Zahlen, bitte! 3101 – RAM-Grundbaustein für Intels Erfolg
Am 18. Juli 1968 wurde die Firma Integrated Electronics gegründet, heute unter dem Kürzel Intel bekannt. Die Grundlage für den späteren Erfolg der x86-Ära bildet der Speicherbaustein 3101.
Mit einem Startkapital von 2,3 Millionen US-Dollar starteten Robert Noyce und Gordon Moore am 18. Juli 1968 den Chipproduzenten Intel. Das Startkapital hatten sie an einem einzigen Nachmittag gesammelt, denn die Geschäftsidee des Startups kam an: billige Speicherchips, hergestellt unter der Leitung des anerkannten Ingenieurs Robert Noyce. Als typische Ingenieursfirma verzichtete Intel auf pompöse Namen und nummerierte seine Produkte durch: Der erste Chip sollte 1101 heißen, dann 2101 und so weiter.
Verdrehte Reihenfolge
Trotzdem war der 3101 der erste Chip, den Intel auslieferte und für den Marketing-Direktor Bob Graham prompt einen Claim entwickelte: "Intel liefert – Intel delivers!" Verantwortlich für die vermeintlich "unlogische" Benennung des allerersten Produktes der jungen Firma war Intels Produktionschef Gordon Moore, dem wir mit "Moores Gesetz" das berühmteste Gesetz der Branche verdanken.
Moore ließ gemäß seiner vom Märchen "Goldlöckchen und die drei Bären" abgeschauten Dreier-Strategie gleich drei verschiedene Teams bilden und gegeneinander antreten, die drei verschiedene Ansätze zur Konstruktion von Speicherbausteinen ausloten sollen. Team 1 unter Leitung des Anti-Vietnam-Aktivisten Joel Karp bekam den Auftrag, den 1101 nach der Silizium-Gate-Technik zu entwickeln, Team 2 erforschte die damals weit verbreitete Diffusions-Vergoldungstechnik und Team 3 unter Leitung von Richard Bohn und H. T Chua beschäftigte sich mit der Verwendung von Schottky-Dioden.
Von Honeywell vorfinanziert
Der 3101 wurde am schnellsten fertig, war aber auch durch einen Vorschuss von 10.000 US-Dollar durch Honeywell "vorfinanziert". Die Firma suchte für ihren Scratchpad-Speicher Speicherchips, die ein englisches Wort mit acht Buchstaben speichern konnten.
Sie bekam mit dem 3101 einen Chip mit einer Speicherkapazität von 64 Bit und der extrem schnellen Zugriffszeit von 60 ns – für 100 Dollar pro Chip. 500 Milliwatt wurden benötigt, um die 64 Bit im Speicher zu halten. Nach etlichen Problemen mit der Wafer-Fertigung wurde auch Joel Karp mit dem 1101 fertig: Er wurde ein relativ langsamer SRAM-Chip mit 256 Bit, was Karp nicht zufrieden stellte. Nach einem Redesign gelang es ihm, den 1103 als DRAM-Chip mit 1024 Bit fertig zu stellen, der ein riesiger Erfolg wurde – und wesentlich billiger als der 1101 produziert werden konnte. Mit diesen ersten Chips war die Zukunft von Intel gesichert.
Denn auch Team 2 brachte ein bemerkenswertes Produkt zustande. Dov Frohman beschäftigte sich mit defekten Chips, die aus der Fertigung kamen und kam auf die Idee, einen Festspeicher (ROM) zu realisieren, bei dem der Speicherinhalt durch ultraviolettes Licht gelöscht werden konnte. Das EPROM 1702 war der erste Programmspeicher dieser Art.
Vom RAM zum Mikroprozessor
Als bei Intel die Speicherchips entwickelt wurden, beschäftigte sich Ted Hoff, der Intel-Angestellte Nummer 12, mit einem Auftrag, aus Speichern und ein paar Spezialschaltungen einen Taschenrechner für die japanische Firma Busicom herzustellen. Hoff entschied sich für den Weg, statt der Schaltungen für die Funktionen eines Taschenrechners einen universalen Kleinstcomputer zu bauen, den Mikroprozessor Intel 4004. Am 15. November 1971 wurde dieser neue Chip in der Zeitschrift Electronic News erstmals beworben: Intel delivers. (vza)