beweis zu liefern, dass wir nicht alleine sind: In den etwa 16 Minuten des sogenannten Santilli-Films war die Autopsie eines angeblich außerirdischen Wesens durch Personen in Schutzanzügen zu sehen.
Der britische Filmer Ray Santilli führte "Alien Autopsy" am 5. Mai 1995 erstmals in London auf und behauptete, er habe den Originalfilm von einem ehemaligen amerikanischen Militärfilmer erworben. Der hatte behauptet, die Aufnahmen 1947 für das amerikanische Militär in Roswell, New Mexico aufgenommen zu haben und dass der Film trotz Geheimhaltung durch Zufall in seinem Besitz blieb.
Widersprüchliche Angaben zum Roswell-Absturz
Der Roswell-Vorfall ist dabei sozusagen die Mutter aller Verschwörungstheorien. Gesichert ist: Im Sommer 1947 ist in der Nähe der amerikanischen Kleinstadt etwas abgestürzt. Ersten Medienberichten zufolge hatte das Militär eine Flugscheibe geborgen, was die Armee umgehend zu einem Dementi veranlasste: Statt einer Flugscheibe habe man die Überreste eines Wetterexperimentes geborgen.
Über dreißig Jahre geriet der Vorfall fast in Vergessenheit, bis Ende der 1970er Jahre Verschwörungstheoretiker auf ihn aufmerksam wurden, die Widersprüche zwischen Augenzeugenberichten und der offiziellen Version der Ereignisse dankbar aufnahmen. Und in der Tat hatte das Militär etwas vertuscht, aber aus ganz irdischen Gründen: Die abgestürzte Ballonsonde des Projekt Mogul, die den Augenzeugen fremdartig vorkam, musste vor den Sowjets unbedingt geheimgehalten werden.
Ufomania in den 90ern
Die 1990er wurden durch einen Hype um Ufo-Verschwörungstheorien geprägt. Anfang des Jahrzehnts wurden aus Belgien viele Ufo-Sichtungen gemeldet und insbesondere ein Foto ging um die Welt, welches vier Lichter unterhalb eines dreieckigen Objekts zeigte.
Immer mehr Mythen rankten sich zudem um Area 51, einer Geheimbasis, die ausgerechnet in Nevada errichtet wurde. Die Erfolgsserie "Akte X" wurde ein Hit, in der die beiden FBI-Ermittler Dana Scully und Fox Mulder Fälle im verschwörungstheoretischen Umfeld ermittelten. Spiele wie die XCOM-Reihe, oder Blockbuster wie "Independence Day" behandelten das Thema der Invasion durch Aliens.
Scheinbare Alien-Autopsie
Und genau in diese Zeit platzte das Santilli-Video. Es zeigte, wie in einem spartanisch eingerichteten Raum auf einem Tisch zwei Personen einen humanoiden, aber fremdartig wirkenden Körper erst abtasteten und dann aufschnitten.
Der Körper des angeblichen Aliens war so groß wie der eines 12-jährigen Kindes, hatte allerdings fremdartige Proportionen, sechs Finger und sechs Zehen und wies scheinbar starke Verletzungen auf.
Großer Geschäftserfolg durch Lizenzvergabe
Ray Santilli und sein Geschäftspartner Gary Shoefield verkauften die Übertragungsrechte in über 30 Länder. RTL erwarb dabei die Exklusivrechte für die deutsche Ausstrahlung des etwa 16 Minuten langem Films. Die Übertragung des Videos entwickelte sich zu einem Fernsehereignis vergleichbar mit der Mondlandung. Insgesamt sollen so bei der weltweiten Ausstrahlung am 28. August 1995 etwa 1,2 Milliarden Menschen zugeschaut haben – über Nacht wurden die beiden zu Millionären.
Allerdings riefen viele Ungereimtheiten des Films Kritiker auf den Plan: Ein Wandtelefon weckte Zweifel, ob das Modell inklusive Spiralkabel bereits 1947 existierte. Der Spiegel berichtete, dass das Modell erst 1956 auf den Markt kam. Außerdem schienen die mit der Autopsie betrauten Personen eher auf dem Kenntnisstand eines Metzgers denn eines Gerichtsmediziners zu sein, so untypisch wie sie die Schnitte ansetzten.