Zahlen, bitte! Vier Raumschiffe und ein Pilot –NASA-Urgestein John W. Young

Seite 3: Erster Flug des Space Shuttle

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Als erfahrenster Astronaut war es logisch, dass Young die schwierige Mission des Erstflugs eines Space Shuttles, bzw. STS (Space Transportation System) übernahm. Nicht nur, dass es der erste Flug eines wiederverwertbaren Raumschiffs war, es war auch das erste Mal, dass ein System bemannt seinen Erstflug hatte – und das als bis zu diesem Zeitpunkt wohl komplizierteste Gerät, was je entwickelt wurde. Am 12. April 1981, genau 20 Jahre nach dem Erstflug des ersten russischen Kosmonauten Juri Gagarin im Wostok 1, flog das Space Shuttle Columbia als STS-1 ins All.

STS-1 Space Shuttle Columbia beim Start am 12. April 1981.

(Bild: NASA)

Es war ein reiner Funktionstest. Nutzlast war ein Flugüberwachungssystem, um so viele Parameter wie möglich aufzuzeichnen. Von Computerproblemen vor dem Start abgesehen, verlief die Mission weitgehend reibungslos. Das STS-System funktionierte und war somit einsatzbereit.

Die letzte Weltraummission Youngs war STS-9. Am 28. November 1983 startete in der Columbia das europäische Spacelab ins All. Das Weltraumlabor wurde von der europäischen Raumfahrtagentur ESA entwickelt und nahm fast den gesamten Frachtraum ein. Mit dem deutschen Astronauten Ulf Merbold war zudem erstmals ein ausländischer Astronaut an Bord. Als neuartiger Nutzlastspezialist betreute er das Weltraumlabor.

Merbold erinnerte sich an John Young als jemanden, der trotz dessen, dass er eine Raumfahrtlegende war und als Chef aller Astronauten galt, sich auch nicht zu schade war, um für die Forscher nach ihrem Tagewerk das Essen zuzubereiten, wie der ESA-Astronaut in seinen Erinnerungen an John Young schilderte. Die Experimente verliefen allesamt wie vorgesehen. John Young konnte nochmal sein ganzes Können zeigen, als kurz vor der Landung zwei Computer und dann eine von drei Trägheitsplattformen ausfielen. Auch entzündete sich während der Landung im Heck ein Feuer und zwei von drei Auxiliary Power Units (APU) wurden beschädigt, die für die Hydrauliksysteme den Druck bereitstellten. Dennoch landete das Space Shuttle sicher in der Edwards Air Force Base auf Bahn 17.

John Young blieb der NASA erhalten und wurde 1996 zum technischen Direktors des Johnson Space Centers ernannt. Insbesondere die Sicherheit der Astronauten lag ihm am Herzen. Schließlich starb sein erster Astronautenkollege und Freund Gus Grissom bei Belastungstests mit Apollo 1, und das maßgeblich durch Schlamperei bei Entwicklung und Bau der Raumkapsel. Seine Hartnäckigkeit und unangenehmen Fragen, wenn für ihn der Sicherheitsaspekt zu kurz kam, waren bei den Ingenieuren berüchtigt.

John Young im Jahr 2002 in seiner Position als technischer Direktor des Johnson Space Centers der NASA.

(Bild: NASA)

Nach 42 Jahren ging Young 2004 in den verdienten Ruhestand und verließ die NASA. Er brachte es in seinem Leben auf über 15.000 Flugstunden und 835 Weltraumflugstunden und darunter vielen Flugrekorden. Außerdem wurden ihm viele Ehrungen und Auszeichnungen zuteil: Die Navy verlieh ihm die Distinguished Service Medal mit Goldstern, von der NASA erhielt er 1965 und 1966 die Exceptional Service Medal sowie die 1969 und 1971 die Distinguished Service Medal, letztere ist die höchste Auszeichnung, die die Weltraumbehörde verleiht. Die größte Auszeichnung vergab die US-Regierung: US-Präsident Ronald Reagan verlieh ihm 19. Mai 1981 die Congressional Space Medal of Honor. So ein Leben verdiente es, erzählt zu werden: 2013 erschien seine lesenswerte Biografie: "Forever Young – A Life of Adventure in Air and Space".

Am 5. Januar 2018 starb John Watts Young im Alter von 87 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung.

(mawi)