Zahlen, bitte! Vier Raumschiffe und ein Pilot –NASA-Urgestein John W. Young

Seite 2: Mit Abenteuerlust ins Weltraumzeitalter

Inhaltsverzeichnis

Angespornt von der Rede von Präsident Kennedy im Jahr 1961, den Mond bis zum Ende des Jahrzehnts betreten zu wollen, bewarb sich Young um das Gemini-Programm. Es war Nachfolger des Mercury-Programms und sollte entscheidende Erkenntnisse und Grundlagen für das Apollo-Mondprogramm liefern.

Aufgrund von Umplanungen und krankheitsbedingten Ausfällen kam Young bereits in Gemini 3 zum Einsatz. Am 23. März 1965 war es so weit: Die Titan-II-Rakete hob mit John Young und Virgil Grissom an Bord ab. Ziele waren Tests der Rakete, der Kapsel und der Manövrierdüsen, sowie drei wissenschaftliche Experimente. Der erste Flug zweier amerikanischer Astronauten in einer Kapsel verlief trotz kleinerer Pannen bei den wissenschaftlichen Experimenten weitgehend erfolgreich.

Für Irritationen – bis hin in den Kongress – sorgte allerdings der Corned-Beef-Zwischenfall: Da Virgil Grissom die neu entwickelte Weltraumnahrung nicht mochte, schmuggelte John Young heimlich ein Corned-Beef-Sandwich in seinem Raumanzug, um es Grissom im All anbieten zu können. Allerdings ist es in der Tat keine gute Idee, ein Brot mit ins All zu schmuggeln: Die Krümel, die normalerweise beim Abbeißen auf den Boden fallen, fliegen dann durch die Raumkapsel und könnten im schlimmsten Falle die empfindliche Elektronik stören.

NASA-Astronautengruppe 2, aufgenommen am 17. September 1962 im Manned Spacecraft Center,
Untere Reihe (jeweils von links nach rechts) Charles Conrad, Jr., Frank Borman; Neil Armstrong, John W. Young;
Obere Reihe: Elliott M. See, Jr., James A. McDivitt, James A. Lovell, Jr., Edward H. White II, Thomas P. Stafford

(Bild: NASA)

Außerdem monierten Kongressabgeordnete, dass die für viel Geld entwickelte Weltraumnahrung verschmäht wurde. Der Karriere von Young tat der Zwischenfall aber keinen Abbruch. Der zweite Einsatz erfolgte 1966 mit Gemini 10. Hier wurden insgesamt erfolgreich zwei verschiedene Satelliten angesteuert, und erstmals ein Raumschiff durch einen externen Antrieb eines der Satelliten angeschoben. Die Außeneinsätze verliefen nicht optimal. Dennoch galt die Mission als erfolgreich.

Mit Apollo 10 war Young als Pilot des Kommandomoduls "Charly Brown" an der letzten Mission vor der Mondlandung involviert. Bis auf die eigentliche Landung wurden sämtliche Manöver geprobt, die für die Mondlandung notwendig waren. Bis auf einige Schwierigkeiten beim Wiederaufstieg verlief die Mission erfolgreich. John Young war dabei der erste Astronaut, der den Mond alleine umkreiste.

In Apollo 13 war John Young als Ersatzkapitän vorgesehen. Als die Mission durch einen technischen Defekt im Kommandomodul einen dramatischen Verlauf nahm, half er als zeitweiliger Capcom-Verbindungssprecher bei der Kommunikation zwischen Houston und der Apollo 13 Crew als erfahrener Astronaut.

Apollo 16 - Kommandant John W. Young neben dem Lunar Roving Vehicle (LRV). Natürlich fuhr er auch damit, und stellte mal eben einen Mond-Geschwindigkeitsrekord von 11 mph (etwa 17 km/h) auf.

In Apollo 16 flog Young endlich als Kommandant zum Mond. Am 16. April 1972 hob die gewaltige Saturn V ab und fünf Tage später setzte die Mondlandefähre Orion auf dem Mond auf. Es wurde der zweitlängste Mondaufenthalt überhaupt. Drei ausgedehnte Außeneinsatze mit dem Lunar Roving Vehicle (LRV) wurden gefahren, in denen die Astronauten mehrere Experimente durchführten und insgesamt knapp 96 Kilo Mondgestein mit zur Erde brachten.

Interessant war die Differenz der Herzschläge beim Start: Landemodul-Pilot Charles M. Duke hatte beim Start von Apollo 16 eine Herzfrequenz von 144 Schlägen pro Minute, während bei Young die Messgeräte grade einmal einen Wert von 70 aufnahm. Young meinte später ganz cool dazu, dass er für einen höheren Wert zu alt gewesen sei.

Beim Außenspaziergang auf dem Mond erreichte Young zudem die Information, dass der Kongress die Mittel für die Entwicklung des Space-Shuttle-Raumfahrtprogramms bewilligt hatte. Somit war er der einzige Mensch, der auf einem anderen Himmelskörper die Zusage für seinen nächsten Job erhielt. Young übernahm 1973 erst die Space-Shuttle-Abteilung und ein Jahr später das Astronautenbüro. Diesen Posten hatte er bis 1987 inne. 1976 schied er zudem mit dem Dienstgrad Kapitän zur See nach 25 Jahren Dienst aus der Navy aus.